Mithgar 18 - Drachenkrieg
Kistan, die Rover, auf der Lauer und warteten auf unachtsame Kauffahrer. Doch die Eroean hatte diese Gewässer beinahe unbelästigt passiert, ohne Angriffe, ohne Verfolger, ohne versuchte Abfangmanöver, auch wenn das nicht bedeutete, dass das Elfenschiff etwa allein in diesen Wassern segelte. Denn sie sahen viele rote Segel, Segel der Rover, allesamt Piraten, die hier mit ihren seetüchtigen Dhaus kreuzten. Obwohl Aravan die Mannschaft anwies, sich an die Speerschleudern zu stellen, hatte er nicht gewendet, um diese Ozeanbriganten zu stellen, denn die Eroean hatte keine Zeit zu verlieren. Die Piraten ihrerseits achteten auch nicht auf sie, denn auch sie schienen in dringenden Missionen unterwegs zu sein. Die Schiffe mit den roten Segeln kreuzten gegen den östlichen Wind. Als die Eroean auf ihrem Weg nach Westen an vielen eckigen Segeln der Dhaus vorbeigekommen war, hatte Aravan gesagt: »Welches Übel hecken sie wohl aus?«
Bair hatte die Stirn gerunzelt, als er sich erinnerte. »Kelan, vergesst nicht Dodonas Worte: >Der Süden rüstet zum Krieg.< Wir sahen Armeen, die Fäuste von Rakka, die nach Norden marschierten. Könnte es sein, dass diese Rover vorhaben, die Fäuste über die Avagon-See zu bringen, und sie an der Küste des Landes, in dem der Hochkönig herrscht, abzusetzen?«
Aravan seufzte. »Ai, elar, mir scheint, du hast es getroffen.«
»Können wir etwas dagegen tun?«, fragte Bair.
Aravan schüttelte den Kopf. »Wir können nur hoffen, dass die Reichsmannen König Garon davon in Kenntnis gesetzt haben, denn wir dürfen nicht zaudern.«
Also war die Eroean weiter nach Westen gesegelt, während die roten Segel Kurs nach Osten nahmen.
Schließlich hatten sie die Meerenge durchquert und waren in den Ozean hinausgesegelt, um sich nach Südwesten zu wenden, wo die Gestade von Hyree an Backbord lagen.
Nun aber segelten sie mit der nördlichen Strömung im offenen Meer und konnten Hyree nicht mehr länger sehen. Aravan stand neben Jäger: Beide genossen den sauberen, salzigen Geruch des Meeres.
Plötzlich trat Bair aus einem schwarzen Schimmer auf das Deck.
»Er mag den sauberen Duft des Meeres, so wie ich auch«, sagte Bair. »Jäger?« »Ja.«
Sie standen noch eine Weile im Bug, hörten nur das Zischen des Wassers unter dem scharfen Bug, das Knarren von Tauen gegen Holz und ein gelegentliches Klatschen, wenn sich ein seidenes Segel im Wind straffte.
»Nehmen wir die kürzeste Route?«, erkundigte sich Bair.
»Nein, elar«, antwortete Aravan. »Aufgrund von Wind und Strömungen ist die kürzeste Route längst nicht immer die schnellste. Komm einmal mit.«
Sie traten vom Vordeck herab und auf das Hauptdeck, gingen an Seeleuten vorbei, die an der Reling lehnten und dem Meer nachsahen. Die Männer drehten sich um und betrachteten ehrfürchtig den hochgewachsenen Jüngling, der ein Wolf war, und den Elf, der ein Falke war. Als sie zu der Achterkajüte kamen, sah Aravan zum Langen Tom hoch, der auf dem niedrigen Deck stand. »Tom, ich möchte Euren Rat. Und lasst auch Noddy mit in den Salon kommen.«
»Aye, Käpt’n.« Der Lange Tom drehte sich zum Steuermann herum. »Wooly, bleib im Wind, und sollte er umschlagen, dann schick einen, der mich holt, hm?«
»Aye, Tom, das wird ich tun«, sagte Wooly. Er war ein stämmiger, dunkelhaariger West-Gelender.
»Noddy! NODDY!«, brüllte der Lange Tom, während er die kurze Leiter herunterstieg.
Noddy rannte von mittschiffs heran. »Aye, Meister Tom.«
»Käpt’n Aravan will dich im Salon sehen.«
Während Noddy vorausrannte, folgte der Lange Tom dem Jungen durch den Gang und die vierstufige Leiter in den Gang darunter. Als er an einer Kabinentür vorbeikam, trat Nikolai, der zweite Maat des Schiffes, gähnend aus seiner Kabine und folgte ihm. Denn Aravan hatte ihn mit einem Klopfen geweckt und ebenfalls in den Salon beordert. Sie gingen durch den Gang zum Salon des Kapitäns, aus dem ihnen Noddy im Laufschritt schon wieder entgegenkam.
Im Salon erwartete Aravan die Maate und breitete Seekarten auf dem großen Tisch in der Mitte aus. Bair stand neben ihm. Als Aravan die Schublade des Kartentisches schloss und der Lange Tom und Nikolai an den Tisch traten, warf der Jüngling einen finsteren Blick auf die Karten und beschrieb dann eine Linie an der Küste entlang, um das Kap der Stürme herum und über die Sindhu-See zum Großen Mahlstrom. »Das scheint mir die kürzeste Strecke zu sein, kelam, meinte er. »Aber da ich weder Wind noch Strömung kenne,
Weitere Kostenlose Bücher