Mithgar 17 - Drachenbund
einen Ghül und mehrere Rucks, die in Stücke gerissen worden waren, als hätte sich ein großes Tier ebenfalls an dem Kampf beteiligt. Doch ich fand kein Tier unter den Leichen, und auch keine Spur des Kindes. Die Wiege war leer. Als ich die Ruine im Morgengrauen in Brand setzte - ein angemessener Scheiterhaufen für meine Schwester und ihren Gemahl -, nahmen Graulicht und sein Rudel von einer Decke der Wiege die Witterung auf, und wir folgten Eurer Fährte. Wir fanden Euch schließlich in einer Felsnische, in der Obhut eines Freundes von Brun, einer großen, braunen Bärin, einem Muttertier, das noch getrocknetes Blut der Rüpt an ihren Krallen hatte. Selbst verwundet hatte sie Euch an Eurer Kleidung gepackt und in Sicherheit gebracht. Als ich Euch fand, stillte sie Euch gerade.«
»Mit Bärenmilch?« Riatha lächelte schwach, während Bair an ihrer anderen Brust nuckelte.
Dalavars Blick wurde weicher. »Ganz recht, Bärenmilch. So wie es aussah, musste sie selbst gerade ein Junges verloren haben.«
Urus seufzte. »Also wurden meine Eltern von der Brut ermordet.«
Dalavar nickte. »Mich deucht jedoch, dass jemand das Gezücht geschickt hat.« »Geschickt?«
»Ai. Um Eure Eltern und Euch zu ermorden. Ihr wurdet jedoch von der Bärin gerettet.«
Faeril betrachtete den hünenhaften Baeron. »Aber warum sollte jemand Brut entsenden, um Ayla, Brun und den kleinen Urus zu ermorden? Geschah das aus Boshaftigkeit?«
Dalavar schüttelte den Kopf. »Nein. Ich glaube, der, welcher die Brut geschickt hat, sah voraus, dass Urus nur einen Schritt davon entfernt war, eine uralte Prophezeiung zu erfüllen.«
»Was für eine uralte Prophezeiung?«, wollte Urus wissen.
Dalavar deutete auf Bair. »Die Geburt des Reiters der Morgendämmerung.«
»Bair?« Riatha drückte das Kind fester an sich.
Bestürzung zeichnete sich auf Faerils Miene ab. »Meiner Seel, dann hatte ich doch recht.«
»Seid Ihr Euch dessen gewiss?«, erkundigte sich Riatha.
Dalavar nickte. »In ihm fließt das Blut von vier Welten und vier Rassen: Adonar, Vadaria, Mithgar und Neddra; das Blut der Elfen, Magier und Menschen - sowie das des Feindes.«
Faeril keuchte. »Wird er sich … normal entwickeln?«
Dalavar nickte. »So normal wie ich es bin, oder Urus und Dara Riatha.« Dalavar sah Urus an. »Mir scheint, dass es das Blut des Feindes ist, Urus, das es uns erlaubt, uns mit solchen einer anderen Rasse fortzupflanzen.«
Schweigen legte sich über sie, bis Faeril es brach. »Meiner Treu!« Sie blickte auf das Kind an Riathas Brust. »Wenn Urus in Gefahr war, was ist dann mit Bair?«
Dalavar seufzte. »Ich fürchte, auch er ist in Gefahr. Hier im Ardental jedoch kann er gut beschützt werden.«
Riatha war ihre Bestürzung deutlich anzumerken, aber sie zeigte auch einen entschlossenen Zug um den Mund.
»Wer würde so etwas tun?«, stieß Urus zwischen den Zähnen hervor. »Wer würde die Brut schicken, um meine Eltern zu ermorden und das Leben unseres Sohnes bedrohen?«
»Deines auch, Liebster«, sagte Riatha leise. »Wer sie entsandt hat, wollte auch dich töten.«
Urus nickte, ballte eine Faust und wiederholte die Frage. »Wer wäre zu so etwas imstande?«
»Jemand, der in die Zukunft gesehen hat«, antwortete Dalavar, »und nicht will, dass sie sich so ereignet.«
»Wie Arin Flammenseher zum Beispiel?«, erkundigte sich Faeril. »Sie hat eine düstere, verheerende Zukunft gesehen, die der Drachenstein bewirkt hatte. Aber sie fand dieses unheilvolle Artefakt und hat sein Schicksal verändert.«
Dalavar hob warnend die Hand. »Vielleicht. Aber solche Artefakte des Guten oder Bösen neigen dazu, ihre Bestimmung dennoch zu erfüllen.«
Riatha runzelte die Stirn. »Aber Arin Flammenseher hat sich bemüht, die Katastrophe abzuwenden, während - falls Ihr recht habt, Dalavar - die Person, die die Mörder zu Ayla und Brun und dem kleinen Urus entsandt hat, und die vielleicht auch meinen Bair bedroht, versucht, Elend zu streuen.«
»Ai«, antwortete Dalavar. »Aber hört: Meine Mutter, Seylyn, war Seherin, und manchmal habe ich auch diese Sicht. Das eine weiß ich und kann es auch verkünden: Viele Dinge werden zusammenkommen und Bair hat ein Schicksal zu erfüllen. Doch ich kann nicht alles sagen, was ich sah, sonst könnte schon das die Zukunft verändern. Und merkt auf: Bair muss ohne Kenntnis von dieser Prophezeiung erzogen werden, sonst wird er sein ganzes Leben damit verbringen, den Versuch zu machen, sie zu erfüllen.«
Tränen stiegen
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