Mithgar 15 - Drachenbann
wiederbeschaffen, dann ist es zur Hand, falls etwas geschieht, was seine Verwendung erfordert.
Raels Weissagung sprach von einem Silbernen Schwert, das zur Morgenröte herbeigebracht wird. Sie hat Mithgar jetzt verlassen und mit Talarin den Düsterritt zurück nach Adonar angetreten. Wäre sie hier, so würde sie wohl als Erste sagen, dass es nicht gewiss ist, ob es sich bei dem Silbernen Schwert ihrer Weissagung um die Klinge des Morgengrauens handelt.
Aber es ist wahrscheinlich. Sollte es aber nicht so sein, so müssen wir doch allen Spuren folgen, die zum Ort führen könnten, an dem sich die Klinge des Morgengrauens befinden könnte. Und vielleicht führt auch eine dieser Fährten zu Baron Stoke.
Wo auch immer sich dieses Silberne Schwert befinden mag, ich habe Vergeltung für Galaruns Tod geschworen. Ich würde Euch bei Eurer Suche helfen, auch allein auf die Möglichkeit hin, dass Stoke dafür verantwortlich ist.«
Riatha willigte selbstverständlich ein.
Dann jedoch gab die Elfe ihrer Vermutung Ausdruck, dieses Silberne Schwert könnte vielleicht in einem der alten Stützpunkte von Stoke versteckt sein, in seinem Turm nahe Vulfcwmb oder in dem Drachenschlund in der Nähe von Sagra oder dem Kloster über dem Großen Nord-Gletscher. Also unternahm sie mit Aravan lange Reisen zu den Orten, die sie genannt hatte. Zuerst zum Vergessenen Gefängnis im fernen Vancha, wo sie gewaltige Höhlen zwischen den ausgebrannten Ruinen in der Höhle des Dämonen fanden. Sie durchsuchten sie gründlich, fanden jedoch kein Schwert. Dann ritten sie weiter nach Vulfcwmb im Norden, zu dem zerstörten Turm, der einst auf der hohen Klippe gethront hatte, bevor ihn die Zwerge von Kachar geschleift hatten. Erneut durchsuchten sie sorgfältig die Ruine und die Höhlen, die nicht eingefallen waren, wurden jedoch auch hier nicht fündig. Zuletzt ritten sie nach Norden durch den Grimmwall, vorbei an den Ruinen des Drachenschlundes, wo das Land bebte, und kamen schließlich zu jenem Kloster über dem Gletscher, dessen eiserne Glocken immer tönten, wenn das Land besonders heftig bebte. Auch hier stießen sie nur auf verlassene Häuser, nicht jedoch auf ein Silbernes Schwert.
Als sie dort am Großen Nord-Gletscher waren, nahm Riatha Aravan mit, um ihm das goldene Glühen zu zeigen, das aus der Tiefe des Eises erstrahlte. Als Aravan in seinem sanften Schimmer stand, fühlte er sich auf eigenartige Weise zu diesem Strahlen hingezogen, als würde er gerufen. Aber es lag tief und unerreichbar im Eis.
»Es driftet«, sagte Riatha leise. »Es driftet unaufhörlich zum östlichen Rand des Gletschers.« Aravan sah, dass sie weinte.
Als sie das Ardental schließlich wieder erreichten, waren zwei Jahre vergangen. Aravans Suche nach dem Schwert war nicht beendet, ebenso wenig wie sich sein Wunsch nach Vergeltung erfüllt hatte, was beides auch vielleicht niemals geschehen würde. Aber er fühlte sich getrieben weiterzumachen. Also verabschiedete er sich und versprach Riatha, ihr zu helfen, wenn die Zeit der Prophezeiung kam, und schwor zurückzukehren, bevor das Auge des Jägers über den nächtlichen Himmel ziehen würde.
Die Zeit verstrich, verschlang Jahrhunderte und wechselte die Jahreszeiten ewiglich. Doch drei Winter, bevor der rote Bote des Jägers durch die Nacht ziehen würde, kam Aravan zurück nach Ardental. Seine Suche nach dem Silbernen Schwert und sein Wunsch nach Rache blieben nach wie vor unerfüllt. Zu dieser Zeit hatte Aravan mehr als zwölftausend Jahre auf Mithgar verbracht… … und sein Leben fing gerade erst an.
12. Kapitel
EQUINOX
Ende September, 5E985 [Zwei Jahre und sechs Monate zuvor]
»Kel, Riatha, Dara!«, rief Jandrei. »Vi didron ana al enistori!«
Riatha drehte den Getreidehalmen vor ihr den Rücken zu, beschattete ihre Augen mit der Hand und betrachtete die drei am Feldesrand: Jandrei zu Pferde und die beiden Waerlinga, die auf ihren Ponys neben ihm saßen. Sie reichte einem der Ährensammler die Sense und ging auf die Besucher zu…
… die Letztgeborenen Erstgeborenen waren gekommen.
Als sich die Elfe ihnen näherte, stiegen die beiden Wurrlinge ab und führten ihre Ponys am Zügel weiter. Riatha scholl das Herz bei diesem Anblick, denn trotz ihrer Kleidung und ihrer Waffen sahen die beiden Waerlinga auf den ersten Blick wie Elfenkinder aus. Natürlich waren es keine, denn noch nie hatte eine Elfe in Mithgar ein Kind empfangen, und seit mehr als fünftausend Jahren, seit der Großen
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