Mithgar 15 - Drachenbann
Scheidung, hatte kein Elfenkind mehr seinen Fuß auf diese Welt gesetzt. Aber auch wenn ihr Verstand wusste, dass dies keine Elfenkinder waren, ihr Herz mochte es nicht glauben, und unerwartet liefen ihr Tränen über die Wangen.
Als Riatha zum Rand des Feldes kam, machte die Damman einen kleinen Knicks. »Ich bin Faeril Twiggins, und das ist Gwylly Fenn. Wir sind die Letzten der Erstgeborenen Nachkommen von Tomlin und Petal…
… und Ihr, Riatha, seid noch schöner, als ich es mir jemals hätte vorstellen können.«
Nach diesen Worten ließ Faeril die Zügel von Schwarzschweif fallen und stürmte mit ausgestreckten Armen vor. Riatha lächelte unter Tränen und ging auf ein Knie nieder, um sie zu umarmen.
Riatha führte Gwylly und Faeril zu den Kiefern und an den verstreuten reetgedeckten Katen vorbei, deren Wände aus verflochtenen Weidenruten und Lehm bestanden und von Holzbalken gestützt wurden. »Wenn wir die Ponys in den Stall gebracht haben, suche ich jedem von Euch eine Hütte …«
»Aber nein, Lady Riatha«, fiel ihr Faeril ins Wort. »Ich meine, Gwylly und ich sind jetzt miteinander … wir sind ein Paar, obwohl wir unsere Schwüre noch nicht öffentlich geleistet haben.«
Riatha lächelte. »Ah, verstehe. Dann sollt Ihr eine gemeinsame Kate bekommen.«
Als sie weitergingen, blieben die Elfen, an denen sie vorüberkamen, stehen und sahen die Waerlinga an … sie erinnerten sich. Plötzlich meldete sich Gwylly. »Sagt, könnten wir unser Ehegelöbnis nicht hier ablegen? Habt Ihr einen Bürgermeister oder einen königlichen Schreiber oder dergleichen?«
Darüber musste Riatha erneut lächeln. »Nein, Gwylly, weder einen Bürgermeister noch einen königlichen Schreiber, aber dafür habe ich etwas Besseres. Ich werde eine Gelöbniszeremonie arrangieren.«
Sie betraten die Ställe, als Gwylly zu der Elfe hochsah. »Eine Gelöbniszeremonie?«
»Ja. So etwas halten wir ab, wenn wir eine länger andauernde Partnerschaft eingehen wollen. Außerdem gibt eine solche Gelöbniszeremonie den Elfen einen Grund zum Feiern, denn wir selbst leisten einen solchen Schwur nur sehr selten.«
»Selten?«, erkundigte sich der Bokker.
»Ihr wisst doch sicher, Gwylly, dass uns Elfen … eine besonders lange Lebenszeit gewährt ist… eine sehr sehr…«
»Ihr seid doch unsterblich«, brachte Faeril es auf den Punkt.
»Ja genau. Unsterblich«, bestätigte Riatha.
Die Elfe öffnete zwei Boxen, in die Gwylly und Faeril ihre Ponys führten. Nachdem sie ihre Taschen, Sättel und das Zaumzeug abgenommen hatten, füllte Riatha jedem Pony eine Schaufel Hafer in den Trog und holte ihnen Wasser.
»Was hat ein langes Leben damit zu tun, ob man einander einen Treueschwur leistet?«, erkundigte sich Gwylly, der in seiner Satteltasche nach dem Striegel suchte.
Riatha stellte einen Eimer Wasser in Fleckers Box und den anderen in jenen von Schwarzschweif. »Ganz einfach: Jede Person folgt ihrem eigenen Pfad. An irgendeinem Punkt ihres Lebens stellt die Person fest, dass ihr Lebensweg vielleicht parallel mit dem einer anderen Person verläuft. Zu einem anderen Zeitpunkt jedoch entfernen sich die beiden Pfade möglicherweise voneinander, weil die Einzelnen und ihre Interessen sich verändern, und ihre gemeinsame Grundlage immer kleiner wird. Dann tauchen vielleicht in der Richtung, in welcher der Weg der Person verläuft, neue Pfade auf, und es bildet sich neuer gemeinsamer Grund zwischen anderen Wesen.
Freundschaft kann dafür als gutes Beispiel dienen. Freundschaft wächst, wird innig und entfernt sich dann wieder, weil sich die Neigungen ändern, die wiederum neue Freunde schaffen. Das bedeutet aber nicht, dass alle Freundschaften nur flüchtig wären, so wie es auch nicht bedeutet, dass alle Freundschaften ewig dauerten. Beides trifft zu; einige Freundschaften sind flüchtig, andere dagegen dauern an, die meisten jedoch finden sich irgendwo dazwischen.
Weil sich die Wege der Einzelwesen ändern, und das manchmal auch in unvorhergesehenen Richtungen, muss man sehr genau abwägen, bevor man einen Eid leistet oder ein Gelöbnis ablegt. Denn Interessen ändern sich und der gemeinsame Grund verschwindet.
Die Elfen sind sich dessen sehr wohl bewusst, denn wir leben … ewig. Ein Schwur, der heute vielleicht voller Freude geleistet wurde, kann in der Zukunft zu einer unerträglichen Bürde werden. Und bedenkt, für Elfen besteht die Zukunft aus einer Ewigkeit. Also muss jeder Schwur, jeder Eid oder jedes Gelöbnis, das ein Elf
Weitere Kostenlose Bücher