Mithgar 11 - Die kalten Schatten
sie in Adonar gelandet und können nicht mehr zurück.« Galen und Brega nickten überrascht über die kluge Bemerkung des Wurrlings und fragten sich, weshalb sie nicht selbst darauf gekommen waren.
Bald danach kehrten Fürst Gildor und König Eiron an die Festtafel zurück, doch das Gespräch am Ehrentisch versiegte nahezu. Und obwohl die vier Grubengänger einem großen Dankesbankett beiwohnten und lächelten, wenn ihnen die fröhlich Feiernden zuprosteten, war ihnen das Herz doch schwer, denn wie ein Bahrtuch lastete Traurigkeit auf ihnen.
Tuck gähnte herzhaft, und seine Augen wirkten eulenhaft vor Müdigkeit. Dennoch hörte er genau zu, was gesprochen wurde, denn er, Galen und Brega saßen nun mit Eiron zu Rate. Von ferne erklangen Musikfetzen, da das Fest seinen Fortgang nahm, doch die Kameraden hatten sich zurückgezogen, um zu besprechen, wie es weitergehen sollte, und Eiron war zu ihnen gestoßen, um seinen Rat beizusteuern. Lange hatten sie gesprochen, und nun erklärte Galen: »Folgende beide Möglichkeiten scheinen also die besten zu sein: zu Pferd nach Süden, über die Ebenen von Valon in Richtung Pellar; auf diesem Weg liegt im Land Valon die Stadt Vanar, rund zweihundertfünfzig Meilen von hier, und sie wäre unser erstes Ziel, denn dort würden wir Vanadurin finden, die uns zu den Legionen führen könnten; falls aber das Heer in Pellar kämpft, müssen wir noch einmal fast dreihundert Meilen reiten, nur um bis an die Kreuzung zu kommen, die in dieses südliche Land abzweigt.
Unsere zweite Möglichkeit ist die Weiterreise per Boot, den Fluss Nith hinab bis zum Argon und von dort südwärts nach Pellar; dieser Weg ist ungewisser und möglicherweise gefährlicher, denn es kann sein, dass wir erst bei der Argon-Fähre an der Pendwyrstraße auf Hilfe treffen, und falls dieser Übergang vom Feind gehalten wird, werden wir alles andere als Hilfe finden. Doch selbst wenn er in Freundeshand ist, liegt er rund neunhundert Meilen entfernt, da der Fluss einen weiten Bogen nach Osten macht.«
Lange überlegte Galen, dann sagte er: »Wir fahren auf dem Fluss, denn obwohl die Reise weiter und ungewisser ist, so ist sie doch auch schneller, denn der Nith und der Argon brauchen keine Ruhepausen und fließen Tag und Nacht in ihrem Lauf. Und wenn wir im Boot essen und schlafen und nur anhalten, wenn es die Not gebietet, dann können wir die Argon-Fähre in sieben Tagen oder schneller erreichen. Zu Pferd durch Valon hingegen sind wir frühestens in zehn Tagen an der Fähre, es sei denn, wir hetzen die Pferde gnadenlos - wenn wir ihnen ein wenig Ruhe gönnen, werden es wahrscheinlich sogar eher vierzehn Tage. Nein, wenn man eilig nach Süden muss, ist der Fluss die bessere Wahl.«
Und so wurde es entschieden: Per Elfenboot würden die Kameraden nach Süden fahren, denn Pferde ermüden, der Fluss jedoch nicht.
Am nächsten Morgen brach ein großes Gefolge von Waldesherz nach Süden auf: Coron Eiron und eine Eskorte der Wächter Lians begleiteten Galen, Gildor, Brega und Tuck zu einem Bootsversteck am Fluss Nith.
Einmal mehr saß Tuck hinter Galen auf einem leicht galoppierenden Pferd, und mit müden Augen schaute der Bok ker in den vorbeifliegenden Wald von Greisenbäumen. Er hatte nicht richtig ausgeschlafen, denn der Disput darüber, wie sie Weiterreisen sollten, hatte sich bis spät in die Nacht hingezogen, und sie waren zeitig aufgestanden, um sich auf den Weg zu machen. Und sie ritten rasch zwischen den mächtigen Stämmen, denn ein Gefühl der Dringlichkeit bedrückte alle, besonders Fürst Gildor, der immer noch ein Unheil spürte, das vor ihnen lag; wie dieses aber aussah, konnte er nicht sagen.
In ihrem zügigen Reittempo gelangten sie nach rund einer Stunde zu einer Lichtung am Ufer des Nith, und das Plätschern des schnell fließenden Wassers erfüllte den dämmrigen Wald.
Sie hielten die Pferde an, und die gesamte Gesellschaft stieg ab. Ein Elf sprang die Uferböschung hinab und zog ein Elfenboot aus einem Versteck. Eiron betrachtete das Gefährt und sagte: »Dieses Boot wird euch bis zur Biegung oberhalb der Vanil-Fälle bringen. Ihr werdet es am Südufer unter dem Schiefen Stein wieder verstecken. Dann steigt ihr über die Lange Treppe den Hohen Abbruch hinab zum Kessel, und in den Weidenwurzeln dort werdet ihr ein weiteres Boot finden. Haltet euch nahe des Südufers, bis ihr den mächtigen Bellon passiert und auf dem Argon selbst seid.«
Die vier nickten zu Eirons Worten, denn er hatte nur seine
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