Mithgar 15 - Drachenbann
fünfzehn Meter unter den Rand ab, bis zu der Öffnung einer Höhle. Gerade als sie sich in die dunkle Öffnung schwang, rissen die Wolken auf und das Mondlicht schien hindurch. Auf der Klippe gegenüber heulten die Jäger und folgten ihrer Spur.
Riatha wartete, bis sich die Wolken erneut vor den Mond schoben, zog ihr Seil herunter und rollte es zusammen. So. Sollen sie mich doch suchen, wenn sie können. Ich verberge mich in ihrem eigenen Versteck.
Während die Zeit verstrich, glitt der Mond über den Himmel. Riatha hörte Schritte auf der Klippe über sich, doch sie entfernten sich hastig. Vorsichtig spähte sie aus der Höhle. Am südlichen Rand der Schlucht schnüffelten Vulgs im Schnee, dort, wo einst die Brücke aus Schnee den Spalt überspannt hatte. Dann tauchten Rüpt auf, brüllten etwas und deuteten auf die andere Seite.
Sehr gut. Jetzt laufen sie im Kreis. Das können sie getrost tun, bis zum Morgengrauen.
Über ihr tauchten erneut Vulgs auf und schnüffelten in den Spuren herum.
Noch mehr Zeit verstrich. Plötzlich ertönte lautes Geheul: Vulgs, die eine Fährte witterten. Ah, jetzt haben sie meine Spur aus dem Versteck gefunden, in dem ich den Sturm abgewartet habe. Das Heulen wurde schwächer, als die Bestien davonrannten. Das ist nur eine weitere Sackgassefür sie. Die Spur führt lediglich zu einem Hang in der Ferne. Hahi Vielleicht jagen sie ja Phantomspuren nach, bis in die Berge, bis nach …
Plötzlich überlief es Riatha kalt. Denn diesen Hang war Faeril hinaufgegangen … und wenn die fünf Vulgs schnell genug waren … Adon, lass sie nicht auf ihre Spur stoßen; halte sie von dem Kloster fern!
Aber eine dunkle Vorahnung bedrückte Riatha, während sich die Rüpt über ihr aufteilten. Die eine Hälfte blieb an diesem Rand, die andere wandte sich hinüber zu dem anderen, und beide jagten den flüchtigen Eindringling.
In dem schwachen Glanz des Mondlichts untersuchte Riatha ihre Höhle. Sie war am Eingang etwas mehr als einen Meter siebzig hoch und vielleicht zwei Meter fünfzig breit, aber nach etwa sieben Metern wurde sie rasch schmaler und niedriger. Dorr könnte ein Waerling hindurch, nicht aber ich.
Sie kehrte zu ihrer Wache zurück, rutschte langsam und vorsichtig auf dem Bauch zum Rand und spähte in den Kessel hinunter und zum Rand hinauf. Dabei achtete sie darauf, dass ihr goldblondes Haar sorgfältig unter der Kapuze verborgen blieb und ihr helles Gesicht von dem Schal bedeckt war, bis auf einen schmalen Schlitz, durch den sie blickte. Denn sie wusste, dass ein aufmerksamer Beobachter sie sonst in der Dunkelheit bemerken konnte.
Es wurde immer später, und noch immer suchten die Rüpt die Klippe über ihr ab, verfluchten sich gegenseitig, so klang es jedenfalls, waren wütend, weil sie die Fremde nicht finden konnten, die einfach vor ihren Augen verschwunden war.
Vielleicht haben sie ja nie zuvor einen Fuchs gejagt. Riatha lächelte. Jedenfalls niemals eine solche Füchsin.
Wie zuvor kehrten die Jäger zwei Stunden vor Sonnenaufgang in den Kessel zurück. Diesmal jedoch war kein Wild gefangen worden. Stattdessen schleppten sie die toten Vulgs aus dem südlichen Eingang der Schlucht heran, diejenigen, die mit der Schneebrücke abgestürzt waren. Sie schlachteten sie, und die überlebenden Vulgs waren ebenso begierig darauf, frisches Fleisch zu bekommen, wie die anderen.
Erneut tauchte eine dunkle Gestalt in einer Höhle auf der gegenüberliegenden Seite auf; es war eine Höhle, die Riatha sich sehr gut gemerkt hatte.
Eine Stunde später kamen auch die Rüpt von der östlichen Flanke der Schlucht herunter und verteilten sich in den Spalten und Ritzen. Riatha zählte den Feind. Es waren immer noch siebenundzwanzig Rucha und Loka, aber nur noch sechs Vulgs. Zwei Vulgs stürzten mit der Brücke in den Tod, und fünf sind den Hang hinaufgelaufen und der falschen Fährte gefolgt. Sechs sind unten, das sind alle. Wenn die fünf noch nicht zurückgekehrt sind, wird der Bann sie vielleicht auf dem Weg hierher überraschen!
Es verging eine weitere Stunde, und in den letzten Augenblicken, bevor die Sonne über die Berge kroch, tauchte ein einzelner Vulg am Nordeingang der Schlucht auf. Er humpelte etwas, am Vorderlauf offenbar verletzt, und verschwand in einer Höhle unter der, in der auch Stoke gestanden hatte. Kann das einer der fünf gewesen sein? Wenn ja, sind vier nicht zurückgekehrt. Vielleicht sind sie einer größeren Beute begegnet, als sie erlegen konnten.
Riatha
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