Mithgar 16 - Drachenmacht
durch die Mordlöcher, als sich Kreaturen offenbar in Todesqualen wälzten. Dann kehrte Stille ein und nur Asche wehte lautlos herab.
Hinter den Gattern brachen auch die Vulgs zusammen und Stoke heulte vor Schmerz auf, zuckte zurück und zur Seite, als ein silbernes Wurfmesser an ihm vorbeizischte, sein Ohr so streifte, dass das Blut spritzte, und die Klinge klappernd im Dunkeln zu Boden fiel, während Stoke in den Schatten verschwand.
Dann herrschte grimmiges Schweigen.
Faeril drehte sich zu Gwylly herum und überzeugte sich, dass er gesund war. Dann kniete sie neben Riatha und legte ihr Ohr auf die Brust der Elfe. Noch während sie das tat, bewegte sich Riatha. Faeril nahm ihre Hand. »Riatha! Riatha!«, rief sie.
Aravan trat an den Trollknochen vorbei und kniete sich neben Faeril. Rasch untersuchte er die Elfe. »Sie ist nur betäubt und kommt gerade wieder zu sich.«
Gwylly trat zu ihnen und strich Faeril über das Haar. Die Damman sah zu ihm hoch. »Ich habe ein Messer geschleudert und ihn verfehlt«, sagte sie. »Ich habe Stoke verfehlt. Er konnte entkommen.«
»Stoke war hier?«, stieß Gwylly hervor. »Ich habe ihn gar nicht gesehen. Dieser Fensterladen … Ich hätte ihn fast nicht öffnen können.«
»Aber Ihr habt es geschafft, Gwylly«, rief Aravan und lächelte. »Und uns so vermutlich alle gerettet.«
Tränen rannen Riatha über die Wangen, noch während sie das Bewusstsein wiedererlangte. »Chieran«, murmelte sie. »Avö, chieran.«
Auch Gwylly und Faeril traten die Tränen in die Augen. Aravan stand auf und trat zu dem Fallgitter. Einen Augenblick später sagte er: »Wir müssen einen Weg aus dieser Falle finden.«
Gwylly wischte sich die Augen und trat neben den Elf an das Fallgitter. Sie spähten beide in die Haupthalle der Moschee. Außerhalb des Tageslichtes, das durch die offenen Läden strömte, lag eines von Faerils silbernen Wurfmessern im Schatten auf dem Boden. Seine Klinge funkelte im Licht der Fackeln, die am Altar brannten. Und an der gegenüberliegenden Wand lag Urus’ lebloser Körper. Rasch blickte Gwylly zur Seite, denn er wusste, dass sie jetzt keine Zeit zum Trauern hatten.
Der Bokker räusperte sich und versuchte, seine Traurigkeit hinunterzuschlucken, aber seine Stimme brach, als er durch die Tränen das Gitter vor sich musterte und sagte: »Vielleicht können wir diese Stangen ja ebenfalls verbiegen«, er wischte sich die Tränen aus den Augen, »wie jene im Gang. Aber wir brauchen einen Hebel.«
Der Bokker drehte sich herum und sein Blick fiel auf die Knochen des Trolls. »Vielleicht dieser Oberschenkelknochen …« Er trat zu dem Knochen hin und versuchte, ihn anzuheben. »Puhl« Der Knochen war mehr als einen Meter lang, und sein Gewicht wog schwerer, als der Wurrling zu heben vermochte. Er schaffte es nur, eines der Enden etwas anzuheben. »Himmel, ist der schwer!«
»Trollknochen und Drachenhaut«, sagte Aravan und ging zu Gwylly. »Vielleicht liegt es an ihrer Masse, dass sie Adons Bann trotzen können.« Aravan hob den Knochen an, knurrte vor Anstrengung und schleppte ihn zu dem Fallgitter, wo er ihn fallen ließ. Der Knochen fiel mit einem lauten Krachen zu Boden.
Riatha stand auf und wischte sich mit dem Handrücken die Tränen aus den Augen. Faeril holte ihr Schwert aus Sternensilber und übergab es der Elfe. Sie schob es in die Schulterscheide.
Zusammen gingen Elfe und Damman zu dem Fallgitter. Riathas trostloser Blick glitt zu Urus’ schlaffem Körper, der weit hinten im Schatten lag.
»Dara, wir werden später trauern«, sagte Aravan sanft. »Jetzt müssen wir erst versuchen, dieser Falle zu entrinnen, denn wir müssen es schaffen, bevor die Sonne untergeht.«
Die Elfe nickte wortlos, unfähig zu sprechen.
»Ich glaube, das Schloss und die Winde sind irgendwo über uns«, sagte Aravan und sah zu den Mordlöchern hinauf. »Wenn wir einen Weg nach oben fänden, könnten wir nicht nur diese Fallgitter öffnen, sondern vermutlich auch jenes, das die Tür nach außen versperrt.«
Gwylly trat an den Knochen. »Dann lasst uns damit anfangen.«
»Der Knochen ist vielleicht nicht lang genug, um ihn als Hebel einzusetzen, Gwylly«, gab Aravan zu bedenken, »aber wir werden es versuchen.«
»Wie können wir helfen?«, erkundigte sich Faeril. »Ich meine Gwylly und mich. Wenn Ihr ihn weit oben ansetzt, wo die Stangen am leichtesten nachgeben, können wir ihn nicht erreichen. Aber Ihr werdet unsere Kraft brauchen, weil Urus nicht…« Faeril
Weitere Kostenlose Bücher