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Mithgar 10 - Die schwarze Flut

Mithgar 10 - Die schwarze Flut

Titel: Mithgar 10 - Die schwarze Flut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dennis L. McKiernan
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Raserei befiele, wenn er zum Schlächter würde, so glaube ich ebenfalls, dass er es nicht überlebte - aber nicht, weil er so klein ist, sondern weil er ist, was er ist, nämlich ein Waerling, und sollte er zum Schlächter werden, und sei es im Kampf, er könnte einfach nicht weiterleben danach.« Eine grausige Vorahnung überkam Tuck bei diesen Worten, und er blickte in die Richtung, in die Danner verschwunden war. Den ganzen Vormittag über kamen Hauptleute wie Krieger zum Nordwall, um das Vorrücken des Dusterschlunds zu beobachten, und erbleichten angesichts der schrecklichen Schwärze, die sich von Horizont zu Horizont erstreckte und auf sie zuschob. Auch die Jungbokker aus Danners Gruppe erschienen abwechselnd am Nordwall; sie waren wie die Wurrlinge aus Tucks Mannschaft nun mit ihren neuen Harnischen aus Lederplatten ausgestattet. Sie sahen die dunkel aufragende Wand näher rücken. Manche ließen eine Bemerkung fallen, aber die meisten standen nur wortlos da und schauten lange, bevor sie kehrtmachten und auf ihre Posten zurückgingen.
    »Es sieht wie eine große schwarze Welle aus«, bemerkte Dilbi, als er neben Tuck stand. »König Aurion sagte etwas Ähnliches«, erwiderte Tuck. »Er nannte es eine schwarze Flut. Ich glaube allerdings, dass er Modrus Horde ebenso meinte wie den Dusterschlund.«
    »Aurion Rotaug kann die Horde eine schwarze Flut nennen, wenn er mag, aber ich für meinen Teil glaube, die Elfen liegen richtig, wenn sie von Modrus Brut sprechen«, sagte Dilbi. Nach einer kurzen Pause fuhr er fort: »Ich kann's dir ja ruhig sagen, Tuck - wenn ich diese schwarze Wand anrücken sehe, wird mir ganz flau im Magen.« Tuck warf ihm einen Blick zu und wandte den Kopf wieder in Richtung des Dunkels. »Mir auch, Dilbi, mir auch.«
    Dilbi klopfte Tuck auf die Schulter. »Aber ob flau oder nicht, ich hoffe, das verdirbt uns nicht unsre Treffsicherheit«, sagte er, schaute noch eine Weile und stieg dann vom Sockel. »Ich mach mich dann mal wieder auf zum Südwall, damit ein anderer kommen und sich dieses schwarze Unheil ansehen kann.«
    »Ich begleite dich«, sagte Tuck und sprang zu Dilbi hinab. »Ich habe Modrus Krebsgeschwür lange genug betrachtet. Vielleicht ist Laurelins Karawane noch in Sichtweite, obwohl ich wünschte, sie wäre schon seit Tagen tief im Süden, denn die Wand nähert sich rasch, und die Wagen kommen nur langsam voran.« Also marschierten sie zum Südwall, wo Danner auf der Mauer stand und nach Süden blickte. Tuck stieg zu ihm hinauf und schaute ebenfalls südwärts. »Du liebe Güte!«, rief er erschrocken. »Sind sie denn noch nicht weiter?« Draußen auf der Ebene, scheinbar nur ein kurzes Stück hinter den Hügeln am Fuß des Berges Challerain, sah man deutlich die Karawane, wie sie sich einen langen Anstieg hinaufbewegte.
    »So kriechen sie schon den ganzen Tag dahin«, knirschte Danner in ohnmächtigem Zorn durch die Zähne. »Ich sage mir ständig, sie kommen ganz gut voran, aber tief in meinem Innern glaube ich es nicht. Siehst du den Anstieg, den sie gerade hinauffahren? Das ist derselbe, den wir am letzten Tag zur Feste hinabgaloppiert sind. Wir haben einen ganzen Vormittag gebraucht, bis wir hier ankamen. Der Zug hat ungefähr dieselbe Zeit benötigt, um von hier bis dorthin zu gelangen. Aber ich schwöre dir, Tuck, mir scheinen sie langsam zu kriechen, während wir nur so geflogen sind.« Sie standen da und sahen zu, wie sich der Wagentreck den Anstieg hinaufmühte. Tuck legte Danner den Arm um die Schulter. »Wären lauter Fremde in den Wagen, dann würde uns ihre Geschwindigkeit vielleicht angemessen erscheinen. Oder wenn der Dusterschlund nicht auf uns zukäme, wir würden die Karawane für schnell halten. Aber ich glaube, da im letzten Wagen jemand sitzt, der uns etwas bedeutet, sehen wir sie im Schneckentempo dahinschleichen.«
    »Du hast natürlich recht«, sagte Danner, »aber es hilft nichts, wenn man es weiß.« Der größere der beiden Jungbokker sah den Wagen wiederum lange nach, dann schlug er mit der Faust auf den kalten grauen Stein. »Schneller, ihr Schlafmützen, schneller!«, zischte er durch zusammengebissene Zähne. Dann streifte er Tucks Arm von der Schulter, drehte sich um und setzte sich mit herabbaumelnden Beinen auf den Sims, den Rücken an der kalten Mauerzacke. Er wollte die Karawane nicht mehr sehen. Eine halbe Stunde verging, eine ganze beinah, dann gesellte sich Patrel zu ihnen. Schließlich sagte Tuck: »Da fährt sie hin, über den Hügel,

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