Mithgar 16 - Drachenmacht
marschierten die Straße zu der Schlucht herunter.
»Vielleicht wollen sie in der Schlucht patrouillieren«, mutmaßte Aravan.
»Oder sie wollen die Wache an der Wegstation ablösen«, setzte Faeril hinzu. »Falls es tatsächlich irgendwo in der Schlucht ein Schlupfloch für die Brut gibt.«
Die Rotte marschierte in die Schlucht hinein, wandte sich nach Norden und obwohl die fünf sie in der Schlucht nicht mehr sehen konnten, erkannten sie an dem flackernden Licht ihrer Fackeln, das den Rand erleuchtete, wohin sie sich wandten.
Schließlich sprach Urus Aravan an. »Weckt mich, falls etwas Unvorhergesehenes passiert. Ich kümmere mich um die Pferde.«
»Ich schlage vor, dass wir alle zu den Pferden zurückkehren«, meinte Riatha. »Alle bis auf einen, der Wache hält. Wir müssen uns für morgen ausruhen, aber das können wir nicht, wenn wir die ganze Zeit Wache halten.«
»Ich bringe Euch Wasser und Zwieback«, sagte Faeril leise zu Aravan.
Die vier ließen den Elf zurück, entfernten sich lautlos vom Rand der Schlucht und suchten sich so lange den Weg durch das Labyrinth der Steintürme, bis sie zu ihren Pferden kamen.
Über ihnen zog der Vollmond seine Bahn, und Gwylly beobachtete die Moschee, die unter ihm lag. Das blaue Amulett hing ihm um den Hals. Der Bokker hatte keinen Schlaf finden können, weil er im Herzen und im Geist ständig daran dachte, was morgen passieren konnte. Jetzt hielt er Wache und spähte auf die von Fackeln beleuchtete Festung in der Ferne - und fragte sich, was der morgige Tag wohl bringen würde.
Rukhs patrouillierten auf den Bastionen, drehten ihre Runden und gelegentlich drangen ihre Stimmen auch undeutlich zu Gwylly empor.
Der blaue Stein war kalt, aber nicht eisig. Doch als ein Kieselstein hinter ihm polternd herunterfiel, sprang Gwylly hoch, als hätte ihn ein Pfeil getroffen, drehte sich herum und sah … Faeril, die sich ihren Weg zwischen den Klippen suchte.
»Oh!«, zischte Gwylly. »Du hast mich vielleicht erschreckt, meine Dammia.«
»Ich konnte nicht schlafen, Gwylly. Es gibt einfach zu viele… Unwägbarkeiten.«
»Hah! Ich weiß genau, was du damit meinst, Liebste. Die ganze Nacht schon glüht mein Gehirn mit den Wenns und Falls und den »Ich weiß nicht<.«
Faeril setzte sich neben Gwylly und nahm seine Hand in die ihre. »Ich muss immer daran denken, dass unsere Chancen so schlecht sind. Ich meine, wir sind nur zu fünft, und wer weiß, wie viele von denen es da unten gibt… oder von welcher Art sie sein mögen. Und sie haben sich in dieser Festung verschanzt, in Stokes Bollwerk. Wir wissen aber weder, wie die Räume aussehen, noch wer sich wo aufhält, oder welche Fallen er für die Achtlosen aufgestellt hat. Oder…«
»Ach, Faeril, das sind dieselben Dinge, über die ich auch ständig nachdenke.«
Faeril streichelte zärtlich seine Finger. »Man nennt dieses Warten ja immer die Ruhe vor dem Sturm, aber ich bin alles andere als ruhig.«
Gwylly schlang seinen Arm um ihre Schultern, und nun saßen sie schweigend da, während sie die Moschee beobachteten. Die Rukhs und ihresgleichen standen immer noch auf den Zinnen und beobachteten das Land, während der strahlende Mond auf seinen Zenit zukroch.
Gwylly streichelte Faerils Haar. Ihre silberne Locke schimmerte im Mondlicht. Der Bokker lächelte. »Riatha hat gesagt, wir sollen alles verdecken, auf dem das Mondlicht leuchten könnte, und deine silberne Strähne …«
Faeril keuchte, und ihre Hand zuckte zu ihrem Haar. »Oh, Gwylly, glaubst du wirklich? Ich hatte es vergessen.«
Gwylly zog sie an sich und küsste sie rasch. »Nein, Liebste. Ich habe nur Spaß gemacht. Ich glaube nicht, dass …«
»Ich bedecke sie sicherheitshalber trotzdem«, unterbrach ihn Faeril und zog ihre Kapuze über. »Ich möchte uns nicht verraten.«
Um Mitternacht hatte der Mond seinen höchsten Punkt erreicht. »Also, mein Bokkerer, jetzt muss ich wachen, und du solltest dich schlafen legen.« Faeril streckte ihre Hand aus.
Gwylly nahm das blaue Amulett an seinem Band vom Hals und reichte es der Damman. »Hier ist dein Amtssiegel, Liebste. Aber ich glaube, ich bleibe lieber noch eine Weile bei dir sitzen, statt mich hinzulegen.«
Sie spendeten sich gegenseitig Trost, als sie dasaßen, Hand in Hand, schweigend und aufmerksam.
Nach einer Weile streckte Faeril die Hand aus. »Sieh doch, Gwylly, in der Schlucht. Dort.«
Gwylly folgte ihrer ausgestreckten Hand und sah einen breiten Streifen von Helligkeit an der
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