Mithgar 15 - Drachenbann
auf. Ihr Herz hämmerte wie wild. Langsam ging die Elfe auf die beiden zu, und in ihren silbergrauen Augen funkelten ungeweinte Tränen. Schließlich standen sie voreinander. Urus schlang seine großen Arme um sie, drückte sie fest an sich. Und sie klammerte sich an ihn, barg ihr Gesicht an seiner Brust und weinte leise.
Aravan sah bestürzt zu.
Riatha streckte den Arm aus. »Dort. In der dunklen Höhle, deren Eingang wie das Fenster einer Kathedrale geformt ist.
Etwa dreißig Meter über dem Boden. Dort stand Stoke die beiden letzten Nächte im Schatten.«
Die fünf befanden sich auf dem westlichen Rand des Kessels und spähten in die Richtung, in die Riatha wies. »Wir können uns von dem Rand herunterlassen und ihn angreifen.«
Gwylly sah die Elfe an. »Wie weit ist es zu einem Ort, von dem aus wir hinüber können?«
»Einen halben Werst«, antwortete Riatha. Die Elfe warf einen Blick in den Himmel. »Aber heute schaffen wir das nicht mehr, Gwylly. Nicht heute Abend. Wir wissen nicht, was uns hinter dieser Öffnung erwartet, eine einfache Höhle oder ein Labyrinth. Und wir haben nicht mehr genug Zeit, ein Labyrinth zu erkunden, und auch nicht genug Licht, bevor es Nacht wird und die anderen ihm helfen können.
Aber ich habe einen Plan. Hört, in den Stunden vor Tagesanbruch schickt Stoke die Brut weg in ihre Spalten und Ritzen, die sich über die Felswände erstrecken. Dann ist er verwundbar, denn sollte ihn jemand am Tag angreifen, können ihm seine Wächter nicht zu Hilfe eilen, auch wenn er sie ruft. Sie können wegen des Bann die Dunkelheit ihrer Löcher nicht verlassen und den Kessel durchqueren, solange Adons Licht am Himmel steht.
Also rate ich Folgendes: Wir warten bis zum Morgengrauen und greifen Stoke bei Sonnenaufgang an, fangen die Viper in ihrem eigenen Bau. Dann haben wir genug Zeit, nach ihm zu suchen, ganz gleich, ob sein Schlupfwinkel ein verwirrendes Labyrinth oder eine einfache Höhle ist.«
Aravan nickte zustimmend. »Ich will diesen Mann mit den gelben Augen sehen, und ich wünschte auch, wir würden jetzt handeln und nicht erst morgen früh. Aber Euer Plan ist klug, Dara, und ich folge Euch.«
»Was ist mit heute Nacht?«, wandte Gwylly ein. »Wohin gehen wir? Wo verstecken wir uns?« Der Bokker deutete auf die Spuren der Brut. »Wir können nicht einfach hier draußen bleiben, jedenfalls nicht auf dieser Klippe. Es ist ganz offensichtlich, dass die Rukhs und ihresgleichen letzte Nacht hier waren, und sie werden sehr wahrscheinlich wiederkommen. Also, was machen wir mit ihnen?«
Riatha blickte in den Himmel. »Auch wenn sich wohl ein Sturm zusammenbraut und alle Spuren unserer Anwesenheit verwischen wird, können wir uns nicht auf das Wetter verlassen. Bevor wir uns jedoch verstecken, müssen wir eine falsche Fährte legen, eine, der die Brut heute Nacht folgen soll. Denn ich glaube, Ihr habt recht, Gwylly, sie werden heute wieder hierher kommen und weiter nach mir suchen.
Aber wenn sie das tun, werden sie uns nicht finden, weil wir uns in einer der Höhlen der Rüpt verbergen, dort, wo ich gestern die Nacht verbracht habe.«
Faeril sah sie erstaunt an. »Ihr habt die letzte Nacht in den Höhlen verbracht? In diesen Höhlen?«
Riatha lächelte. »Ja, in einer, die sie nicht benutzen. An welchem Ort sonst würden sie nicht suchen?«
Aravan lachte, als er den Rucksack zuzog, den sie als Reserve mitgenommen hatten, und der jetzt einen Teil der Vorräte enthielt. »Wo sonst, wahrhaftig!«
Riatha trat zu dem Rucksack. »Kommt, lasst uns die Spur für die Rüpt legen, und ich erzähle Euch unterwegs von meinem Abenteuer.«
Nachdem sie ihren Rucksack geschultert hatte, drehte sich Faeril zu der Elfe um. »Eine falsche Spur, sagt Ihr, Riatha? Lasst mich Euch erzählen, was ich getan habe, um die Brut zu narren.« Faeril kicherte, als sie sich an ihre Vision erinnerte, wie die Rukhs und ihresgleichen eine Geheimtür im soliden Fels suchten. »Vielleicht können wir den Trick hier ebenfalls anwenden.«
Riatha hob fragend eine Braue.
Wieder kicherte die Damman, wurde dann jedoch ernst. »Ich meine Folgendes: Lasst uns erst ein paar Kiefernzweige abschneiden und dann neben der Spur zurückgehen, die wir auf dem Weg vom Kloster hierher gemacht haben. Wir müssen darauf achten, nicht in unsere alten Fußspuren zu treten. Etwa eine Meile von hier kommen wir an einer Fläche von blankem Fels vorbei. Wir gehen noch eine viertel oder halbe Meile weiter, jetzt aber auf unserer Spur vom
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