Mithgar 17 - Drachenbund
nicht?«
Bair schüttelte den Kopf und folgte dem Elf, der mittlerweile die Richtung zum Büro des Hafenmeisters eingeschlagen hatte.
»Mal sehen, Kapitän Aravan«, antwortete der Herr der Logbücher, während er die Seiten des Hafenbuchs durchblätterte. »Ah, da haben wir es: hmm … ein Handelsschiff aus Chabba läuft in zwei Tagen nach Aban aus, drüben, an der Grenze zu Sarain … Aber das ist zu weit von der Karoo entfernt.« Er blickte hoch. »Außerdem, Kapitän, möchte ich Euch auch nicht auf einen dieser Leichter der Chabbaner setzen.« Er blätterte eine Seite um. »Oh, hier ist eine Barke, deren nächster Hafen Kalish in Hyree sein wird; sie sticht noch im Lauf dieser Woche in See … Aber was will ein Kapitän aus Vancha in diesem Hafen, frage ich mich. Dennoch, er liegt nah an der Karoo, ein bisschen westlicher, glaube ich.« Der Mann überflog noch andere Seiten und fuhr mit dem Finger über die Liste der Schiffe, die zur Zeit im Hafen lagen. »Ah, hier ist noch eins: auf Ankerplatz siebenundachtzig liegt eine gjeenische Dhau, die im Augenblick gerade Fracht an Bord nimmt. Sie segelt morgen früh, nach Sabra, genau wie Ihr wünscht… das steht hier jedenfalls so.« Er sah zu Aravan hoch. »Gleich am Rand der Karoo.« Der Hafenmeister überflog die restlichen Eintragungen in der Liste und klappte das Buch dann zu. »Bis auf diese drei sehe ich keines, das in die südlichen Gestade segelt, aber bei dem Verkehr, den wir in dieser Zeit haben, können täglich eines oder hundert kommen, die diese Route befahren, Kapitän.«
Aravan legte den Kopf schief. »Ich danke Euch für Eure Hilfe.« Er reichte dem Mann eine Silbermünze, aber der Arbaline weigerte sich, sie anzunehmen. »Kapitän Aravan, es ist mir Belohnung genug, Euch kennengelernt zu haben.«
Aravan lächelte und steckte die Münze wieder ein. Dann ging er mit Bair davon. »Ihr habt einen ausgezeichneten Ruf in dieser Stadt, obwohl mittlerweile achttausend Jahre verstrichen sind.«
Aravan machte eine wegwerfende Handbewegung. »Die Geschichte wuchs noch an, während sie erzählt wurde.«
Bair hob eine Braue, erwiderte jedoch nichts. »Das ist nicht der Weg zu den Schiffen«, bemerkte er dann stirnrunzelnd. »Wohin gehen wir?«
Aravan deutete auf die Stadtmitte. »Erst werden wir uns eine angemessene Kleidung zulegen, damit die Gjeenier uns überhaupt dulden, und dann verhandeln wir wegen der Überfahrt.«
»Was stimmt an unserer Kleidung denn nicht?«
»Auch wenn die Schiffer von Gjeen mit Fremden Handel treiben, nehmen sie nur selten welche an Bord. Von daher müssen wir uns ein wenig präsentabel machen, damit wir nicht so ausländisch aussehen. Außerdem ist unsere Kleidung auf das nördliche Klima zugeschnitten und dient uns in der Karoo nicht besonders gut. Dort brennt die Sonne heiß vom Himmel, Wasser ist kostbar, die Nächte aber sind eiskalt. Die Kleidung, die wir dort tragen, muss uns vor der Sonne schützen und uns ermöglichen, wenig Wasser zu verbrauchen, uns aber auch in der Nacht wärmen. Nicht weit von hier gibt es einen Händler, der uns mit allem auszustatten vermag, was wir benötigen.«
»In Kabla, der Sprache der Wüste, nennt man diesen Kopfschmuck einen kaffiyeh oder einen ghutrah«, erklärte Khasan, während er bei Bair Maß nahm. Der Mann war klein und dunkelhäutig, er war vor zwanzig Jahren aus einem Dorf in Khem, einer Siedlung am westlichen Rand der Karoo, nach Port Arbalin gekommen. Er hatte viele Ballen Stoff aus feinster Baumwolle mitgebracht, die dort gewoben wurde, und hier eine Schneiderei eröffnet. Seine Spezialität waren Kleider für die verschiedenen Reisenden, die die Länder südlich der Avagon-See bereisen wollten. Jetzt wuselte er um Aravan und Bair herum und präsentierte dem hochgewachsenen Jüngling seine Garderobe. »Er wird von einem Stirnband gehalten, das man agäl nennt. Der Umhang ist ein jellaba, oder auch abaya. Das Hemd wird brussa geheißen, die Hose tomban.«
»Wir wollen viele blaue Quasten daran befestigt haben«, erklärte Aravan, der sich vor einem Spiegel drehte und seine eigene Wüstenkleidung prüfte.
»Ai, aber ja, die Heiligste Farbe, die Farbe der Mläyikü, erwiderte Khasan.
Bair runzelte die Stirn. »Mläyiki?«
Khasan suchte nach dem entsprechenden Wort in Gemeinsprache, fand es jedoch nicht und wandte sich hilfesuchend an Aravan.
»Die Fjordlander nennen sie Engels - geflügelte Wesen, die jenseits des Himmels leben«, erläuterte der Elf.
Khasan
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