Mithgar 12 - Der schwaerzeste Tag
von Pest, grausamer Versklavung und Tod. Und immer wieder begann er aufzuwachen, um den Alpträumen zu entgehen, aber dann fiel er erschöpft wieder in den Schlaf zurück. Und neben ihm stöhnte Merrili in ihren dunklen Träumen.
Beim Aufbruch am nächsten Morgen wurden Danner, Patrel, Merrili und die übrigen Wurrlinge, die bisher auf Packpferden aus Wellen geritten waren, auf valonische Rösser gesetzt - Packpferde ebenfalls, deren Last aus Getreide und Lebensmitteln im Laufe des Langritts leichter geworden war. Dann brach Galens Kavalkade erneut auf, und die fünftausend Harlingar ließen Vidron und die Wellener fürs Erste zurück. Tuck war, als würden sie den silberbärtigen Rossmarschall und seine Krieger irgendwie im Stich lassen - oder von ihnen im Stich gelassen werden. Doch nach Norden ritten die Vanadurin, und mit ihnen die Dorngänger sowie zwei Elfen und ein Zwerg. Drei Stunden später traf die Kolonne auf Fürstin Rael und ihre Eskorte aus Wächtern Lians, die dort standen, wo der Weg nahe am Eingang zum verborgenen Tal von Arden vorbeiführte.
Galen und ein großer Teil seines Kriegsrates hielten am Wegrand, um mit Rael zu sprechen, während die lange Reihe der Soldaten zu Pferd vorbeizog.
Rael machte große Augen, als sie Merrili in dieser Gesellschaft von Kriegern erblickte.
Was aber Merrili anging, so hatte diese noch nie jemanden gesehen, der so schön war wie die goldene Rael, und die Mamme kam sich tölpelhaft vor in der Gegenwart von Raels Elfenanmut. Rael aber nahm Merrili an der Hand, und alle Vorbehalte zwischen den beiden schmolzen dahin.
»König Galen«, sagte Rael und verbeugte sich höflich, als Galen von Sturmwind stieg und sich ebenfalls verneigte.
»Meine Fürstin Rael«, erwiderte Galen achtungsvoll. »Wenngleich ich keine schmerzhaften Erinnerungen wecken möchte, muss ich Euch doch fragen: Wisst Ihr, was Vanidors Prophezeiung bedeutet?«
»Nein, König Galen«, antwortete Rael, die Augen voll Kummer und Leid. »Hätte Vanidor Silberzweig am Ende meinen Namen gerufen, wäre seine letzte Botschaft auf mich gekommen und nicht auf Gildor Goldzweig. Das hätte zwar meinem Ältesten diesen Schlag erspart, aber ich glaube kaum, dass ich dann mehr gewusst hätte, als es nun der Fall ist. Ich kann Eurer Deutung nichts hinzufügen: Der Schwärzeste Tag tritt in acht Tagen von heute an ein - wenn dies die Bedeutung ist. Und das größte Übel ist in der Tat Gyphon, der Hohe Vülk.«
Als sie weiterritten, drehte sich Tuck um und winkte Talarin und Rael zu, die mit traurigen Augen am Wegrand standen und der Legion nachsahen. Und irgendwo dahinter - außerhalb von Tucks Sichtweite - kamen in langsamerer Geschwindigkeit Rossmarschall Vidron von Valon und die Wellener geritten, während noch weiter zurück die Horde marschierte, die sie verfolgte.
Den ganzen Dunkeltag über ritt die Legion, geschwind flog sie im Tempo eines valonischen Langritts über den hart gefrorenen und steinigen Untergrund. Und langsam stiegen ringsum die Hänge an, da sie sich dem Gruwenpass näherten, wo sich das Land zu den Riggabergen hin erhob.
Die ansteigende Schlucht ritten sie hinauf, auf den Einschnitt zwischen den Bergen zu, und die vom Eis bedeckten Felswände glitzerten dunkel im Schattenlicht. Hinein ging es in die Einkerbung, die in tiefer Winternacht lag. Und da die Luft dünner wurde, quälten sich die Pferde, aber das Tempo ließ nicht nach, denn sie konnten in dieser Höhe kein Lager aufschlagen.
Immer weiter eilten sie, durch das im Frost knisternde Gestein des Gruwenpasses. Nun wurde das Gelände oben auf dem Joch mehr oder weniger eben, und sie ritten stetig durch die schwarz gezeichneten Felsspitzen nach Nordosten. Stunden vergingen, und der Pass wand sich nach Norden und begann langsam abzufallen. Weiter ging es, und von den glatten Wänden hallte das Geräusch der Hufe wider.
Zuletzt kamen sie durch den Dusterschlund hinab ins Land Gron. Pferde wie Reiter waren müde, denn sie hatten allein an diesem Dunkeltag fast sechzig Meilen zurückgelegt - ein langer Tag, selbst für einen valonischen Langritt.
Nachdem Tuck sein Pferd versorgt und ein Mahl eingenommen hatte, unterhielt er sich noch kurz mit Merrili und den anderen und schrieb ein wenig in sein Tagebuch, ehe er erschöpft in Schlaf sank.
Im Lauf der nächsten drei Tage ritt die Legion über die öden Weiten von Gron nach Norden. König Galen hatte das Tempo ein wenig gedrosselt, damit sich die Pferde von dem langen Ritt durch den
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