Mithgar 16 - Drachenmacht
davon.
Schließlich wurden Faeril und Gwylly durch den Morgengesang der Vögel geweckt, die den neuen Tag ankündigten und sich gegenseitig erneut ihre Revierrechte zuriefen. Gwylly lag auf dem Rücken und lauschte ihnen, ahmte leise einige der Laute nach, zirpte und pfiff, tschirpte und schnalzte. Faeril stützte sich auf einen Ellbogen und brachte ihn mit einem Kuss zum Schweigen. Dann setzte sie sich auf, streckte sich und hielt plötzlich inne. Sie stieß den Bokker an. Gwylly setzte sich neben ihr auf und sah, wie sich Riatha eng an Urus schmiegte, mit dem Rücken an seinen Körper, während er sie mit den Armen umschlungen hielt. Sie schliefen noch. Aravan saß an einem kleinen Lagerfeuer und legte Zweige und Reisig hinein. Seine Miene war düster, grübelnd.
»Siehst du«, bemerkte Faeril flüsternd zu Gwylly, »ich habe es dir doch gesagt.«
Gwylly verdrehte die Augen und hob eine Hand. »Meine Dammia, selbst jemand, der so ein Torfkopf ist wie ich, hätte sehen können, dass sie sich liebten. Warum es allerdings so lange gedauert hat, Wochen um Wochen … das werde ich bestimmt nie erfahren.«
Faeril sah Gwylly in die Augen, ihre goldgelben Facetten musterten die smaragdgrünen. »Wochen und Wochen? Wochen und Wochen? Oh, mein Bokkerer, die beiden lieben sich schon mehr als tausend Jahre!«
Gwylly riss die Augen auf, als er begriff, und ließ sich dann stöhnend auf die Decke sinken. »Oh, Dammia, du hast natürlich recht. Und ich bin wirklich so dumm wie ein Stein.«
Lachend sprang Faeril auf, reichte Gwylly die Hand und zog ihn hoch. Riatha rührte sich und schlug die Augen auf. Sie wollte ebenfalls aufstehen, aber Urus drückte sie fest an sich. Die Elfe lächelte, wandte sich in seiner Umarmung herum, bis sie vor ihm lag, und küsste den Mann erst zärtlich, dann fest auf den Mund. Er öffnete die Augen und versenkte seinen Blick in den ihren.
»Trinken wir einen Tee, Aravan«, flötete Gwylly und trat ans Feuer. Der Elf blickte hoch und grinste. Seine finstere Miene war verschwunden, fast jedenfalls.
Als Aravan den Topf auf das Feuer setzte, trat Gwylly an das moosige Ufer zu Faeril und spritzte sich Wasser ins Gesicht. »Aravan scheint schlechte Laune zu haben.«
Faeril reichte Gwylly einen kleinen Waschlappen. »Ja, und ich weiß nicht, warum. Es ist nicht so, als wäre er eifersüchtig …«
»Eifersüchtig!«
»Ja, Gwylly, eifersüchtig.«
»Auf Urus und Riatha?«
Faeril schüttelte ungläubig den Kopf darüber, wie einfältig Gwylly manchmal sein konnte, ohne zu bedenken, wie einfältig sie selbst war. »Ja, Gwylly. Eifersüchtig auf Urus und Riatha. Immerhin könnte es sein, dass Aravan auch in Riatha verliebt ist, obwohl ich das nicht glaube. Er sieht wohl mehr eine Schwester in ihr, eine jaian. Vielleicht stört es ihn aber auch, dass eine Elfe und ein Mensch sich lieben. Doch ich glaube nicht, dass er die Menschen der Elfen für unwürdig hält. Es könnte sein, dass es ihn stört, dass sich Urus in einen Bären verwandeln kann - und dass Urus ein sogenannter Verfluchter ist. Aber ich glaube, so etwas kommt ihm gar nicht in den Sinn.«
Gwylly blickte zum Lager zurück. »Vielleicht ist er nur verärgert, weil sie sich lieben, und er nicht.«
Faeril schüttelte bedächtig den Kopf. »Nein … In diesem Fall hätte er sich auch über dich und mich aufgeregt.«
Gwylly lächelte und küsste Faeril. »Überall ist Liebe, was? Oi! Vielleicht ist es das! Alle lieben und werden geliebt, nur er nicht.«
»Nein, Gwylly, so ist Aravan nicht. Ich spüre, dass es um etwas vollkommen anderes geht. Nur - was es sein mag, das weiß ich nicht…«
Am folgenden Tag suchten sie die Furt über den Hanü und fanden sie schließlich auch, als die Sonne unterging, statt jedoch im Zwielicht den Fluss zu überqueren, schlugen sie in einem Gehölz ihr Lager auf. Wie jeden Tag fütterten und tränkten sie ihre Tiere, bürsteten ihre Sattellage aus und überzeugten sich, dass sich keine Knoten in den Haaren gebildet hatten, die die Pferde ärgern und sie wundscheuern konnten.
Es wurde dunkel, als die fünf ihre Mahlzeit einnahmen, und als sie fertig waren, gingen Riatha und Urus in die Dunkelheit davon - Liebende, die ungestört sein wollten. Aravan sah ihnen nach.
Wieder bemerkte Gwylly den brütenden Ausdruck auf dem Gesicht des Elfen, und er suchte nach etwas, das die Stimmung aufheitern konnte. »Sagt, Aravan, wie habt Ihr von dieser Furt erfahren?«
Aravan blinzelte und schüttelte den
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