Mithgar 16 - Drachenmacht
sinkende Sonne warf lange Schatten, aber die Kameraden konnten dennoch gut genug sehen. Als sie sich zwischen den Pfeilern versteckt hatten und nach unten blickten, ergriff Aravan das Wort. Er lenkte ihre Aufmerksamkeit auf Einzelheiten, die für ihren Plan vielleicht von entscheidender Bedeutung waren.
»Meiner Schätzung nach ist die Moschee etwa dreißig Meter hoch, vom Hof bis zur Spitze des Turms gemessen. Der Durchmesser der Kuppel dürfte ungefähr dasselbe betragen.
Das Hauptgebäude ist gut fünfzehn Meter hoch und knapp dreißig Meter lang.
Die Mauer, die sie sichert, ist sechs bis sieben Meter hoch und etwa doppelt so lang und breit wie die Moschee selbst. Das macht ungefähr zweihundert Meter.
Das Minarett scheint ebenso hoch zu sein wie die Moschee selbst, gut dreißig oder fünfunddreißig Meter. Und achtet auf die beiden Balkone, die auf gleicher Höhe liegen. Dann gibt es noch einen ganz oben, unter den Bögen, die die Kuppel stützen.
Hinter der Moschee, innerhalb der Mauern, befinden sich drei…«
»Leise!«, zischte Faeril. Ihre Stimme klang angespannt. »Ich habe eine Bewegung im Hof gesehen, in der hinteren linken Ecke.«
Gwyllys Herz hämmerte.
Im Schatten zwischen den drei großen Nebengebäuden, die an der schwarzen Wand standen, regte sich irgendetwas.
»Ein Pferd«, sagte Riatha schließlich. »Dort befinden sich eine Koppel und die Stallungen.«
»Vermutlich dient es als Nahrungsmittel«, brummte Urus. »Rutcha essen Pferde.«
Die Sonne verschwand schließlich hinter dem Horizont, und die Gebäude lagen im Dämmerlicht. Aravan beeilte sich, seine Schilderung der Moschee zu beenden, denn in diesem Teil der Welt folgte dem Zwielicht äußerst rasch die Nacht. »Das Plateau, auf dem die Moschee liegt, ist klein, hat steil abfallende Flanken, und die Berge dahinter türmen sich hoch auf.
Und achtet auch auf den kleinen Graben, der sich der Moschee nähert. Und auf die gewundene Straße, die zum Tor führt. Es ist der einzige Weg, über den wir unsere Pferde führen können.«
»Nehmen wir denn die Pferde mit?«, erkundigte sich Gwylly.
Faeril nickte. »Das sollten wir, falls wir besonders schnell reiten müssen, um jemanden zu verfolgen oder … um zu fliehen.«
Aravan lachte. »Aye, Kleine, kämpfen oder fliehen.« Urus knurrte. »Ich habe nicht vor zu fliehen.«
»Ich auch nicht«, pflichtete Riatha ihm bei. Noch während sie die Moschee beobachteten, wurde es Nacht und die ersten Sterne blinkten am Himmel. Irgendwo in den Bergen im Osten ging der Vollmond auf. Sein fahles Licht schimmerte auf den Gipfeln über ihnen.
»Also, Aravan«, bemerkte Faeril. »Bis auf das Minarett und diese zwiebeiförmige Kuppel könnte das sehr gut eine Festung sein.«
»Es ist auch sehr wahrscheinlich eine, Kleine«, antwortete der Elf. »Eine Festung, meine ich. Denn als die Tempel des Propheten Shat’weh gebaut wurden, wurden sie von den Anhängern des alten Glaubens, von Gyphons Anhängern, häufig angegriffen. Wenn diese Moschee aus jener Zeit stammt, dann sind die Wände wie bei den anderen, die ich gesehen habe, dick, die Fenster vergittert und von innen zu verschließen und die Tore und Türen nur schwer aufzubrechen. Die äußere Mauer verfügt gewiss über Bastionen, auf denen Krieger stehen konnten, und Schießscharten, um von dort aus Pfeile gegen die Feinde zu verschießen. Und in den Torbögen werden Mordlöcher eingelassen sein, durch die man von oben brennendes Öl auf die Feinde kippen konnte.«
»Puhl«, knurrte Gwylly. »Wenn Ihr mich fragt, ist das überhaupt kein Ort der Anbetung, und auch kein besonders heiliger Platz, wenn er vor allem gebaut wurde, um andere zu töten.«
Aravan schlug Gwylly die Hand auf die Schulter. »Das, Junge, würde ich nicht abstreiten.«
Faeril verschränkte ihre Finger mit denen Gwyllys und drehte sich erneut zu Aravan herum. »Wie sieht es denn am wahrscheinlichsten in der Moschee aus?«
Aravan richtete seinen Blick auf die Enklave, die vom Licht der Sterne beleuchtet wurde. »Die Haupthalle für die Anbetungen wird unter der Kuppel liegen. Rechts und links davon liegen Seitenschiffe. Und die Wohnquartiere befinden sich in den Nebengebäuden an den Außenwänden und auf der Rückseite.«
»Vielleicht gibt es auch unterirdische Kammern«, setzte Riatha hinzu. »Zweigeschossige Keller.«
»Oh!«, rief Gwylly. »Wie bei dem Kloster über dem Gletscher. Fast alle ihre Quartier lagen unter der Erde.«
»Aye«, antwortete Riatha. »Das wäre
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