Miteinander reden von A bis Z
uns das Modell vom → Inneren Team ebenso wie das → Kommunikationsquadrat und das Modell vom → Teufelskreis .
Literatur
Kumbier, D./Schulz von Thun, F. (Hg.): Interkulturelle Kommunikation.
Interpunktion
Interpunktion ist ein wichtiger Begriff von Paul Watzlawick; er hat nichts mit Punkt und Komma zu tun, sondern mit zwischenmenschlichen Wechselwirkungen. Am besten lässt sich Interpunktion an Watzlawicks Urbeispiel von einem Ehepaar erklären.
Die Frau nörgelt an ihrem Mann herum, weil er sie immer wieder alleine lässt, um z.B. das Wirtshaus aufzusuchen. So sieht sie es, so interpunktiert sie die beiden Ereignisse (s. Abb. 35 ).
Abb. 35 :
Interpunktion der Frau
Er hingegen sieht Ursache und Wirkung genau andersherum: Weil meine Frau immer an mir herumnörgelt, ziehe ich mich mehr und mehr zurück (s. Abb. 36 ).
Abb. 36 :
Interpunktion des Mannes
Der Mann nimmt dieselben Tatsachen wahr wie die Frau, interpunktiert sie aber anders. Beide sind überzeugt, auf den anderen zu re-agieren! Wer hat denn nun recht? Wer von beiden hat «angefangen»? Fast immer ist das unmöglich zu ermitteln und fast nie führt diese Frage weiter, da sie eine Einteilung in Täter und Opfer enthält. Es ist daher aussichtsreicher, die Angelegenheit «systemisch» zu betrachten und auf die Schuldfrage zu verzichten. Nach systemischer Betrachtungsweise besteht zwischen zwei Menschen in einer Beziehung eine «zirkuläre» (kreisförmige) Wechselwirkung (s. Abb. 37 ).
Abb. 37 :
Teufelskreis der Interpunktionen
Im Schaubild wird die Wechselwirkung betont: Jedes Verhalten ist Ursache und Wirkung zugleich. Bei dieser Sichtweise werden Vorwürfe und Schuldzuweisungen außer Kraft gesetzt (diese würden einen → Teufelskreis verewigen), stattdessen kann die Energie auf die Lösung gerichtet werden: Wie kommen wir aus diesem unheilvollen «Zusammenspiel» wieder heraus?
Die «Interpunktion von Ereignisfolgen» ist eines der fünf pragmatischen → Axiome von Watzlawick.
Literatur
Watzlawick, P.: Zwischenmenschliche Kommunikation.
Miteinander reden 1 .
Intrapersonaler Konflikt
Ein intrapersonaler Konflikt bezeichnet einen Konflikt innerhalb einer Person, wenn diese hin und her gerissen und somit nicht entscheidungs- und handlungsfähig ist. Beispielsweise bei der Frage «Sage ich meinem Vorgesetzten meine kritische Meinung oder behalte ich sie aus Sorge vor unangenehmen Konsequenzen für mich?» Das Modell vom → Inneren Team verdeutlicht diese → Ambivalenzen und fördert die Klärung innerer Uneinigkeit (s. Abb. 38 ).
Abb. 38 :
Innerer (intrapersonaler) Konflikt zwischen zwei Mitgliedern des Inneren Teams
Literatur
Miteinander reden 3 , S. 137 ff. ( 117 ff.)
Introjekt
Wenn etwas von außen (von anderen Menschen) in die Seele importiert worden ist (z.B. die Normvorstellung «Jungen weinen nicht!»), kann dies zu einem Introjekt werden. Und zwar dann, wenn der Betreffende diese Norm «verinnerlicht», wenn er sie sich zu eigen macht und nicht mehr als importierten Fremdkörper erkennt und empfindet. Wenn Pia als Kind von ihrer Mutter oft zu hören bekommen hat: «Das kannst du aber noch besser, streng dich an!», dann kann ihr diese Ermahnung derart in Fleisch und Blut übergehen, dass sie fortan von ihr selbst ausgeht. Introjekte können sowohl negativ blockierend als auch positiv unterstützend wirken. Die Zuversicht, die ich bei einer wichtigen Bezugsperson in einer schwierigen Situation erlebt habe, kann als Introjekt in mir wirksam werden.
Im Modell des → Inneren Teams erscheinen Introjekte als Souffleure, die sich mit ihrer Botschaft an das Oberhaupt wenden und so Einfluss auf das innere Bühnengeschehen nehmen, z.B. in Gestalt eines inneren Widersachers , der alles schlechtredet und niedermacht («Deine Entwürfe taugen allenfalls als Schmierpapier – überlass das lieber Menschen, die etwas davon verstehen!»). Solche Stimmen behindern uns bisweilen, besonders wenn sie sich mit befehlender Unabdingbarkeit aufdrängen, der wir uns nur schwer entziehen können. In einem solchen Fall kann es sich lohnen, sich mit diesem Introjekt bewusst auseinanderzusetzen. Der unverdaute Fremdkörper kann dann entweder «abgestoßen», vielleicht langsam durch eine neue Philosophie ersetzt werden (z.B. «Schön, wenn ein ganzer Mann berührbar ist!»). Oder aber er kann durch bewusste Aneignung und Anverwandlung («So stimmt es für mich!») zu einem bewussten Teil meiner
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