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Mithgar 12 - Der schwaerzeste Tag

Titel: Mithgar 12 - Der schwaerzeste Tag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dennis L. McKiernan
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Bestätigung erhalten hatte, fauchte der Hlök noch den Wachposten an, dann machte er auf dem Absatz kehrt und verschwand vom Wall.
    Unterhalb des Wächters marschierte die Schluchtpatrouille murrend und einander anrempelnd weiter nach Süden, vorbei an dem Stoßtrupp auf der anderen Seite. Und auf dem Wall blickte der Wächter finster in die Richtung, in die sein Aufpasser entschwunden war, dann stützte er sich mit den Händen in eine Schießscharte und schaute der abziehenden Patrouille nach. Und auch Elf, Mensch, Zwerg und Wurrlinge blickten den Rukhs hinterher. Und die Zeit verstrich.
    Schließlich aber trottete die Patrouille hinter einem Geländevorsprung außer Sicht, und der Wächter begann wieder auf und ab zu gehen.
    Und Danner griff erneut zum Bogen…
    Und zum Pfeil…
    Und er zählte…
    Und maß die Entfernung…
    Und schätzte die Windabweichung…
    Und spannte…
    Und zielte…
    Tucks Augen huschten von Danner zu dem Wächter und wieder zurück. Und der Rukh schritt zur Ecke.
    Tuck schlug das Herz bis zum Hals, und er war innerlich gespannt wie eine Feder und schrie lautlos: Schieß, Danner, schieß! Um Adons willen, schieß!
    Tsuung! Danner schoss. Und der Pfeil flog bogenförmig im Dusterschlund nach oben. Der Wächter wechselte von der offenen Schießscharte hinter eine schützende Mauerzacke. Inzwischen hatte der Pfeil seinen Zenit erreicht und begann abwärts zu zischen, und die Augen der neun waren starr auf die Schießscharte gerichtet, in der der Wächter als Nächstes erscheinen würde, aber noch war er nicht zu sehen. Danners Geschoss sauste mit zunehmender Geschwindigkeit nach unten auf den leeren Schlitz zu… und traf den Rukh in die Kehle, als dieser hinter der Deckung hervortrat! Klirrend ließ der Posten die Pike fallen, die er in der Hand hielt, griff sich an den Hals und taumelte vorwärts, um von der Mauerecke lautlos an der Außenseite des Walls herabzustürzen und mit einem dumpfen Aufschlag am Rand der Schlucht zu landen. Und dann rutschte der Kadaver hinab in den schwarzen Abgrund.
    Danner hatte es geschafft! Er hatte den unmöglichen Schuss zuwege gebracht! Und hinter dem Felsvorsprung fielen Tuck und Patrel einander in die Arme, aber sie hielten den Mund fest geschlossen, damit ihnen keine Freudenschreie entfuhren. Igon schlug Brega auf die Schulter, und Flandreans Augen funkelten, während Rollo, Dink und Harven einander an den Händen hielten und einen lautlosen Freudentanz aufführten. Dann flitzten Tuck und Patrel über den Schnee zu dem Felsvorsprung, wo Danner stand, und dort fanden sie den Bokker, der das Gesicht in den Händen vergraben hatte. »Es war eigentlich gar nicht möglich, Tuck. Es war nicht möglich, Patrel.« Danner versagte die Stimme, und Tränen liefen dem Bokker übers Gesicht, als sich eine unerträgliche Spannung mit einem Mal löste.
    »Aber du hast es trotzdem geschafft, Danner«, flüsterte Tuck und umarmte den Freund. Patrel hob Danners Umhang vom Boden auf, legte ihn dem weinenden Bokker sanft um die Schulter und schloss ihn am Kragen. Und auch Patrel umarmte Danner, bevor er leise sagte: »Lasst uns gehen, wir müssen noch eine Schlucht durchqueren, einen Wall erklimmen und ein Tor öffnen.«
    Und so nahmen die drei Bokker ihre Bogen und gingen zurück zu dem anderen Vorsprung, wo Brega, Igon und Rollo dabei waren, weiche, geschmeidige, von Elfen gefertigte Seile am Fels festzumachen. Die Taue hatte Flandrena auf seinem Packpferd aus dem Ardental nach Gron mitgebracht, denn ehe er aufs Neue zum Eisernen Turm aufgebrochen war, hatte der Elf bereits vermutet, dass ein weiterer Versuch, durch die Kluft zu klettern, notwendig werden könnte.
    Drei lange Seile wurden über den Rand der Schlucht geworfen und fielen bis ganz nach unten. Da nur Brega die Kunst des Abseilens beherrschte, zeigte er jedem Einzelnen, wie man das Tau unter einem Schenkel hindurchschlang, dann quer über die Brust und über eine Schulter führte und so über den Rand glitt und rückwärts die Wand der Schlucht hinabstieg.
    Und während mit Hilfe eines vierten Seils Waffen und zusätzliche Taue in die schwarze Tiefe hinabgelassen wurden, begann der Stoßtrupp seinen Abstieg, immer drei von ihnen gleichzeitig: Tuck, Igon und Flandrena gingen als Erste. Mit hämmerndem Herzen, einer Hand oben und einer Hand unten und mit den Beinen abfedernd, trat Tuck rückwärts über den Rand der gähnenden Finsternis.
    Es schien ihm eine Ewigkeit zu dauern; langsam glitt das Seil durch

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