Miteinander reden von A bis Z
selbst werden, getreu dem Satz von Goethe: «Was du erbst von deinen Vätern, erwirb es, um es zu besitzen!» (s. Abb. 39 ).
Abb. 39 :
Introjekt
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K
Klärungshilfe
Klärungshilfe ist ein spezielles, von Christoph Thomann entwickeltes Vorgehen bei Konflikten zwischen zwei ( Zweier-Klärung ) oder mehreren Parteien ( Team-Klärung ): Ein Klärungshelfer strukturiert und moderiert die Auseinandersetzung, wenn die Beteiligten zum Beispiel aufgrund der Eskalation des Konfliktes alleine nicht mehr oder noch nicht imstande sind, ein konstruktives Gespräch zu führen. Ziel einer Klärungshilfe ist es, für Klarheit und Transparenz zwischen den Beteiligten zu sorgen sowie Spielräume für mögliche Lösungen auszuloten. Die Klärungshilfe hebt sich dadurch von anderen Mediationsverfahren ab, dass sie viel Augenmerk auch und gerade auf solche Emotionen der Beteiligten legt, die «negativ» sind und den Wunsch nach einer friedlichen Lösung zunächst einmal zu gefährden scheinen.
Die Aufgabe des Klärungshelfers besteht darin, alle Beteiligten in ihrer Sichtweise genau zu verstehen, die unausgesprochenen Inhalte ( → Botschaft ) und auch unangenehmen Dinge zwischen ihnen spruchreif zu machen, die Emotionen spürbar und die Hintergründe sichtbar werden zu lassen sowie die Beteiligten beim Umgang mit der «Wahrheit der Situation» ( → Situationsmodell ) zu unterstützen.
Das Hauptziel der Klärungshilfe ist nicht die Lösungsfindung, sondern die Klärung der schwierigen Situation. Chr. Thomann hat das Vorgehen als Klärungshilfe-Brücke dargestellt, die sieben Phasen umfasst (s. Abb. 40 ).
Abb. 40 :
Phasen des Klärungsprozesses
Phase 0 :
Auftragsklärung
Phase 1 :
Anfangsphase mit Kontaktaufnahme und Regelvereinbarung
Phase 2 :
Selbstklärung der beiden Konfliktparteien (nacheinander), jeweils im Dialog mit dem Klärungshelfer ( → Aktives Zuhören )
Phase 3 :
Beziehungsklärung zwischen den Konfliktparteien, bei welcher der Klärungshelfer psychologische Übersetzungsarbeit leistet ( → Doppeln )
Phase 4 :
Erklärungen und Lösungen, theoretische Einordnung der Konfliktthemen durch den Klärungshelfer, Treffen von Vereinbarungen zwischen den Beteiligten
Phase 5 :
Abschluss, Benennen offener Punkte, Vereinbarung weiterer Sitzungen
Phase 6 :
Nachsorge: Bericht der Beteiligten über die Ergebnisse der Klärungshilfe
Literatur
Thomann, Chr./Schulz von Thun, F.: Klärungshilfe 1 .
Thomann, Chr.: Klärungshilfe 2 .
Thomann, Chr./Prior, Chr.: Klärungshilfe 3 .
Kommunikationsstile
Menschen unterscheiden sich in der Art und Weise, wie sie mit anderen in Kontakt treten. Die Unterschiede sind nicht angeboren, sondern entwickeln sich im Laufe des Lebens als Ergebnis unserer Erfahrungen mit anderen Menschen. Die sichtbare «Außenseite» unseres Verhaltens und unserer Kommunikation ist immer auch ein Ausdruck der weniger offensichtlichen «Innenseite», also unserer Ängste, Bedürfnisse und Wünsche. Auf dieser Grundlage entwickelt jeder Mensch seinen eigenen Kommunikationsstil. Besonders prägend ist dabei, wie wir im Zusammenleben mit den wichtigsten Bezugspersonen der ersten Jahre unseren Platz behauptet und uns vor Verletzungen geschützt haben. Schulz von Thun unterscheidet acht verschiedene Stile, wobei jedem Stil eine Grundbotschaft zugeordnet ist, die ein Mensch mit seiner Kommunikation (unterschwellig) aussendet:
Bedürftig-abhängiger Stil
Helfender Stil
Selbst-loser Stil
Aggressiv-entwertender Stil
Sich beweisender Stil
Bestimmend-kontrollierender Stil
Sich distanzierender Stil
Mitteilungsfreudig-dramatisierender Stil
(s. Abb. 43 )
Abb. 43 :
Kommunikationsstile
Der jeweilige Kommunikationsstil prägt unsere Kontaktgestaltung. Ihm liegt ein seelisches → Axiom zugrunde, eine unbewusst wirksame Überzeugung, wie beispielsweise beim bedürftig-abhängigen Stil: «Ich bin schwach und hilflos, alleine bin ich dem Leben nicht gewachsen» oder beim selbst-losen Stil: «Ich bin unwichtig – nur im Einsatz für andere kann ich zu etwas nütze sein!»
Jeder Stil enthält für eine gute Kontaktgestaltung ein bestimmtes Potenzial und eine typische Falle. Der selbst-lose Stil zum Beispiel enthält das Potenzial der Hingabefähigkeit. Diese kann, wenn sie im Übermaß gelebt wird, zu einer selbstentwertenden Aufopferung verkommen. Diese Gefahr ist besonders dann gegeben, wenn die Tugend der Hingabe nicht hinreichend durch die Schwestertugend der
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