Mithgar 15 - Drachenbann
grob und selbstgesponnen war, waren sie doch recht präsentabel. Faeril trug eine schwarze Hose und ein graues Wams, dazu schwarze Bänder um jeden Oberarm, deren Enden herunterbaumelten. Ihr Haar trug sie offen. Gwylly war in ein rostbraunes Hemd und eine dunkelbraune Hose gekleidet, hatte ein schmales Lederband um die Stirn gebunden. Dazu trugen beide dunkelbraune Stiefel aus gebürstetem Leder.
Sie gingen über die Lichtung, über der Lerchen ihr Abendlied trällerten, auf dem weichen Nadelteppich unter den schattigen Kiefern. Der Wald um sie herum lag bis auf das leise Huschen der Vögel in den Baumkronen oder das Rascheln eines kleinen Tieres, das durch die Dunkelheit davonhuschte, still da. Ab und zu zirpte auch ein Vogel in den Zweigen, als murmelte er sich noch etwas zu, bevor er schlafen ging. Je weiter sie gingen, desto deutlicher hörten Faeril und Gwylly den schwachen Klang von Silberharfen und Stimmen, die in der Ferne sangen. Ein Schimmer drang zwischen den Bäumen hindurch, dann noch einer und noch einer, gelb und gedämpft. Die drei kamen den Geräuschen und dem Licht immer näher und traten schließlich zwischen den letzten Stämmen auf eine kleine, freie Lichtung in den gelblichen Lichtkreis der Papierlaternen, die an den Zweigen der Bäume hingen. Jede der bunten Laternen trug ein uraltes Symbol oder eine Rune. Als die drei die Lichtung betraten, erhoben sich die Stimmen voller Freude, und sie wurden von Elfen umringt, die in Gewänder aus Seide und Satin gekleidet waren, in den verschiedensten Farbtönen, schwarz, grau, weiß, gelb, orange, rot und braun, blau und grün und violett und lavendelfarben. Das Schöne Volk hatte sich zum Feiern versammelt.
Die Elfen lächelten und machten Platz, als Riatha die beiden Wurrlinge in die Mitte der Lichtung führte. Die Elfen wichen immer weiter zurück, ohne mit dem Singen aufzuhören, bis alle die beiden Besucher sehen konnten. Riatha nahm Faerils Hand in ihre Rechte und die von Gwylly in die Linke und drehte sich mit ihnen langsam herum, damit alle einen Blick auf die Wurrlinge werfen konnten. Dabei verstummte der Gesang allmählich, bis nur noch ein sanftes Murmeln und schließlich gar nichts mehr zu hören war. Harfentöne klangen in einem letzten, silberhellen Glissando auf, bis die letzten Töne zwischen den schattigen Kiefern ganz verklangen. Schweigen senkte sich herab, und die Sterne am Himmel wurden sichtbar, während es immer dunkler wurde. Riatha wandte sich nach Norden, mit den Wurrlingen an ihren Händen, und rief die Worte in ihrer Stimme, die wie flüssiges Silber klang: »Alori e Darai, vi estare Faeril Twiggins e Gwylly Fenn.« Lauter Jubel - ein Willkommensschrei hallte durch den Wald, als sich Riatha erneut mit den Wurrlingen einmal im Kreis drehte.
Da sie wieder nach Norden gewandt standen, führte Riatha die Wurrlinge zu der Stelle in dem Kreis der Lian, an der ein großer, rothaariger Elf stand. Flankiert wurde er von zwei Bannern, die in der windlosen Nacht schlaff an ihren Pfosten hingen. Trotzdem konnten die Wurrlinge das Emblem darauf erkennen, als sie sich den Stangen näherten: einen grünen Baum auf einem grauen Feld. Und sie wussten, dass dies das Wappen von Ardental war, der Einsame Greisenbaum, der im Zwielicht dastand, eine Fahne, die mit Ehre auf vielen Schlachtfeldern getragen worden war.
Riatha blieb vor dem rothaarigen Elf stehen. »Alor Inarion, vi estare Faeril Twiggins e Gwylle Fenn, eio yptfainier a la, Faeril en a Waldsenken e Gwylly en a Weitimholz. Eio ra e ritha anthi an e segein.«
Der Elf lächelte Faeril und Gwylly an und zwinkerte. »Es würde mich sehr überraschen«, meinte er leise, »wenn Ihr Sylva sprächet.«
Faerils Augen glitzerten im Licht der Laternen und sie schüttelte den Kopf. »Aber wir können es lernen«, erklärte sie.
Der Elf lachte. »Dara Riatha, das heißt Lady Riatha, hat Euch Euren Gastgebern im Ardental vorgestellt. Und den Versammelten Eure Namen genannt. Außerdem hat sie Euch zu mir gebracht. Ich bin Alor Inarion, Lordhüter der Nördlichen Gebiete von Reil.« Der Elfenlord verneigte sich.
Faeril erwiderte diese Höflichkeit mit einem Knicks und Gwylly verbeugte sich. Dann grinste der Bokker Inarion an. »Auch wenn wir kein Sylva sprechen, meinen Namen habe ich doch verstanden und auch Faerils. Doch mir scheint, dass Riatha noch mehr gesagt hat.«
Inarions Augen weiteten sich kurz bei Gwyllys kluger Feststellung. »Ja. Sie hat gesagt, dass Ihr beide von weither gekommen
Weitere Kostenlose Bücher