Mithgar 10 - Die schwarze Flut
Waffenkammern auf ihre Benutzer. Und auch wenn ich nicht an die von den Zwergen gefertigten Rüstungen meiner Jugend oder die meiner Söhne gedacht habe, so hat sich doch Prinzessin Laurelin daran erinnert. Sie hat nicht nur recht, weil Ihr Schutz braucht, sondern auch, weil Ihr der Hauptmann und die Leutnants der Kompanie des Kleinen Volks seid, und es wird meinen Männern leichter fallen, einen Waerling in Gold, Silber oder Schwarz ausfindig zu machen, um ihm meine Befehle zu übermitteln. Ihr werdet die Harnische deshalb behalten.« Er hob die Hand, um ihren Einwänden zuvorzukommen. »Wenn Ihr einem Geschenk nicht zustimmen wollt, so könnt Ihr Euch doch sicherlich nicht widersetzen, wenn wir es eine Leihgabe nennen. Behaltet also die Rüstungen und, ach ja, auch die Kleidung, bis ich sie persönlich zurückfordere. Und sollte ich das niemals tun, so mögen sie in Euren Händen bleiben oder im Besitz derer, denen Ihr vertraut. Dies ist ein Befehl, deshalb widersprecht nicht.« Die Wurrlinge beugten sich dem Willen des Königs. Die Prinzessin lächelte aus strahlenden Augen. »Ach, kleidet Euch doch bitte wieder so wie gestern Abend, denn das war eine Zeit des Glücks, und ich wünsche mir, dass Ihr so ausgestattet von mir Abschied nehmt.«
Und so geschah es, dass die drei Wurrlinge im grauen Morgen erneut mit Rüstung und Umhängen, mit Helmen, leuchtenden Hosen und weichen Wämsern ausstaffiert wurden - silbern und blau, golden und hellgrün, scharlachrot und schwarz. Unter einem wolkenverhangenen Himmel standen sie in dem Hof beim großen Westtor, als der verwundete Haddon vorsichtig in den ersten von zwei Wagen verfrachtet wurde, die auf dem Pflaster warteten. Prinz Igon stand neben seinem Pferd Rost, an seiner Seite der finstere Hauptmann Jarriel, der die Zügel eines braunen Rosses in den Händen hielt. König Aurion und der silberbärtige Vidron waren ebenso anwesend wie Gildor, der Elfenfürst. Ganz zuletzt kam Prinzessin Laurelin.
»Steht Igon mit Eurem Rat so gut zur Seite, wie Ihr es bei mir tun würdet«, sagte Aurion zu Jarriel, und der Hauptmann legte die geballte Faust aufs Herz.
Nun umarmte König Aurion seinen Sohn. »Sammle mein Heer, Sohn, aber vergiss nicht deinen Schwert-Eid gegenüber Prinzessin Laurelin.« Darauf zog Igon sein Schwert, küsste das Heft und hob die Klinge in Richtung der Prinzessin. Laurelin lächelte, neigte den Kopf und nahm lgons Schwur an,,sie wohlbehalten nach Steinhöhen zu führen. Dann verabschiedete sich die Prinzessin von allen: Sie umarmte König Aurion, küsste ihn auf die Wange und gebot ihm, Modru zu besiegen und dafür zu sorgen, dass ihrem Prinz Galen nichts geschah. Von Fürst Gildor erbat sie nur, er möge dem Hochkönig dienen, bis der Krieg beendet sei, und Gildor nickte lächelnd. Zu Marschall Vidron sagte sie nichts, sondern umarmte ihn besonders innig, denn er war wie ein Vater zu ihr gewesen in diesem Land so fern ihrer Heimat Riamon, und Tuck sah zu seinem Erstaunen eine glitzernde Träne über die Wange des rauen Kriegers in den Silberbart laufen. Hauptmann Patrel bezeichnete sie als den Sänger ihres Hofes, und Danner lächelte sie zu und nannte ihn ihren Tänzer. Zuletzt wandte sie sich an Tuck, küsste auch ihn und flüsterte ihm zu: »Eines Tages hoffe ich, Eure Merrili aus dem silbernen Medaillon kennenzulernen, so wie ich wünschte, dass Ihr und mein geliebter Fürst Galen irgendwann miteinander bekannt werden könntet, denn mir dünkt, Ihr wäret lustige Kumpane. Passt auf Euch auf, mein kleiner Freund.« Darauf wurde Laurelin von Prinz Igon zum letzten Wagen geleitet und stieg ein. Auf ein Zeichen Aurions hin zog man die Fallgitter hoch, und das große Westtor öffnete sich. Mit einem Ruck an den Zügeln und einem Zuruf an die Gespanne setzten die Kutscher langsam die Wagen in Bewegung; die eisenbeschlagenen Räder klapperten lautstark über die Platten und Pflastersteine, als sie durch das Portal fuhren. Igon folgte auf Rost, der ungeduldig tänzelte und sich aufbäumte, und zuletzt kam Hauptmann Jarriel auf dem Braunen. Außerhalb des Tors schloss sich die Begleitmannschaft an, und dann ging es langsam den Berg Challerain hinab, zur letzten Flüchtlingskarawane, die an seinem Fuß wartete.
Zurück blieben Wurrlinge, Menschen sowie der Elf und winkten zum Abschied. Tucks letzter Blick auf Laurelin war ein trauriger, denn zwar erwiderte sie sein Winken, doch er sah auch, dass sie weinte. Und dann senkten sich unter dem Klappern des
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