Mithgar 11 - Die kalten Schatten
fragten nach ihren Namen, während sich andere um die Rösser kümmerten.
»Vio Gildor«, erwiderte Fürst Gildor. »Vio ivon Arden. (Ich komme aus Arden.) Meine Begleiter werde ich Coron Eiron und seiner Gemahlin Faeon vorstellen.«
Bei der Erwähnung der Elfe Faeon huschte ein besorgter Ausdruck über die Mienen der Wächter. »Alor Gildor«, sagte der Hauptmann der Türwache, »Ihr dürft eintreten und zum Coron sprechen, doch Ihr werdet ihn betrübt vorfinden; den Grund dafür mag er Euch selbst nennen. Ich kann nur hoffen, dass Ihr Nachrichten bringt, die ihn aus seiner Niedergeschlagenheit aufrichten.«
»Hai!«, rief Gildor. »Dafür kann ich mich verbürgen, denn wir bringen die allerbeste Kunde. Haltet uns nicht länger auf und lasst uns eintreten!«
Und sie schritten in den großen Saal, doch er war düster und nur spärlich beleuchtet. Und am anderen Ende des lang gestreckten Raums saß auf einem Thron im Halbdunkel ein müder Elf: Eiron, der Hohe Coron aller Elfen in Mithgar.
Die Kameraden durchmaßen den Saal, um vor dem Thronpodest stehen zu bleiben. Eiron löste die Hand von der Stirn und sah die vier an, und er machte große Augen angesichts von Mensch, Drimm und Waerling. »Alor Gildor«, sagte er schließlich an den Elf gewandt - und seine ruhige Stimme war voller Trauer.
»Coron Eiron«, sagte Gildor und verneigte sich leicht, »ich darf Euch meine Kameraden vorstellen: Drimm Brega aus den Roten Bergen, Rüpt töter, mächtiger Krieger, Axtwerfer. Den Waerling Tuck Sunderbank, Dorngänger aus den Sieben Tälern, Bogenschütze, Bruttöter, Messerstoßer.« Gildor hielt inne, und Tuck wie Brega verbeugten sich vor dem Elfenkönig, der seinerseits den Kopf neigte. Dann fuhr Gildor fort: »Und, Coron, wenngleich ich ihn als Letzten vorstelle, ist auch dieser Mann hier ein Krieger ohnegleichen: Hordenhetzer, Ghülktöter, Schwertbrecher, Sohn des toten Königs Aurion… Coron Eiron, hier ist König Galen, der neue Hochkönig von Mithgar.«
Die letzten Worte veranlassten Eiron, aufzustehen, und er verbeugte sich tief vor Galen, der sich seinerseits vor dem Coron der Elfen verneigte.
»Ach, aber welch schmerzliche Nachricht Ihr bringt, denn Aurion und ich waren einander stets wohlgesinnt, und ich bin traurig, von seinem Tod erfahren zu müssen«, sagte Eiron. »Lasst uns alle Platz nehmen, reden und das Brot zusammen brechen, und Ihr erzählt mir Eure Geschichte, denn ich höre aus Aldor Gildors Worten heraus, dass ihr mit wichtiger Kunde kommt, wiewohl ich hoffe, es sind auch gute Neuigkeiten darunter, denn ich trage Kummer im Herzen und würde eine Aufmunterung begrüßen.« Gildor zeigte ein breites Lächeln, er zog das Schwert Wehe aus der Scheide, reckte es gen Himmel und rief: »Coron Eiron, va Draedan sa nondl (König Eiron, der Gargon ist tot!)«
Coron Eiron taumelte rückwärts und stieß mit der Kniekehle gegen den Thron, so dass er abrupt auf dem Sitz Platz nahm. »Nond? Va Draedan sa nondf« Eiron traute seinen Ohren nicht.
»Ai! So ist es!«, frohlockte Gildor und stieß Wehe zurück in die Scheide. »Wir vier haben ihn vor fünf Tagen in den finstren Hallen von Drimmenheim getötet: Tuck hat ihn mit dem Langmesser geschnitten und so seinen furchtbaren Blick gebrochen; König Galen zerbrach ein Schwert tief in den Eingeweiden des Scheusals und hat so Zwerg Brega befreit, Brega schleuderte die Axt, die den Schädel des Gargon spaltete, und ich warf die Fackel, die ihn in einem Flammenmeer einschloss; und das Feuer tötete ihn zuletzt. Er war tot, ehe der Scheiterhaufen schließlich in die Große Tiefe in Drimmenheim fiel und den verkohlten Kadaver des Gargon mit in den bodenlosen Abgrund riss.«
Eirons Gesicht rötete sich vor Freude. Der Elfenkönig sprang auf und rief einen Pagen zu sich. »Zündet die Lampen an! Entfacht die Feuer! Bereitet alles für ein Festmahl vor! Und schickt mir Havor!« Kaum war der Diener aus dem Raum gehuscht, trat bereits ein Lian-Krieger - Havor, der Hauptmann der Torwache - ein, um dem Ruf seines Coron zu folgen. »Tragt die Nachricht bis in alle Winkel von Darda Galion und die umliegenden Länder«, befahl Eiron. »In den Großwald und nach Darda Erynian, nach Riamon und Valon, zu den Lian, die jetzt im Norden sind, und zum Heer im Süden: Va Draedan sa nond! Getötet von diesen vier: Drimm Brega aus den Roten Bergen; Tuck Sunderbank, Waerling aus dem Land der Dornen, Alor Gildor, Lian aus Arden, und Galen, dem Hochkönig von Mithgar!«
Havor riss
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