Mithgar 17 - Drachenbund
das tosende Meer von jingarischen Schiffen erfüllt waren.
Kein Roter Tiger, kein Goldener Drache, kein einziger Krieger schrie nun seine Drohung von Tod und Vernichtung gegen seinen Feind heraus, denn dieser Ehrfurcht einflößende Anblick ließ jede Zunge verstummen. Doch auch wenn sie schwiegen, packten sie grimmig ihre Waffen, bereit bis zum letzten Mann zu kämpfen, auch wenn sie wussten, dass sie unmöglich siegen konnten.
Die Goldenen Drachen und Roten Tiger pressten in grimmigem Schweigen die Lippen zusammen, doch an ihrer statt - als wollte er den Feind herausfordern - erhob sich ein mächtiger Sturm, wütend, kreischend, und trieb eine gewaltige Flut vom Himmel herab auf den Feind und wühlte die mächtigen Wellen der See auf. Die Armada verschwand hinter einer grauen Wand aus Raserei.
Kutsen Yong saß auf dem Thron vor seinem Gefolge, als ein Bote in den Großen Saal trat. Er warf sich auf die Knie, presste seine Hände auf den Marmorboden und wartete auf die Erlaubnis, sprechen zu dürfen. Als er sie erhielt, sprach er: »Gebieter, ich bringe schlechte Nachrichten von unseren Spionen: Die Flotte wurde von einem mächtigen Taifun zerstört. Niemand hat überlebt, auch nicht Euer Vater, der Kriegsherr Cholui Chang.«
Erschrecktes Schweigen legte sich über den Hof, bis auf ein leises, weit entferntes Flüstern: »Ich wusste es« - ein Wispern, das bis an die Ohren des Kaisers drang, weil die Wände so raffiniert gebogen waren, dass selbst das leiseste Geräusch bis zum Thron durchdrang.
Kutsen Yong stand wutentbrannt auf. »Wer hat das gesagt?«
Ganz hinten im Saal richteten sich alle Blicke auf einen Einhändigen. »Es war Wangu«, sagte jemand. Zitternd und zaudernd trat der Einhändige vor. »Bringt ihn zu mir!«, befahl Kutsen Yong.
Zwei Palastwachen packten den Einhändigen grob unter den Achseln, schleppten ihn vor und warfen ihn am Fuß der Treppe, die auf das Thronpodest führte, zu Boden. Im Kotau presste der Mann seine Stirn auf den Marmorboden.
»Du wusstest es?«, wollte Kutsen Yong wissen.
»Gebieter, ich wusste nur, dass ein schrecklicher Sturm aufzog.«
»Und du hast nichts gesagt?«
»Gebieter, wer bin ich, dass ich den Priestern widersprechen würde? Ich bin nur ein einfacher Fischer.«
»Ein einfacher Fischer?«, wollte Chakun wissen. Die Erste Dienstmagd trat an den Rand des Podestes. »Warum bist du dann hier im Palast und gibst dich als Hofschranze aus?«
»Herrin, es war der Kaiser, der mich zum Höfling machte, nachdem er mir mein Juwel genommen hat.«
»Du hast mir kein Juwel gegeben!«, zischte Kutsen Yong und hob die Hand, um einer Wache, die mit beiden Händen am Schwertgriff neben dem Fischer stand, einen Befehl zu geben.
Der Einhändige warf sich ausgestreckt zu Boden. »Es war der alte Kaiser!«, schrie er, »der das Juwel genommen hat, und er hat mich dafür zum Herrn der Koi-Teiche gemacht!«
»Pah!«, höhnte Kutsen Yong.
»Gebieter, wartet!«, flüsterte Ydral.
Kutsen Yong drehte sich zu seinem Ratgeber um. »Warum sollte ich diesem Narren nicht den Kopf abschlagen lassen? Er ist für die Vernichtung meiner Flotte verantwortlich.«
»Und für den Tod Eures Vaters«, warf Chakun ein.
»Ja, ja, das auch, Chakun«, erwiderte Kutsen Yong ungeduldig und wedelte beiläufig mit der Hand. »Also, Ydral?«
Ydral hob beschwichtigend die Hand und wandte sich an den Einhändigen. »Dieses Juwel, beschreibt es!«
Der Mann rappelte sich auf die Knie, hielt den Blick gesenkt und sagte: »Es ist so groß«, er hielt die große Hand und den Stumpf ein Stück auseinander, »wie eine Melone geformt, oder wie eines dieser großen Eier dieser mächtigen Vögel, die nicht fliegen können und im Privatgarten meines Gebieters neben den Koi-Becken leben. Aber dieses Juwel ist weder eine Melone noch ein Ei; ich würde es einen Edelstein nennen, der aus blasser Jade zu bestehen scheint. Aber der Stein ist mehr, als er scheint, denn er glüht von einem schwachen, inneren Licht.«
Ydral riss verblüfft die Augen auf.
»Wo habt thou diesen Stein her?«
»Ich habe ihn aus dem Bauch eines shäyu geschnitten, der mir dafür meine Hand genommen hat.«
Ydral sog scharf den Atem zwischen den Zähnen ein und wandte sich zu Kutsen Yong um. »Mai Gebieter, ein solcher Schatz wurde in den Gewölben dieses Palastes nicht gefunden, also muss er entweder weggeschafft worden sein«, Ydral zog abschätzend die Augen zusammen, »oder er ist noch da, aber verborgen. Ungeachtet dessen muss
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