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Mithgar 10 - Die schwarze Flut

Mithgar 10 - Die schwarze Flut

Titel: Mithgar 10 - Die schwarze Flut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dennis L. McKiernan
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herab auf Wälle und Untergrund. Tuck sah sich mit staunenden Augen um. Die Feste lag nun in tiefer Winternacht, und eine Kälte schlich sich übers Land, die einem die Glieder erstarren ließ. Am Himmel war die Scheibe der Sonne nur schwach zu erkennen, und auch das nur, wenn man genau wusste, wohin man blicken musste. Doch ein gespenstisches Licht, ein Schattenlicht, leuchtete aus dem Dunkel, wie von einem hellen Mond. Die Quelle des Lichts schien aber die Luft selbst zu sein, und nicht die Sonne, der Mond oder die Sterne. Tiefschwarze Schatten legten sich um die Füße von Felsvorsprüngen und sickerten zwischen die Bäume und Hügel, und nur mit größter Mühe vermochte man in diese Tümpel der Schwärze zu spähen. Und selbst draußen, wo das Land offener war, verlor sich die Sicht im Schattenlicht, schroff abgeschnitten von der gespenstischen Finsternis.
    Tuck schritt auf dem Festungswall auf und ab und sagte: »Ruhig, Bokker, ruhig.« Doch ob er seine Gruppe aufmuntern wollte oder mit sich selbst sprach, das war nicht klar. Schließlich nahm er wieder seine Position auf der mittleren Bastion ein und starrte hinaus über die Vorberge. Es war eine merkwürdige Empfindung in den Augen, wenn er in den Dusterschlund spähte, als enthielte das Schattenlicht irgendwie eine neue Farbe, vielleicht ein tiefes Violett oder darüber hinaus. Er schaute in Richtung der verschneiten Ebenen; nur wenige Meilen konnte er ins Dunkel spähen, aber noch immer wurde er keiner Bewegung gewahr, ebenso wenig wie Patrel, der sich Tucks Wache anschloss.
    Die schreckliche Kälte kroch bis ins Mark, und Tuck schickte jeweils fünf Leute seiner Gruppe ins Quartier, damit sie dort ihre gesteppten Daunensachen anziehen konnten. Patrel, der ebenfalls gegangen war, kam mit Tucks Kluft zurück, und der streifte schnell die Winterkleidung über die schlotternden Glieder.
    »Enge Hosen und schimmernde Rüstung sind ja schön für Geburtstagsfeste, aber will man dieser kalten Winternacht trotzen, braucht es Eiderdaunen«, sagte Tuck, als er die Jacke über den silbernen Harnisch zog, den Elfenumhang wieder um die Schultern legte und die Kapuze hochschlug. Langsam kehrte die Wärme in seine Glieder zurück, und zusammen mit Patrel schaute er weiter in das kalte, dunkle Land hinaus. Irgendwann wurden die Wurrlinge von den Männern der Burgwache abgelöst, obwohl niemand sagen konnte, wann die Sonne in der grimmigen Kälte untergegangen war, denn nur um die Mittagszeit war ihre Scheibe schwach zu sehen, und sie verblasste, wenn sich die Himmelskugel dem unsichtbaren Horizont entgegensenkte. Die Zeit wurde nun in Kerzenstrichen gemessen sowie mit Wasser- und Sanduhren, und obwohl es inzwischen Nacht sein musste, schienen weder Mond noch Sterne vom Himmel in den Dusterschlund. Doch noch immer war das raue Land zu Füßen der Burg in dem geisterhaften Schattenlicht zu sehen.
    Nach unruhigem Schlaf erwachten die Wurrlinge an einem - wie Danner es ausdrückte - »dämmerungslosen >Tag<, falls man im Dusterschlund überhaupt von >Tagen< sprechen kann - Fürst Gildor sagt, die Tage seien nun entschwunden, und die Dunkelzeit ist über uns gekommen.«
    Furcht herrschte allenthalben in der Messe, und es wurde nur leise und voller Ingrimm gesprochen. Und nach dem Frühstück bezogen die Jungbokker neuerlich Posten auf den Wällen der Burg und sahen hinaus ins verdunkelte Land, hinaus ins Schattenlicht. Die Zeit schleppte sich träge dahin, und die Steine der Mauern wurden bitterkalt, denn die Winternacht hatte Hügel und Ebenen fest in ihrem harten Griff, Raureif legte sich auf die Feste Challerain, und Eis bedeckte die Zinnen und ließ sie frostig funkeln. Wieder kam König Aurion mit Fürst Gildor zum nördlichen Wall; sie ritten auf Rössern mit Paradedecken und waren nun bewaffnet und gepanzert. Der König trug ein mächtiges Schwert am Gürtel und eine Lanze in der Hand. Fürst Gildor war mit einem leichteren Schwert und einem langen Elfenmesser bewaffnet. Sie waren in Kettenhemden gekleidet, und ihren Kopf bedeckten Stahlhelme. Der König trug Rot und Gold, Fürst Gildor Elfengrau. Die Pferde der beiden - der graue Sturmwind des Königs und Leichtfuß, der Braune mit der weißen Blesse, den Gildor ritt - tänzelten unruhig, aber sie standen still, als die Reiter abstiegen.
    Die beiden schritten die Rampe hinauf zu Tuck und Patrel, und Aurion starrte in die gespenstische Dunkelheit, aber er konnte im Schattenlicht nur wenig erkennen. »Wie weit könnt Ihr

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