Mithgar 16 - Drachenmacht
sogar in dem Ruf, ein legendäres Volk zu sein.
»Da will ich doch …!«, stieß er hervor, dann aber fiel ihm sein Amt ein. »Nennt Euer Begehr!«, stieß er barsch hervor.
Urus antwortete. »Wir sind hier, um mit König Garan zu sprechen, um ein königliches Gelübde einzulösen.«
Der Hauptmann sah zu dem Hünen hinauf. »Der Hochkönig ist in Challerain und wird erst in sieben Wochen hierherkommen.«
Aravan lächelte. »Fürs Erste würde uns der Verwalter genügen.«
»Bei Adon, was für eine Geschichte!«, stieß Leith hervor, Garans Cousin und Verwalter in Pendwyr, sobald sich der König auf der Feste Challerain aufhielt. Leith war ein schlanker, grauhaariger Mann in den Fünfzigern mit den Augen eines Habichts, wie viele bald meinten. »Was sagt Ihr dazu, Lord Hanor?«
Neben Leith saß ein korpulenter Mann von etwa vierzig Jahren. Er hatte dunkelbraunes Haar und ebensolche Augen. Der Berater des Reichsverwalters und des Hochkönigs verschränkte die Finger. »Ich will nicht darum herumreden, Mylord. Hätte jemand anders als Elfen und die vom Kleinen Volk diese Geschichte erzählt, so hätten wir in Jugo entweder die Geisteskraft der Erzähler infrage gestellt - oder aber ihre Ehrlichkeit.«
Den beiden Männern gegenüber saßen die fünf Gefährten: die beiden Wurrlinge, zwei Elfen und ein Baeron - allesamt Volk, das man in Pendwyr nicht allzu häufig zu sehen bekam. Aus diesem Grund war ihnen die Bürokratie erspart geblieben und sie hatten rasch eine Audienz beim Verwalter bekommen. Jetzt saßen sie in einem der Privatgemächer des Reichsverwalters in Caer Pendwyr, der Burg, die auf dem Felsen thronte, der sich unmittelbar vor dem Kap aus dem Meer erhob.
Hanor rutschte auf seinem breiten Stuhl hin und her. Trotz seiner Leibesfülle strahlte der Berater Kraft aus. »Wahrhaftig, tausend Jahre in einem Gletscher gefangen zu sein? Seht ihn doch an: Er wirkt wie ein Mann, der kaum älter ist als dreißig Jahre. Doch wenn wir seiner Geschichte Glauben schenken sollen, so war er um die sechzig, als er in die…«
»Ich war neunundfünfzig«, brummte Urus.
»Also gut, neunundfünfzig, sechzig, das spielt keine Rolle«, antwortete Hanor. »Angesichts Eurer Jugend und der Tatsache, dass Ihr jetzt mehr als tausend Jahre zählt… nun, wäre es nicht ganz unmöglich, so würde ich behaupten, dass Elfenblut durch Eure Adern strömt.
Dies, oder aber das Eis hat Eure Jugend erhalten …«
Aravan beugte sich vor. »Wie dieser Mann überlebt hat, steht hier nicht zur Erörterung. Dass er es tat, genügt.
Wir sind gekommen, um ein Gelöbnis einzulösen, das vor langer Zeit Aurion, der Sohn von Galvane, getan hat, ein Gelöbnis, das er diesem Mann, Urus, Dara Riatha sowie Tomlin und Petal, den Vorfahren dieser Letztgeborenen Erstgeborenen Waerlinga, Gwylly und Faeril, geleistet hat. Und dieser Schwur besagte, dass er Hilfe leisten …«
»Wartet!«, unterbrach ihn Faeril. »Lasst mich Euch seine Worte vorlesen!«
Die Damman wandte sich zu Gwylly herum, der sein Exemplar des Reisetagebuchs aus einer Tasche zog. Er hatte es immer bei sich, seit er lesen gelernt hatte.
Faeril schlug es auf der entsprechenden Seite auf.
Aber bevor er uns verließ, kam er zu Tommy und mir. »Ich bin nur ein Prinz des Reiches«, sagte er. »Aber mich deucht, mein Vater wird sich an den Schwur halten, den ich heute leiste, und der lautet folgendermaßen: Solltet Ihr, Urus oder Riatha jemals der Hilfe des Hochkönigs bedürfen, so kommt nach Caer Pendwyr oder der Feste Challerain und fordert sie ein. Wir werden Euch helfen, dieses Monster, das Ihr sucht, zur Strecke zu bringen. Dies gelobe ich im Namen von allen Hochkönigen von Mithgar, für jetzt und für alle Zeiten.«
Faeril klappte das Buch zu. »Die Worte wurden vor tausend Jahren von Petal niedergeschrieben, meiner Ahne, und der Prinz, der dieses Gelöbnis tat, war Aurion. Wir sind nun hier, um diesen Schwur einzulösen, denn wir benötigen Hilfe, um dieses Monster Stoke zur Strecke zu bringen.« Sie gab Gwylly das Reisetagebuch zurück, und er reichte es über den Tisch hinweg an Leith.
Der Verwalter warf einen Blick darauf, blätterte es durch und gab es dann an Hanor weiter. »Pah!«, knurrte der stämmige Mann und hob eine Braue. »Was ist das für eine Sprache?«
»Das ist Twyll«, antwortete Gwylly. »Die Sprache der Wurrlinge.«
Reichsverwalter Leith erhob sich plötzlich. »Es gibt dabei vieles zu bedenken, und auf mich warten noch andere Aufgaben.
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