Mithgar 13 - Zwergenzorn
»denn jetzt kommen wir zum springenden Punkt, zu dem Teil, der uns bei unserer Mission helfen könnte.«
»Ihr habt Recht, Anval«, pflichtete Perry bei. »Für mich wird es Zeit, aus dem Buch des Raben vorzulesen.« Endlich öffnete Perry das graue Buch. Er überblätterte den Teil des Buchs, der Tucks unvollendetes Tagebuch wiedergab – wie der Steintöter es ursprünglich unterwegs aufgezeichnet hatte – und schlug den Teil des Buchs auf, den Tuck später den Schreibern aus dem Gedächtnis erzählt hatte. Schließlich erreichte Perry die richtige Seite des Berichts. »Dies ist die Geschichte der vier, die das Schwarze Drimmenheim durchwandert haben«, sagte er, »die Geschichte ihrer Reise durch jenen schrecklichen Ort. Lasst mich sie Euch nun vorlesen.«
Er zog einen Kerzenleuchter näher zu sich heran und fing an, aus dem dicken Wälzer von jenem Furcht erfüllten Marsch vorzulesen. Perrys Worte brauchen hier nicht alle wiederholt zu werden, denn die Geschichte ist jetzt allerorts berühmt, und überdies ist die Erzählung lang. Doch an diesem Abend in der Wurzel las Perry nur den Teil der Geschichte vor, welcher sich auf den Marsch durch Kraggencor bezog, von der Reise der vier Gefährten, die als die Grubengänger bekannt wurden.
Er begann an der Stelle, wo die vier vor dem Krakenwart durch die Dämmertür geflohen waren und nicht wieder hinaus konnten. Aus der Westhalle führte Gildor sie die Treppe empor und nach Osten. Gildor ging voran, denn in seiner Jugend war er einmal als Handelsbeauftragter dort gewesen, als Drimmenheim noch eine mächtige Festung der Zwerge war – ehe der Gargon aus dem Vergessenen Gefängnis ausgebrochen war. Sie gingen weit, ohne jemandem zu begegnen, denn in den Kavernen im Westen gab es kein Madenvolk. Doch schließlich mussten sie innehalten, um Rast zu machen, ihre erste seit fast zwei Tagen.
Perry las von ihrer Pause im Kaminzimmer vor, wo sie schließlich erste böse Vorahnungen beschlichen, und da wussten sie, dass die Ghule den Gargon mittlerweile erreicht und ihm von den Eindringlingen berichtet hatten. Nun würde sich dieses furchtbare Wesen alle Mühe geben, sie zu finden. In den Hallen wimmelte es von nun an von Suchtrupps des Gewürms.
Schließlich gelangten sie zur Halle des Gewölbebogens, und dort fanden sie die Überreste von Braggis Stoßtrupp, jener unglücklichen Zwergenmission mit dem Ziel, den Gargon zu erschlagen.
Dort spürten die vier, wie sich ihre Feinde näherten. Doch Brega machte ihnen einen Strich durch die Rechnung, denn mit einem zerbrochenen Streithammer zerschmetterte er den Grundpfeiler des Gewölbebogens, und die Halle stürzte ein, sodass der Weg versperrt war. Durch die Gesteinstrümmer erfasste sie der Hass des Gargon, aber die Kreatur konnte sie nicht erreichen. So flohen sie weiter.
Perry las davon vor, wie die Gefährten an die Zugbrücke gelangten, die über die Große Tiefe führte. Die Brücke war herabgelassen und unbewacht. Auch gab es dort Öl und Pech, und sie trafen Vorbereitungen, die Holzbrücke zu verbrennen und so eine Verfolgung zu verhindern. Doch bevor sie ein Feuer legen konnten, erreichte Gargon sie und lähmte sie schließlich mit seinem grässlichen Blick.
Aber als die Kreatur kam, um sie zu töten, machte sie einen fatalen Fehler, denn sie beachtete Tuck wegen seiner geringen Größe nicht. Doch der Wurrling erwies sich als entscheidend im Kampf gegen den Gargon, und schließlich gelang es den Gefährten, die böse Kreatur zu vernichten.
Perry las von der feurigen Zerstörung der Brücke und ihrem Sturz in die Tiefe und von der Flucht der vier durch das Morgentor, bis sie schließlich unter dem Dach Darda Galions eine sichere Zuflucht fanden.
Die Kerzen waren tief heruntergebrannt und zischten, als Perry zu Ende gelesen hatte. Im Zimmer war es still, da jeder über das soeben Gehörte nachdachte. Zwirn stand auf, um frische Kerzen zu holen, aber in diesem Augenblick erschien Holli in der Tür. »Das Essen steht auf dem Tisch«, verkündete sie.
4
Bregas Weg
Das Abendessen war superb. Holli hatte sich selbst übertroffen. Berge dampfender Pilze häuften sich auf großen Tellern. Es gab Hasenragout nach ihrem Spezialrezept: sämig und sahnig mit köstlichen Stücken zarten Fleisches, mit Pastinaken, Knollengewächsen und anderem Gemüse, alles perfekt mit ihrer ganz eigenen Mischung von Gewürzen und Kräutern abgeschmeckt. Dunkles Ale in hohen Krügen funkelte im warmen Lampenlicht, und das
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