Mithgar 16 - Drachenmacht
ihrer Weissagung von der Silbernen Klinge neue Hoffnung, und Eure Faeril hat meine Hoffnung ebenfalls aufgefrischt, denn wir haben jetzt nicht nur Raels Weissagung, sondern auch Faerils.«
Gwylly lehnte sich überrascht zurück, und Faeril riss erstaunt die Augen auf. »Meine Weissagung? Ich habe doch nie eine …« Da erinnerte sich die Damman daran, wie sie in den Kristall gefallen war.
Aravan lächelte. »Rael weissagte:
>Strahlende Silberlerchen und das Silberne Schwert,
geboren einst in der Morgenröte …<
und Ihr sagtet:
>Reiter der Unmöglichkeit,
Ein Kind desselben,
Sucher, Forscher, wird er sein
Ein Reisender zwischen den Ebenen.<«
»Sicher erkennt Ihr beide die Verbindung zwischen diesen zwei Prophezeiungen.«
Gwylly schüttelte den Kopf, und auch Faeril hob hilflos die Hände.
Aravan atmete erneut tief durch. »Meine Deutung entspricht natürlich keiner Gewissheit, denn Weissagungen sind häufig subtil… und auch tückisch - so mögt Ihr wähnen, dass sie das eine zu meinen scheinen, obwohl sie etwas vollkommen anderes bedeuten. Was jedoch die Beziehung zwischen diesen beiden Prophezeiungen betrifft, so liegt sie meiner Meinung nach darin: Um die Silberne Klinge in die Morgendämmerung zu tragen, sie dort zu gebären, erfordert es den Dämmeritt von Adonar nach Mithgar, wie es Rael prophezeite. Aber dieser Weg ist versperrt. Also damit so etwas geschehen kann, braucht es einen Reiter der Unmöglichkeit, einen Reisenden zwischen den Ebenen, und genau das ist es, was Eure Weissagung verheißt, Faeril.«
Jetzt nickten die Wurrlinge, und Gwylly sagte: »Also haltet Ihr es für wahrscheinlich, dass die Silberne Klinge und das Schwert des Morgengrauens ein und dieselbe Waffe sind, und Ihr glaubt, dass die Weissagung meiner Dammia wie die Hand in den Handschuh von Raels Prophezeiung passt.«
Aravan lächelte über Gwyllys Ausdrucksweise. »Aye, genau das glaube ich.«
Faeril sah Aravan an. »Aber was ist mit dem Kind, diesem Kind desselben … Was bedeutet das?«
Aravan lachte. »Ah, Kleine, wüssten wir das, dann würde uns die Welt zu Füßen liegen, weil unser Blick weit über das hinausginge, wie der aller anderen Wesen.«
Sie überquerten den Hanü am folgenden Tag und ritten weiter nach Süden, zu dem Tal zwischen dem Bodorian-
Massiv zu ihrer Linken und den Skarpal-Bergen zu ihrer Rechten. Die Landschaft war zerklüftet und sie kamen nur langsam voran. Sie ritten zwischen dem Vorgebirge und steilen Klippen hindurch, über bewaldete Hügel hinweg, auf und ab; manchmal mussten sie auch absitzen und die Pferde führen oder sogar umkehren, um einen einfacheren Weg zu suchen. Sie hielten häufig an und ließen ihre Pferde verschnaufen. Das Wetter war ihnen ebenfalls nicht unbedingt wohlgesonnen, denn es regnete an diesem und den folgenden Tagen so, dass die Abhänge schlüpfrig wurden, und manchmal war es so glatt, dass die Pferde nicht hinüber konnten, obwohl Ponys und Maultiere es vermocht hätten, die einen sichereren Tritt zu haben schienen.
Schließlich klarte der Himmel auf, aber die regennasse Erde machte dennoch Mühe. Am Nachmittag des darauffolgenden Tages tasteten sie sich einen steilen Hang hinab zum Ufer eines Flusses. Es war der Venn, der seinen westlichen Bogen geschlagen hatte und jetzt wieder nach Süden strömte, sich auf seine eigene Reise zur Avagon-See machte. Sie waren also wieder auf ihn getroffen. Jenseits des Venn lag Garia, im Westen; auf dieser Seite des Ufers befand sich Alban, im Osten. Vor und hinter ihnen lagen Berge und der Fluss, der sich in südlicher Richtung zwischen ihnen hindurchschlängelte.
Die fünf ritten zum Venn hinab und folgten dem Ufer des Flusses, manchmal auf der Böschung, manchmal sogar im seichten Wasser eines flachen Strandes. Sie ritten an dem mäandernden Wasserlauf entlang, denn das war einfacher, als über die steilen Hügel zu reiten. Wasser stürzte von den Bergen herab, rauschende Ströme waren das, die sich über die Hänge ergossen, Katarakte, brüllende Wasserfälle, die sich mahlend in die Wasser des Venn ergossen. Wann immer die Kameraden eine Weile in dem kristallklaren Fluss ritten, warf Gwylly eine Leine aus, an der er nur einen Krümel Zwieback als Köder befestigt hatte. Dennoch gelang es ihm, unterwegs drei Fische zu fangen. Faeril lachte voller Entzücken und Stolz über ihren Bokker.
Urus und Riatha ritten wie verzaubert; es schien ihnen, als habe die Natur selbst ihren Treueschwur anerkannt.
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