Mithgar 18 - Drachenkrieg
Seite. »Jemand nähert sich.«
Dulon blickte hoch und sah in dem schwachen Licht des abnehmenden Halbmondes einen Krieger. »Gurd«, rief ihn Dulon zu sich. Der Mann kniete neben den König, doch nicht aus Demut, sondern um leise sprechen zu können.
»Eine Streitmacht nähert sich, Mylord, zwei- oder dreitausend Mann, schätze ich. Sie marschieren auf den Fluss stromaufwärts zu, zwei Meilen von hier.«
»Auf dieser Seite oder auf der anderen?«
»Auf der anderen.«
»Feinde?«
»Nein, Mylord, aber wer es sein könnte …«
In diesem Augenblick hörten sie das klingende Knirschen von Eis auf dem gefrorenen Eisenwasser.
Dulon seufzte. »Sie überqueren ihn.« Er drehte sich zu Pytr herum. »Macht die Männer bereit.«
»Kampf oder Flucht?«
»Das weiß ich noch nicht. Aber alle sollen aufsitzen.«
Schon bald waren alle Männer im Sattel. Die Pferde standen ruhig in dem Wäldchen am Ufer dieses Wasserweges, eines Handelswegs, der von Dael im Norden nach Südosten zur Stadt Rhondor im Binnenmeer führte, und von dort in die Avagon-See mündete.
Die Kämpfer warteten, die Waffen waren bereit…
Und warteten …
Im Mondlicht warteten sie und jeder Mann suchte die Landschaft ab, spähte nach dem Feind … Und wartete.
Schließlich tauchten drei breitschultrige Reiter auf dem Weg auf, Kundschafter, der eine Vorhut, bestehend aus etwa hundert Reitern, mit etwa einer Viertelmeile Abstand folgte. Eine halbe Meile dahinter kam der Hauptteil der Armee. Sie ritten auf Ponys.
Dulon atmete aus, schob sein Schwert in die Scheide und ritt auf den Weg vor das Trio. »Hail!«
»Kruk!«, spie der Erste hervor, und noch während die anderen Krieger aus dem Unterholz auf die Straße ritten, griff er sich über die Schulter und zog eine doppelschneidige Streitaxt aus der Schlinge. Die beiden hinter ihm hoben ihre Armbrüste.
»Halt!«, rief Dulon. »Ich komme aus Dendor in Aven, und das sind meine Männer!«
In der Vorhut hinter den dreien schmetterte ein Horn, und im nächsten Augenblick schon galoppierten sie und der Hauptteil des Heeres los, die Waffen in der Hand.
»Steckt Eure Waffen ein!«, schrie Dulon seinen Männern zu. »Es ist Dvärgvolkl Verbündete!«
Als die Männer ihre Waffen wegsteckten, senkte auch das Trio die ihren, denn jetzt sahen sie die blaugoldene Standarte, hörten die Bezeichnung Dvärgvolk und erkannten in den Männern das, was sie wirklich waren. Trotzdem stürmten noch die Vorhut und der Truppenkörper heran, die ihren Kundschaftern helfen wollten.
Der Kundschafter an der Spitze drehte sich um und sagte etwas auf Chäkur, jener schroffen Sprache der Zwerge. Und einer der beiden Armbrustschützen setzte ein Horn an die Lippen und gab ein Signal.»Ich werde vor diesen Hunden nicht fliehen!«, knirschte Borak, DelfHerr von Kachar.
»Mylord«, erwiderte Dulon. »Auch wenn Ihr mir eine wirkliche Gunst erwieset, wenn Ihr anbieten würdet, uns mit Eurer Streitmacht bei diesem Rückzugsgefecht zu helfen, braucht Euch der Hochkönig dennoch an seiner Seite, denn auf den Ebenen von Valon wird dieser Krieg entschieden, jedenfalls hat man mir das gesagt. Meine Aufgabe besteht nun darin, diese sogenannte Goldene Horde zum Ufer des Argon zu locken, während die Pflicht aller anderen darin liegt, auf dem Schlachtfeld von Valon zu warten. Also würde ich Euch bitten weiterzuziehen, so wie die Jordier es taten, denn die Zeit der letzten Schlacht nähert sich rasch.«
Borak knurrte und zupfte an seinem schwarzen Bart. Er sah Rawi an, seinen Ältesten. Dessen schwarze Augen blitzten im Mondlicht. »Ich würde ebenfalls niemals vor einer Schlacht davonlaufen, Vater, aber König Dulon hat doch recht: Wir alle haben unsere Pflicht zu erfüllen, und sie besteht darin, uns zum Heer des Hochkönigs zu gesellen.« Rawi ballte eine Faust. »Doch merkt! Sobald wir da sind, werden wir uns mit unseren Völkern zusammenrotten, und dann werden diese Hunde unseren guten Chäkka-Stahl zu schmecken bekommen!«
Borak sprang auf, hob seine Axt und schrie: »Chäkka shok! Chäkka cor!«
Chäkka shok! Chäkka cor!, antworteten ihm Tausende rauer Stimmen, die zur Zwergenarmee gehörten.
Pytr zuckte bei dem Gebrüll zusammen und sah sich um. Ob die Kundschafter der Goldenen Horde den dröhnenden Schlachtruf gehört hatten?
Als König Dulon die Miene seines Sohnes sah, seufzte er und zuckte mit den Schultern.
Kutsen Yong streichelte den Drachenstein und blickte zu Ebonskaith hoch, den er zu sich gerufen hatte. »Die
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