Mithgar 15 - Drachenbann
Kloster. Dann halten wir an, gehen zurück und verwischen alle Spuren, die zum Kloster hin und davon ausgehend hierher führen, und verhindern so, dass die Brut dorthin will. Wenn wir den blanken Fels erreichen, verwischen wir unsere Spuren nicht mehr, und treten aus unserer Spur zu dem Fels heraus. Das erweckt den Eindruck, als gäbe es dort eine Geheimtür. Dann legen wir eine Spur von dem Fels zu unserer ursprünglichen Spur, und treten in unsere Abdrücke auf dem Weg hierher.
Nur Ihr müsst bei der Rückkehr eine neue Spur machen, Riatha, während wir in unsere Spuren treten, denn Ihr wart ja nicht bei uns, als wir vom Kloster kamen.
Jetzt stellt Euch vor, wie das auf die Brut wirken muss. Wenn wir sorgfältig vorgehen, werden sie nicht sagen können, welche Spuren wir zuerst gemacht haben, also werden sie glauben, dass wir aus einer Geheimtür gekommen sind, die von dem Fels verborgen wird, dass wir zum Kessel gegangen sind, uns umgesehen haben und dann wieder zu der Geheimtür zurückgegangen und durch dieselbe verschwunden sind.
Vielleicht klopfen sie ja sogar höflich an.«
Alle lachten schallend, und Riatha klatschte in die Hände. »Hai! Also haben wir noch eine kluge Füchsin in unserer Gruppe!«
Die fünf setzten Faerils Plan in die Tat um, entfernten sich vom Kessel und gingen neben ihrer Spur her, wobei sie darauf achteten, nicht hineinzutreten.
Einer nach dem anderen ließen sie sich von dem gebeugten Baum ab und schwangen sich in die Öffnung der Höhle hoch über dem Boden des Kessels. Sie hatten ihre falsche Spur gelegt und waren zu der Klippe über dem Kessel zurückgekehrt. Es war Abend, die Bewölkung hatte zugenommen, und es hatte zu schneien begonnen. Der Wind heulte um die Berge, von Süden nach Norden, durch das Tal zwischen den Gebirgen, fegte über die Schlucht und den Kessel und noch weiter. Die fünf jedoch waren jetzt in der Höhle hoch in der steilen Westwand des Kessels und wurden von der Dunkelheit darin verschluckt. Außerdem schützte sie die Höhle vor dem Sturm.
Gwylly und Faeril waren, als Kleinste, ganz nach hinten gerutscht, fast bis zu der Stelle, an der Decke und Boden zusammenliefen. Bevor sie sich hinsetzte, untersuchte Faeril den schmalen Spalt am Ende der Höhle. Sie konnte sich hindurchzwängen und stellte fest, dass er sich noch tiefer in die Finsternis wand. Aber sie erforschte ihn nicht weiter.
Aravan hatte die Kapuze übergezogen und sein Gesicht mit einem Schal bedeckt, lag am Eingang der Höhle und hielt Wache.
Urus saß zwischen dem Elf und den Wurrlingen auf einer Seite der Höhle, den Rücken an die Wand gelehnt. Riatha saß an der anderen, ebenfalls angelehnt.
Sie warteten.
Riatha blickte Urus an. Der Baeron lehnte an dem Felsen, hatte die Augen geschlossen und ruhte sich aus. Er war ein Hüne von einem Mann, gut drei Handbreit größer als Aravan, mit breiten Schultern, einer schmalen Taille und schmalen Hüften. Seine Kraft war ungeheuerlich. Er trug einen kurz geschorenen Vollbart aus rotbraunem Haar, das an den Spitzen heller war, grauer, und sein Haar wies dieselbe Farbe auf. Obwohl seine Augen geschlossen waren, kannte sie doch ihre Farbe: ein dunkles Bernsteingelb. Er trug dunkelbraune Kleidung, mit Fell gefütterte Stiefel und ein ebensolches Wams. Von seinem Gürtel baumelte ein Morgenstern herab, dessen mit Stacheln besetzte Kugel mit einer Kette und Schlingen an dem eichenen Schaft befestigt war. Um seine Schultern hatte er einen dicken, braunen Umhang geschlungen. Er sah genauso aus, wie sie sich an ihn erinnerte. Er war Urus.
Während sie seinen Anblick in sich aufsaugte, glitten die Gedanken der Dara in die Vergangenheit zurück, weit, weit zurück. Ach, Rein, meine Mutter, du hast mich vor langer Zeit in Adonar gewarnt, als du sagtest: >Liebe nie einen sterblichen Mann… es wird dir das Herz brechen.< Oh, Mutter, vielleicht ist es das Schicksal von Töchtern, in den Fußstapfen ihrer Mütter zu wandeln. Du und dein Evian, ich und mein Urus … Adon weiß, dass ich diesen sterblichen Mann liebe. Aber ich kann es ihm nicht sagen, denn ich könnte es nicht ertragen, die Qual in seinen Augen zu sehen, wenn er altert, ich aber nicht.
Draußen stöhnte und ächzte der Wind. Urus rührte sich, schlug seine bernsteingelben Augen auf und fand sofort Riathas silbernen Blick.
20. Kapitel
URUS
4E1911 bis 5E988 [Etwa das letzte Jahrtausend]
»Oi!«, rief Beorc. »Hast du das gehört?«
Uran neigte den Kopf und lauschte, doch
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