Mithgar 16 - Drachenmacht
nicht geschlafen.«
Die Elfe sah Faeril an. »Wie viele Gefangene? Und wie viele Feinde?«
»Vierzehn Gefangene, drei Pferde, achtzehn Kamele, ein Ghül, ein Helross, sieben Vulgs, neun Rukhs als Eskorte und sieben Rukhs auf den Mauern.«
»Und anschließend«, fuhr Gwylly fort, »sind zwölf Rukhs in die Schlucht marschiert, nach Norden. Wie die anderen. Entweder laufen sie Patrouille, oder sie sollen sich irgendwo verstecken.«
»Das Helross steht in dem Schuppen in der Ecke an der nördlichen Mauer«, erklärte Faeril. »Soweit wir wissen, sind die Vulgs aber in der Moschee geblieben. Jedenfalls ist keiner von ihnen mit der Patrouille gegangen.«
Riatha blickte erneut zur Moschee, und ein Ausdruck der Resignation zeichnete sich auf ihrem Gesicht ab. »Ich hatte erwartet, dass dort Vulgs seien, denn immerhin haust dort der Vulgmeister.«
Die Elfe drehte sich wieder zu den Wurrlingen herum. »Geht jetzt und ruht. Der Morgen wird noch früh genug kommen, auch ohne dass wir ihn wach herbeisehnen.«
Faeril ging voraus, gefolgt von Gwylly, suchte sich einen Weg durch das steinerne Labyrinth zu ihrem Lager, in dem sie kein Feuer entzündet hatten. Die Pferde dösten zwischen den Pfeilern. An einer Seite schien Aravan zu meditieren, wie es Elfenart war. Er saß an einem Felsbrocken, hatte den Speer quer über dem Schoß liegen und seine Augen glitzerten im Mondlicht. Urus saß ebenfalls an einen Felsen gelehnt. Er hatte die Augen geschlossen.
Gwylly und Faeril legten ihre Decken auf die Erde und schmiegten sich aneinander. Sie versuchten, es sich auf dem harten Boden gemütlich zu machen. Keiner von beiden glaubte, dass sie Schlaf finden würden …
… und nur Augenblicke später, so schien es, wurden sie von Riatha geweckt.
Sie tränkten und fütterten die Pferde und aßen dann selbst etwas. Gwylly knabberte unlustig an dem Zwieback herum, während sein Herz wie rasend schlug. »Gwylly«, meinte Urus schließlich, »auf einem Feldzug oder wenn du dich auf einen Kampf vorbereitest, solltest du dich an das Credo der Krieger halten: >Iss bei jeder Gelegenheit, denn du weißt nicht, wann du wieder etwas zu essen bekommst.<«
Der Bokker biss ein großes Stück von dem Brot ab, kaute lustlos daran herum, verzehrte es jedoch ganz.
»Sind die Vulgs noch in der Moschee?«, wollte Faeril wissen.
»Während meiner oder Urus’ Wache hat keiner sie verlassen«, antwortete Riatha. »Und es ist auch keiner aus der Schlucht gekommen. Jetzt sind die Tore verschlossen und verrammelt.«
Gwylly schluckte. »Also hält sich die ganze Brut noch in der Moschee auf: Rukhs, Hlöks, Vulgs und ein Ghül.«
Der Bokker biss ein Stück Zwieback ab. »Und ein Helross im Stall.«
»Aye«, gab Riatha zurück. »Doch merkt auf: Unsere Aufgabe ist es, hineinzukommen und Stoke zu finden, ihn zu töten und wieder hinauszugelangen. Wir sind nicht hier, um Brut zu töten. Also sind Verstohlenheit und List erforderlich, nicht das Abschlachten des Gezüchts.
Sie werden sich ohnehin zerstreuen, sobald ihr Herr tot ist.«
Aravan hob den Kopf. »Falls Stoke derjenige ist, den ich suche, dieser Mann mit den gelben Augen, dann geht es auch noch um das Schwert des Morgengrauens. Es könnte in der Moschee verborgen sein. Wenn ja, dann möchte ich es zurückholen.«
»Ich helfe Euch dabei«, brummte Urus.
Aravan sah die anderen an. Sie nickten. »Aber wir müssen dieses Meer erst überqueren, wenn wir es erreichen.«
»Und die Gefangenen?«, wollte Faeril wissen. »Wir können sie doch nicht einfach in ihren Kerkern lassen.«
Urus knurrte. »Falls sie noch leben, werden wir sie befreien. Aber ich hege kaum Hoffnung, dass einer von ihnen überlebt hat.«
»Die Sonne taucht gerade über dem Rand des Horizonts auf«, erklärte Riatha. »Gehen wir.«
Sie führten die Pferde aus dem Felsenlabyrinth heraus, bis sie an eine Stelle kamen, wo sie reiten konnten. Dort stiegen sie auf, Gwylly vor Riatha und Faeril vor Aravan, und ritten dorthin, wo die Straße aus der Schlucht abbog. Dieser Weg war die einzige Möglichkeit, das steile Plateau zu Pferde zu erreichen.
Sie ritten langsam die Böschung hinab, deren steiniger Boden zerklüftet war. Zu ihrer Linken erhob sich die Moschee, deren Kuppel und Mauern in der aufgehenden Sonne rot und orange glühten, während der Rest noch im Dunkeln lag.
Sie ritten an dem Plateau vorbei bis zu der Schlucht, an die Stelle nämlich, wo ihre Pferde über den Graben auf die Straße springen konnten. Dann nahmen sie
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