Mithgar 15 - Drachenbann
blieb in der Höhle, bis die Sonne aufging. Die anderen vier Vulgs waren nicht aufgetaucht. Hoffentlich sind sie alle verreckt!
Sie betrachtete die Felswand über sich und kletterte dann zum Rand hinauf. Die Brut hatte den Schnee platt getrampelt. Riatha hielt sich in ihren Spuren, während sie durch den Wald ging und sich davon überzeugte, dass die Vulgs tatsächlich den Hang hinaufgelaufen waren und denselben Weg genommen hatten, den auch Faeril gegangen war. Vor Furcht schlug Riathas Herz heftig. Lass sie in Sicherheit sein. Gib, dass alle in Sicherheit sind.
Erneut wehte ein eisiger Wind aus südlicher Richtung, und der Himmel verfinsterte sich, als sich die Wolken zusammenzogen. Riatha wusste, dass diese Bewölkung einen weiteren Sturm ankündigte.
Sie ging zurück zum Rand der Schlucht, nach Norden, und suchte die Stelle auf, wo sie am Tag zuvor ein Feuer gemacht hatte. Ihr Wasserschlauch war leer, sie musste ihn neu füllen. Zudem musste sie sich erleichtern und wollte keine frischen Spuren hinterlassen. Sollen sie doch glauben, dass diese Füchsin verschwunden ist und nicht noch hier herumläuft.
Nachdem sie den Wasserschlauch gefüllt hatte, verbrachte die Elfe den Tag damit, Kiefernnüsse zu sammeln und ihre Spuren mit einem Kiefernzweig zu verwischen. Sie ruhte in dem Versteck zwischen den Felsen, wo sie das Feuer gemacht hatte, weil sie am Rand der Schlucht so wenig Geruch hinterlassen wollte wie möglich. Sie hatte beschlossen, noch eine Nacht auf die Rückkehr ihrer Gefährten zu warten. Sollten sie morgen nicht auftauchen, würde sie Stoke allein angreifen.
Am Nachmittag vergrub sie alle Anzeichen ihrer Gegenwart und machte sich auf den Weg, erst zur Spur der Brut und danach weiter zum Rand der Schlucht hoch über dem Kessel. Während sie ausschritt, stieß sie ab und zu das leise Zirpen eines arktischen Schneehuhns hervor.
Als sie sich dem Rand der Schlucht näherte, hörte sie das Zwitschern eines anderen Schneehuhns; sie grinste, und ihre Beine fingen wie von selbst zu laufen an.
19. Kapitel
WIEDER VEREINT
Frühlingsanfang, 5E988 [Gegenwart]
Gwylly wischte sich die Tränen aus den Augen und nahm Faerils Hand in die seine. »Weine nicht, meine Dammia. Sicher hat Riatha einen Weg gefunden, die Brut zu überlisten.« Trotz seiner zuversichtlichen Worte schlug Gwyllys Herz heftig, denn er wusste nicht, wie jemand den vereinten Kräften von Vulgs und Rukhs entkommen sollte. Doch halt! Uns ist das vor drei Nächten auch gelungen … War das wirklich erst vor drei Nächten? Mir scheint es, als wären wir diese Felswand vor einer Ewigkeit hinaufgeklettert.
Urus blickte von der Fährte hoch, neben der er kniete. »Die hier sind verwischt und führen in beide Richtungen. Und von Riatha sehe ich gar keine Abdrücke.«
»Vermutlich sind sie unter den Spuren der Rüpt zugedeckt«, stieß Aravan grimmig hervor.
Urus stand auf und streifte seinen Rucksack ab. »Aravan, Ihr geht mit Toml… mit Gwylly nach Norden. Ich suche mit Faeril den Süden ab.« Der Baeron warf einen Blick in den bewölkten Himmel. »Wir haben nur noch wenig Zeit, bis es dunkel…«
Urus verstummte, als der Elf seine Hand hob und Schweigen gebot. Dann legte Aravan den Kopf auf die Seite und lauschte. Er drehte sich nach Norden herum und stieß ein leises Zirpen aus.
Dem augenblicklich ein anderes Schneehuhn antwortete.
Gwyllys Miene leuchtete auf, als er verstand. Also drehte er sich zu Faeril herum. Doch die Damman war bereits nach Norden losgelaufen und streifte dabei ihren Rucksack ab. Gwylly folgte ihr, wobei er sich ebenfalls seines Gepäcks entledigte. Urus war verblüfft. Aravan warf ihm einen Blick zu. Der Elf wirkte nicht mehr grimmig, sondern lächelte. »Das Schneehuhn. Es ist Riatha.« Er drehte sich wieder herum. Chrrrk!
Wieder ertönte sofort die Antwort.
Urus senkte den Kopf, holte tief Luft und atmete dann langsam wieder aus. Als er den Kopf hob, glitzerten seine Augen.
Etwas weiter entfernt umschlang Faeril eine kniende Riatha mit beiden Armen. »Ich dachte, Ihr wärt tot, Riatha. Ich dachte, Ihr wärt tot.« Faeril weinte ungeniert.
Riatha nahm auch Gwylly in die Arme. »Ah, meine Kleinen. Eine Weile hielt ich mich ebenfalls für verloren. Aber am Ende konnte ich ihnen entkommen.
Und jetzt, Gwylly, müsst Ihr mir erzählen …« Riathas Stimme verklang, denn Aravan kam auf sie zu, gefolgt von jemandem, den sie für immer verloren zu haben glaubte. Sie löste sich von den Wurrlingen und stand
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