Mithgar 16 - Drachenmacht
möglich.«
»Seht!«, zischte Urus.
Unter ihnen erhellte ein gelbes Licht den Vorhof, als hätte man die Tore der Moschee geöffnet, sodass das Licht hinausströmen konnte. Aber von dort, wo sich die Kameraden versteckten, konnten sie die Vorderseite des Gebäudes nicht sehen, nur die Nordseite und die Rückseite. Dass die Türen geöffnet worden waren, war jedoch offenkundig, denn plötzlich marschierte eine Abteilung Rucks auf den Hof, mit Fackeln in den Händen. Ein Hlök führte sie an.
Gwylly schlug das Herz bis in den Hals, und er drückte Faerils Hand, um sie zu beruhigen. Sie erwiderte die Geste sogleich.
»Wenn wir nicht vermutet hätten, dass sich Stoke dort aufhält, wüssten wir es jetzt mit Sicherheit.«
Während einige der Brut den großen Balken vom Eingangstor zogen, schwärmten andere auf die Bastionen, um Wache zu halten. Der Hlök war bei ihnen.
In der Stille drangen Geräusche zu den Klippen hinauf, zumeist unverständliches Gemurmel. Doch als die Worte deutlicher wurden, verstanden die fünf sie dennoch nicht, denn der Feind sprach Slük.
»Ich sehe keine Vulgs«, bemerkte Gwylly.
»Hoffen wir, dass sie auch keine haben«, erwiderte Riatha. »Wir haben nur noch sehr wenig Güldminze übrig.«
Urus veränderte seine Stellung. »So wie ich Stoke kenne, werden gewiss Vulgs in der Nähe sein. Wir haben ihn dreimal getroffen, viermal, wenn du sein Versteck in dem Schluchtkessel in der Nähe des Gletschers mitzählst, und er hatte jedes Mal Rutcha, Dröhka und Vulgs in seinem Gefolge.«
»Und jetzt vielleicht noch Ghülk und Helrösser«, meinte Aravan. »Möglicherweise mehr als einen.«
»Köpfen, Holz durchs Herz, silberne Klingen, Feuer, Zerstückelung«, wiederholte Gwylly. »Das sind die Arten, wie man einen Ghül töten kann. Aber was ist mit einem Helross?«
»Wie ein Pferd, obwohl sie keine Pferde sind«, antwortete Aravan. »Sie sind auch einzeln gefährliche Gegner. Ihre Haut ist haarlos, zäh wie gekochtes Leder und schwer mit einer Klinge zu durchdringen. Sie sind sehr wild und ihre gespaltenen Hufe gelten als tödliche Waffen. Auch wenn ihr Biss nicht sofort tötet, so kann er doch noch Tage später zum Tod führen. Sie sind zwar nicht giftig, aber der Biss kann sich entzünden, wenn die Wunde nicht sorgfältig gereinigt wird.«
»Ich habe gehört, dass einige behaupten, ihre reptilienartigen Schwänze könnten wie eine Peitsche brennen«, setzte Riatha hinzu. »Andere dagegen halten das für ein Gerücht.«
»Peitsche oder nicht, greift sie trotzdem von hinten an«, riet Aravan. »Denn ihr Tritt ist fast tödlich.«
»Ja«, stimmte ihm Gwylly zu. »Aber wie tötet man sie?«
»Möglichst aus der Entfernung«, meinte Urus. »Mit Speeren, Pfeilen oder Schleudern. Selbst mit Fallen, Todesfallen, Gruben und dergleichen. Aus der Nähe jedoch genügt jede Waffe, muss jede Waffe genügen, vorausgesetzt Ihr könnt es vermeiden, dass diese Bestien Euch vorher töten.«
»Klingt fast schlimmer als ein Ghül«, gab Gwylly zurück.
»Nein, Gwylly«, widersprach Aravan. »Ein Helross ist nur wild und hat nicht diesen heimtückischen Verstand eines Ghülk.«
Sie schwiegen eine Weile und beobachteten die Brut. Dann stellten sie Fackeln auf den Mauern auf und öffneten die Tore so weit, als würden sie Besucher erwarten.
»Ich frage mich, welcher Feind uns noch in dieser Moschee da unten erwartet.«
»Nun«, sagte Gwylly, »was wir noch nicht genannt haben sind Kraken und Ogrus und Drachen.«
»Es könnten noch andere Gräuel auf uns warten«, meinte Aravan. »Kreaturen, die weit schrecklicher sind als Rucha, Loka, Ghülka und Trolle.«
»Gargons«, sagte Gwylly.
Aravan und Riatha sogen beide gleichzeitig zischend die Luft durch die Zähne. »Gargoni, aye, sie wären wahrhaft schlimmer. Aber es gibt noch mehr. Nur glaube ich nicht, dass sie sich in Stokes Gefolge befinden.«
»Das ist unwahrscheinlich, aye«, stimmte Riatha ihm zu. »Aber nicht vollkommen ausgeschlossen. Doch vergesst nicht, wie für alle vom Gezücht gilt auch für sie, dass das Tageslicht sie ausnahmslos tötet.«
»Aber zuerst«, gab Urus zu bedenken, »musst du sie überhaupt ins Tageslicht locken.«
Eine Rotte von Rukhs marschierte mit Fackeln in der Hand aus dem Tor und verschwand außer Sicht auf der anderen Seite der Mauer. Die Rukhen-Wächter verschlossen das Portal hinter ihnen und zogen auch den Balken davor. Dann kam die Rotte wieder jenseits der Mauern ins Blickfeld der Gefährten. Sie
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