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Miteinander reden von A bis Z

Miteinander reden von A bis Z

Titel: Miteinander reden von A bis Z Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedemann Schulz von Thun , Kathrin Zach , Karen Zoller
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Selbstachtung und Selbstbehauptung ausgeglichen wird. Das →   Werte- und Entwicklungsquadrat kann diese Zusammenhänge verdeutlichen (s. Abb.  44 ).
    Abb.  44 :
    Beziehungsgestaltung im Spannungsfeld von Selbstbehauptung und Hingabe
    Die Pfeile in den Diagonalen weisen die Entwicklungsrichtungen im Kommunikationstraining. Wer zum Beispiel allzu sehr dem selbst-losen Stil verhaftet ist und nach unten rechts «abgerutscht» ist, könnte und sollte durch ein Training in Selbstachtung/-behauptung die entsprechende Schwestertugend erobern. In gleicher Weise lässt sich dies für alle acht Kommunikationsstile «durchbuchstabieren».
    Literatur
    Miteinander reden 2 .

Konflikt
    Jeder weiß, was ein Konflikt ist. Eine Definition ist trotzdem nicht leicht. «Wenn wir in Streit geraten»? Ja, aber es gibt neben solchen «heißen» Konflikten auch «kalte» Konflikte, die unausgesprochen im Raume sind und die Atmosphäre «frostig» machen, wo wir aber gerade
nicht
aneinandergeraten. Oder handelt es sich um einen Konflikt, wenn wir unterschiedliche Meinungen oder Wünsche haben? Nicht unbedingt: Du willst heute Abend ins Kino, ich würde am liebsten zu Hause bleiben? Das wäre (noch) kein Konflikt. Glasl ( 1980 ) definiert ihn so: «Unterschiede im Denken, Fühlen oder Wollen, die zu einem Verhalten führen, das der andere als Beeinträchtigung erlebt». Aber auch das reicht noch nicht. Vieles, was mein Nachbar, mein Kollege, mein Chef tut, stört mich. Zum Beispiel hindert mich die laute Party nebenan am Einschlafen. Aber ok, der Mann feiert seinen Geburtstag, ich nehme Ohropax und lege mich wieder hin. Kein Konflikt! Deswegen ergänzt Thomann die Definition von Glasl: «… und
die er nicht akzeptiert
». Wenn ich also den Lärm nicht akzeptiere, beim Nachbarn klingele und mich über den Lärm beschwere – wäre dann der Konflikt «perfekt»? Auch noch nicht! Entschuldigt sich der Nachbar und macht er die Musik sogleich leiser, dann hat es eine Verständigung gegeben, bevor ein Konflikt ausgebrochen ist. Erst wenn der Nachbar die erbetene Rücksicht verweigert («Einmal im Jahr habe ich Geburtstag, das können Sie wohl einmal hinnehmen!») und ich diese Zumutung nicht akzeptieren will, ist der Konflikt perfekt.
    Wir definieren also:
«Ein Konflikt ist gegeben, wenn Unterschiede im Denken, Fühlen und/oder Wollen zu einem Verhalten führen, das der andere als inakzeptable Beeinträchtigung erlebt und das der eine nicht oder nicht hinreichend zu ändern bereit ist, wenn er von dieser Beeinträchtigung erfährt.»
    Die meisten Menschen erleben Konflikte als unangenehm, auch schon spürbare Unterschiede im Vorfeld eines Konfliktes. Tatsächlich gehen sie «unter die Haut», lösen Angst aus: Angst vor Verletzung und Disharmonie, vor Ablehnung und Feindseligkeit, vor «bösem Blut». Gleichzeitig sind Konflikte im menschlichen Miteinander normal und nicht zu vermeiden, besonders im partnerschaftlichen Verhältnis, wo nicht nur einer «das Sagen hat», sondern beide ihre Interessen, Bedürfnisse und Eigenarten einbringen dürfen und sollen. Das ist ein soziales Grundgesetz: Menschen, die miteinander zu schaffen haben, machen einander zu schaffen! Dies gilt gerade für Inhaber von →   Rollen , in welchen Konflikte bereits «einprogrammiert» sind, bevor der eine oder andere Mensch die Rolle übernimmt.
    Konflikte sind also erstens
bedrohlich
und zweitens
unumgänglich
. Und drittens können sie
fruchtbar
sein: ein konstruktiv ausgetragener Konflikt kann, da «die Wahrheit zu zweit beginnt» ( →   Dialog ), neue und kreative Lösungen hervorbringen und überdies die Beziehung der Kontrahenten stärken und vertiefen. Ob es gut oder böse ausgeht, hängt nun sehr von der
Konfliktfähigkeit
der Kontrahenten ab, einer der entscheidenden Komponenten der sozialen Kompetenz! Gelingt es ihnen,
Selbstbehauptung
und
Konzilianz
(um Versöhnen bemühtes Entgegenkommen) miteinander zu verbinden, so dass sie weder in eine sture Selbstgerechtigkeit/Rechthaberei noch in eine selbst verleugnende Nachgiebigkeit abrutschen? Gelingt es ihnen, →   Empathie und Selbstempathie in der Balance zu halten? Gelingt ihnen ein «Miteinander im Gegeneinander»? Oder macht das Gespräch alles noch schlimmer, fließt böses Blut im boshaften Gemetzel oder gefriert es im eisigen Schweigen?
    Idealtypisch lassen sich zwei Konfliktphasen unterscheiden:
    die Konfrontationsphase (der Ausbruch)
die Reflexionsphase (die Klärung)
    (s. Abb.  45 )
    Abb. 

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