Mithgar 16 - Drachenmacht
Menschen nicht so lange, dass sie über die Jahrhunderte mit ansehen könnten, was ihre Handlungen für Auswirkungen haben.
Dennoch, nicht alles ist unbedingt so düster. Denn die Menschenkinder bilden eine Verbindung von der Vergangenheit zur Zukunft, eine Art Unsterblichkeit. Vielleicht wird sich die Menschheit der Alarmsignale der Welt bewusst, indem das Wissen von einer Generation zur nächsten durch die Zeitalter weitergegeben wird.
Der Erfindungsreichtum der Menschen kann zu seiner eigenen Vernichtung führen, denn sie vermögen vielleicht bald Maschinen und Geräte zu bauen, die ihre Welt unwiderruflich vergiften. Aber durch genau diese selbe Gabe ihres Erfindungsreichtums können sie vielleicht auch den Schaden wieder gutmachen, den sie unausweichlich verursachen.
Sehe ich mich jedoch jetzt um und betrachte, was der Mensch geschaffen hat, so glaube ich, dass diese Welt keuchend sterben wird, vergiftet von Menschen.«
Als sie an diesem Tag nach Pendwyr zurückritten, betrachteten Gwylly und Faeril all die bemerkenswerten Dinge in der Stadt, die Märkte, Geschäfte und soliden Steinhäuser mit ihren bunten Türen und die Vielzahl der Güter bei Webern und Schustern und Lebensmittelhändlern und Kaufleuten aller Art, die ihre Waren feilboten. Ein Gewirr von Stimmen und Geschrei erfüllte dabei die belebten Straßen. Die Wurrlinge ritten durch diesen Strudel von zu Kaufendem, und als der widerliche Gestank der Abfälle ihnen in die Nase stieg, bewunderten sie all das schon nicht mehr ganz so.
Hochkönig Garan kehrte am zweiten Tag des Oktobers nach Caer Pendwyr zurück und gewährte den fünfen innerhalb einer Woche eine Audienz. Garan war von Gestalt klein und braunhaarig, Ende dreißig und hatte den Thron vor einem Jahrzehnt bestiegen, als sein Vater, Orwin, an einem Schlaganfall gestorben war.
Seine Königin Thayla war eine dickliche Frau, kaum größer als einen Meter fünfzig, und hatte mausgraues Haar.
Neben dem Thron stand der Elf Fenerin, ein Berater des Königs. Er maß einen Meter siebzig, und sein dunkelbraunes Haar reichte ihm bis auf die Schultern.
Andere Höflinge erfüllten den Saal mit ihrem leisen Gemurmel, verstummten jedoch, als Alor Aravan und Dara Riatha, Herr Gwylly und Mistress Faeril sowie Häuptling Urus angekündigt wurden. Obwohl Fenerin Riatha zunickte, als er sie erkannte, war dies das erste Auftreten der fünf vor den Höflingen, und ein Raunen ging durch die Versammelten, als die Wurrlinge eintraten, die freundlich lächelten und deren Augen, wie Edelsteine facettiert, funkelten, als sie sich dem Hochkönig näherten.
Dara Riatha, Alor Aravan und Häuptling Urus fielen vor dem König kurz auf ihre Knie, doch Gwylly und Faeril, die von Riatha in die Etikette des Hofes eingeweiht worden waren, blieben stehen. Denn, wie Riatha sagte: »Kein Waerling hat sich seit dem Bannkrieg vor einem König niedergekniet, da es ihr Privileg ist, stehen bleiben zu dürfen. Das hatte einst Herr Tipperton von dem damaligen Hochkönig erbeten.«
Garan stand auf und breitete die Arme aus. Seine braunen Augen leuchteten, als er die fünf betrachtete. »Willkommen in Caer Pendwyr«, sagte er mit seiner sonoren Stimme. »Morgen werden wir gemeinsam frühstücken, und Ihr werdet Uns Eure bemerkenswerte Geschichte erzählen. Es kommt nicht häufig vor, dass wir die langweiligen Amtsgeschäfte beiseiteschieben, und einem wahren Abenteuer lauschen können.« Als Königin Thayla lächelte, erfüllte dieses Lächeln ihr Gesicht mit Schönheit.
Garan gelobte, sie in ihrem Anliegen zu unterstützen und ehrte ohne Frage den Schwur, den vor so langer Zeit Prinz Aurion geleistet hatte. Dennoch wusste keiner so genau, was wohl vonnöten wäre, da Stokes Aufenthaltsort nicht bekannt war.
Ein Monat verstrich, dann noch einer, und trotz Gwyllys Furcht und Riathas Warnung verbrachte Faeril viel Zeit damit, in der Stadt nach einem Mentor zu suchen, der sie in der Kunst unterweisen könnte, in den Kristall zu sehen, in der Kunst des Wahrsagens also … Aber sie fand nur Betrüger und Scharlatane, und so trug ihr Plan, Stoke mithilfe des Kristalls aufzuspüren, keine Früchte.
Anfang Dezember teilte ihnen der Hauptarchivar Breen mit, dass es keinerlei Aufzeichnungen von Stoke oder einer gleichnamigen Baronie gäbe, und dass ihn auch keinerlei Unterlagen mit Vulfcwmb in Aben oder mit Sagra in Vancha in Verbindung brachten.»… Ja, ich weiß, dass Ihr sagt, er hätte dort gelebt. Aber es gibt keine
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