Mithgar 15 - Drachenbann
zweiter Vulg hinter seinem Leittier her.
Riatha riss ihr Schwert aus der Scheide auf ihrem Rücken, wappnete sich gegen den Angriff und … in diesem Augenblick brach die Schneebrücke zusammen. Sie konnte das Gewicht beider Vulgs nicht tragen. Die zweite Bestie heulte wimmernd auf, als sie in die Tiefe stürzte. Der Leitvulg jedoch sprang und grub seine Klauen in den steinernen Rand. Die Klauen seiner Hinterläufe kratzten an der steilen Wand, als er versuchte, auf das Plateau hinaufzuklettern.
Riatha trat vor und schlug dem Tier mit der flachen Seite ihres Schwertes auf die Schnauze. Das geifernde Monster rutschte rücklings vom Rand und stürzte jaulend hundert Meter in die Tiefe und damit in den sicheren Tod.
Auf dem gegenüberliegenden Rand tauchten fünf weitere Vulgs auf, die einen Abgrund zwischen sich und ihrer Beute vorfanden.
Mit einem leisen Zischen fegte ein schwarzer Pfeil an ihrem Gesicht vorbei. Brüllend rannten Rucha und Lokha heran.
Riatha fuhr erneut herum und lief nach Süden. Sie schwenkte ab zu den spärlich verstreuten Kiefern und tauchte in ihre Schatten ein.
Mehr Pfeile zischten an ihr vorbei, flüsterten vom Tod. Aber keiner traf Riatha, und sie stürmte weiter, floh nach Süden in den Wald. Sie sah das Flackern der Fackeln zwischen den Bäumen und hörte, wie die Rüpt triumphierend schrien, als sie auf dem gegenüberliegenden Rand nach Süden liefen. Sie wussten, dass die Wände der Schlucht abfielen und Riatha schon bald in dem Tal vor ihnen sein würde, wo sie sie einholen konnten. Vor den brüllenden Rüpt rannten die Vulgs, deren wildes Heulen vom Fels der Schlucht widerhallte.
Als Riatha sicher war, dass der Feind sie nicht mehr sehen konnte, blieb sie stehen und lauschte den Verfolgern, die weiter nach Süden liefen. Dann drehte die Elfe um und rannte erneut zur steilen Wand des Kessels. Über ihr rissen die Wolken auf. Adon, lass es dunkel bleiben! Lass es dunkel bleiben. Die ganze Nacht liegt vor mir, und es gibt keine Hoffnung, meinen Verfolgern die ganze Nacht weglaufen zu können. Ich kann nicht hoffen zu rennen, bis der Tag zu meiner Rettung anbricht. Ich muss sie überlisten, und ich brauche dafür eine mondlose Dunkelheit, die mich verhüllt, bis ich ein sicheres Versteck finde.
Schließlich erreichte Riatha den Rand. In der Ferne hinter sich hörte sie das Heulen und Brüllen der Jäger.
Obwohl sie verfolgt wurde, hielt sie inne und suchte die gegenüberliegende Wand und den Rand der Klippe sorgfältig nach einem sicheren Versteck ab. Schließlich fand sie, was sie suchte, und prägte es sich gut ein. Dann floh sie über den östlichen Rand zum Spalt des nördlichen Eingangs des Kessels, dorthin, wo auf der anderen Seite eine große Kiefer stand.
Als sie ihr Ziel erreicht hatte, löste sie den Greifhaken und die Leine von ihrem Gürtel, und schleuderte sie über die Breite der Schlucht. Die winzigen Haken gruben sich in einen Baumstamm, etwa fünfzehn Meter entfernt. Das Heulen hinter ihr verstärkte sich, als sich die Brut näherte, nachdem sie das südliche Ende der Schlucht umrundet hatte. Riatha zog das Seil straff und sprang vom Rand hinab. Sie streckte die Beine aus, um den Aufprall zu dämpfen, aber sie krachte mit voller Wucht gegen den Fels, was ihr beinahe den Atem nahm. Doch sie hielt sich fest und kletterte dann an dem Seil nach oben zum Rand.
Das Heulen hallte durch den Kiefernwald, und noch immer rissen die Wolken über ihr auf und ließen das Mondlicht hindurch. Riatha löste die Greifklaue und rollte hastig das Seil zusammen. Dann lief sie über den Schnee, bis sie an die breite Spur der Brut kam, die Fährte, die sie hinterlassen hatten, als sie Riatha verfolgten.
Riatha orientierte sich an der Spur nach Süden und mischte ihre Abdrücke unter die der Brut. Sie glaubte nicht, dass sich ihr Geruch in dem der anderen verlor, denn dafür war ihre Fährte zu frisch, aber es war lebenswichtig für sie, dass sie ihre erste Spur wieder erreichte und den Kreis schloss.
Die Jäger kamen durch das Tal, liefen zwischen den Kiefern auf dem Plateau gegenüber hindurch bis an den Rand der Schlucht. Dann schwollen ihr Geheul und die Schreie an.
Endlich konnte Riatha den Kreis schließen; sie lief zu einem geneigten Baum an der Klippe, daran vorbei und wieder auf ihre Spur zurück. Dann ging sie in ihren eigenen Abdrücken rückwärts, bis zu dem Baum, schlang ihr Seil um den Stamm und ließ beide Enden an der Felswand hinabhängen, hangelte sich etwa
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