Mithgar 18 - Drachenkrieg
eingenockt. Sie krochen in einer langgezogenen Linie auf den Grat und blickten in das breite Tal. Unter ihnen schmetterte ein Horn.
Zwei Reiterbrigaden standen sich gegenüber, links etwa viertausend Krieger auf zottigen Steppenponys. In ihrer Mitte ritt der Bannerträger: Ihre Standarte zeigte einen gewundenen, schlangenartigen roten Drachen auf einem goldenen Feld.
Wieder ertönte ein Hornsignal, und die zahlenmäßig weit unterlegene Streitmacht zur Linken, etwa neunhundert Männer, senkte ihre Lanzen, zog ihre Säbel, und eine blaugoldene Flagge wurde an der Spitze erhoben.
Silberblatt signalisierte seiner Streitmacht, die Truppe zur Linken anzugreifen, und dann gab er Eloran noch ein Zeichen. Während der Dylvana ein Horn an die Lippen setzte, ertönte das Trompetensignal ein drittes Mal. Als Antwort blies Eloran ebenfalls zum Angriff, und wie ein Mann feuerte die Dylvana-Kompanie ihre Pfeile ab, die wie ein tödlicher Regen auf die Brigade mit dem Drachenbanner herunterzischte.
Einer der Ersten, der fiel, war der Bannerträger mit der Drachenstandarte, der von einem Pfeil von Silberblatts mit Silber beschlagenem, knochenweißem Bogen niedergestreckt wurde. Nur einen Herzschlag später fiel auch der Brigadekommandeur, ebenfalls durch einen Pfeil von Silberblatt.
Ai! Brüllten die Steppenreiter in den ersten Reihen, noch während die Elfenpfeile ihre Ziele fanden. Fubing! Syanging!
Silberblatt wusste nicht, was sie riefen, aber er vermutete stark, dass es »Falle« oder »Hinterhalt« bedeutete, denn das wäre höchst zutreffend gewesen. Die braunhäutigen Krieger in den ersten Reihen rissen ihre Ponys herum und versuchten, sich durch die Masse ihrer Kameraden nach hinten zu drängen. Pferde wieherten schrill, schlugen aus, als ihre Reiter, von Pfeilen durchbohrt, zu Boden stürzten.
»Alle Hörner Signal!«, rief Silberblatt, und alle Elfen, die eines besaßen, hoben ihre Hörner an die Lippen. Ein halbes Hundert silberner Hörner schmetterte hell auf dem Kamm, noch während die nächste Pfeilsalve die Zahl der Feinde verminderte.
Unter ihnen brach Panik aus, als die Drachen-Krieger flohen.
Nach nur wenigen Augenblicken war das Tal verlassen, bis auf die Männer von Aven und die Leichen der von den Pfeilen niedergestreckten Feinde. Eine Handvoll Steppenponys lief orientierungslos zwischen den Toten herum, und kurz danach hob König Dulon den Blick seiner müden Augen zu dem Hang empor, um zu sehen, dass hundert Elfen über den Grat ritten und sich ihm näherten.
Am ersten Tag des März, am Ende einer Reihe von Rückzugsscharmützeln, erreichten Silberblatts nur mehr dreiundachtzig Dylvana und Dulons fünfhundertneun Getreue die Ufer des Argon, mit den Verwundeten in ihrer Mitte. Sie hatten es bis zur Argon-Fähre an der Pendwyr-Straße geschafft und wurden mit ihren Pferden von Drachenschiffen und anderen Booten übergesetzt, während eine Abteilung der Goldenen Horde hinter ihnen auftauchte.
27. Kapitel
RUALLA
Februar - März, 5E1010 (Gegenwart)
Schlag! … Schlag! … Die Mannschaft der Eroean zog das Elfenschiff mit den Dinghies den ganzen Tag und bis spät in die Nacht über eine spiegelglatte, leicht wogende, klare See. Es regte sich kein Wind, man hörte nur das Platschen der Ruder und das angestrengte Keuchen der Männer. Sie ruderten mit nackten, schweißüberströmten Oberkörpern, pausenlos, bis die Ablösung kam. Schlag!…
Auch Bair ruderte, und die Matrosen staunten über seine langen, kraftvollen Züge, doch trotz seiner Kraft ermüdete auch er. So wurden die Ruderer ständig ausgewechselt, während das Schiff langsam, durch lange Taue mit den Dinghies verbunden, durch die Flaute glitt, die man als Äquator-Kalmen fürchtete.
Sie ruderten weiter, die Nacht hindurch, den ganzen nächsten Tag und erneut in die Nacht hinein. Die spiegelglatte Wasseroberfläche wurde nur von den Tropfen gebrochen, die von den Rudern flogen, und den sanften Wellen, die der Bug der Eroean in die schimmernde See schickte.
Schlag!… Schlag!… Schlag!…
Bair stand im Licht des aufgehenden Viertelmondes, der im Westen allmählich versank, auf dem Vordeck der Eroean und beobachtete den silbrigen Glanz auf den gekräuselten Wellen und dem leichten Wogen der ruhigen See. »Himmel, Aravan«, rief er schließlich und drehte sich zu seinem kelan herum, »wird der Wind denn jemals wiederkommen?«
Aravan seufzte. »Sagte ich nicht, elar, dass wir der Gnade von Rualla, der Herrin der Winde,
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