Mithgar 17 - Drachenbund
einem Baum saß und jene mit höhnischem Krächzen bedachte, die den Winter fliehen wollten.
Faeril blickte in den blauen Himmel hinauf. »Ich glaube, ich werde zu Orith und Neida reiten, wenn wir in Drimmenheim fertig sind.«
Urus knurrte zustimmend, doch Bair fragte: »Orith und Neida?«
Faeril sah Bair an. »Gwyllys Pflegeeltern. Menschen. Sie leben am östlichen Rand des Weitimholzes.«
Bair staunte. »Es sind Menschen?«
»Aber ja. Sie fanden Gwylly in einem zerstörten Planwagen. Seine Eltern waren ermordet worden, von Rucks und ihresgleichen. Sie haben ihn dann wie einen eigenen Sohn aufgezogen.«
Bair wandte sich zu Urus um. »Darf ich mitgehen, Pa? Ich habe vom Weitimholz gehört, es soll ein recht verwahrloster Wald sein, und ich würde ihn gern selbst sehen.«
Urus warf Riatha einen kurzen Seitenblick zu. »Warum nicht? Ich möchte ihn selbst auch gern sehen.« Damit war es beschlossene Sache.
Sie überquerten den Rissanin bei der Ruine von Caer Lindor, den Resten dieser uralten Inselfestung, die mitten im Strom lag; eine Feste, die im Großen Bannkrieg durch Verrat gefallen und zerstört worden war. Sie bestand jetzt, nachdem ihre Mauern von Trollen zertrümmert worden waren, nur noch aus Steinhaufen. Aber an dieser Stelle gab es einen wichtigen Übergang über den Rissanin, den die Baeron betrieben. Eine Pontonbrücke, die sich vom südöstlichen Strand bis zur Insel spannte, und von der gegenüberliegenden Seite der Insel auf die andere Flussseite.
Als sie durch die Steintrümmer ritten, die jetzt von Efeu, Moos und Flechten überwuchert waren, bemerkte Aravan: »Hier hätte Silberblatt beinahe sein Leben verloren. Viele andere sind gefallen«, er sah Faeril an, »und nicht wenige Waerlinga.«
»Ihr wart dabei?«, erkundigte sich Faeril.
Aravan schüttelte den Kopf. »Am Tag des Verrats war ich gerade in einer Mission unterwegs, auf die mich Silberblatt geschickt hatte. Meine Gruppe und ich waren nach Westen geritten, um zu überprüfen, ob diejenigen, die bei uns Zuflucht suchten, die Wahrheit gesagt hatten. Wir ritten zur Insel Olorin im Argon und zum Darda Galion. Als wir zurückkamen, glich die Festung nur noch einer Ruine.«
»Wer hat das getan?«, erkundigte sich Bair.
»Brut. Eine Horde.«
Bair runzelte die Stirn. »Und was ist mit ihnen geschehen?«
»Einige fielen in der Schlacht um die Festung. Viele andere starben durch die Hände der Verborgenen, als die Rüpt in jenen Wald flohen. Weniger als die Hälfte der Horde ist entkommen.«
»Gut«, knurrte Urus. »Nichts ist besser als fünftausend tote Rüpt, außer vielleicht zehntausend Tote dieses Gezüchts.«
Sie überquerten den mächtigen Argon mit den Fähren der Insel Olorin, die jetzt mit vertrauenswürdigen Menschen bemannt waren, nicht mehr mit den heimtückischen Flussleuten von einst. Sie landeten am westlichen Ufer des gewaltigen Stroms und erreichten den nördlichen Rand des Darda Galion, den viele auch unter dem Namen Lerchenwald kannten - obwohl es mehr als fünftausend Jahre her war, seit zuletzt eine Silberlerche dort gesungen hatte.
Dann ritten sie in nordwestlicher Richtung weiter, über die freie Steppe und zum Vorgebirge des Grimmwall. Sie hielten Kurs auf den Quadra.
Am achten Oktober, einen Tag vor Bairs Geburtstag, ritten sie ein langes, steil ansteigendes Tal hinauf, das von den hohen Bergflanken eingefasst wurde. Die Elfen nannten diese Steigung Falanith, die Menschen Die Steigung, und die Zwerge hießen sie Balaran.
Sie durchquerten dieses Tal und gelangten in die Arme des Quadra, das sind vier große Granitberge, unter die man Kraggencor gegraben hatte: den Dachspitz, rechts von ihnen, dessen dunkler Stein leicht bläulich schimmerte, den blassen Grauturm etwas weiter links, dessen Färbung ihm seinen Namen gab; das schwarze Grimmhorn erhob sich links davon, und der zerklüftete Stormhelm rechts vom Grimmhorn. Zu diesem rötlichen Stormhelm ritten sie, dem höchsten der vier Berge, denn dort befand sich der Eingang zum Drimmenheim. Sie ritten am Quadrill entlang, einem kristallklaren Bergfluss, der vom Quadmere gespeist wurde, einem Bergsee ganz oben im Tal, der sein Wasser wiederum von den Bergflüssen bezog.
Als sie an diesem breiten See entlangritten, kamen sie an einen zerbrochenen Pfeiler, der an seinem westlichen Ufer stand. Das war ein Markstein, der die Grenze von Kraggencor kennzeichnete.
Von der rechten Flanke hörten sie ein leises Rumpeln, als würde ein Wasserfall donnern.
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