Mithgar 18 - Drachenkrieg
absinkt. Und bisher ist es nicht zurückgekommen.«
»Der Abgrund«, murmelte Bair und sah Aravan an.
»Was?«, erkundigte sich der Hafenmeister.
»Ich glaube, das Wasser ist in einen Abgrund gefallen«, meinte Bair. »Wenn dem so ist, wird es nie wieder zurückkommen.«
Als der Hafenmeister verständnislos den Kopf schüttelte, wandte sich Aravan an den Fetten Jim und Brae. »Rudert zur Ereoan zurück und sagt Nikolai, er soll der Mannschaft in den nächsten zwei Tagen abwechselnd Landurlaub geben. Ihr beide geht mit den Ersten. Wer will, findet mich im Roten Slipper. Sagt der Mannschaft, dass ich für alle zahle.«
»Aye, aye, Käpt’n«, antwortete der Fette Jim zackig und grinste über das ganze Gesicht.
Während die Männer ins Dinghi stiegen, machten sich Aravan und Bair auf den Weg zum Roten Slipper. »Wir bleiben zwei Tage und feiern mit der Mannschaft, denn sie hat sich prächtig geschlagen. Am dritten Tag jedoch segeln wir weiter, nach Ardental. Es wird Zeit, dass deine Familie erfährt, dass du noch am Leben bist.«
Bair nickte. »Ich glaube auch, dass sie sich schon Sorgen machen. Immerhin habe ich sie vor… wie lange ist das her? Oh, ich habe sie vor einem Jahr und acht Monaten verlassen.«
Aravan grinste. »Wolltest du nicht sagen, du bist ihnen davongelaufen, hm?«
Bair errötete. »Ich war ein Wächter und alt genug.«
Aravan hob friedfertig die Hand. »Allerdings, wie du mir mehr als einmal gezeigt hast.«
Sie schwiegen, während sie nebeneinander her zum Roten Slipper gingen. Schließlich fragte Bair: »Was wird aus der Eroean? Ich meine, lassen wir sie einfach zurück?«
»Vorläufig, ai, aber beim Langen Tom und Nikolai ist sie in guten Händen.«
Dann standen sie vor dem Roten Slipper.
Während der folgenden zwei Tage feierten sie mit der Mannschaft, ruhten, tranken, aßen, feierten, spielten, kämpften und taten, was auch immer ihnen noch einfiel. Am Morgen des dritten Tages kam ein Karren an und lieferte ein Fass des dunklen, starken Gebräus aus dem Elfenhort Vorn. Aravan kaufte die ganze Lieferung, damit sie an die Mannschaft der Eroean ausgeschenkt werden konnte: insgesamt zwei Hektoliter.
Als Aravan seinen Krug hob und mit Bair anstieß, sagte er: »Gib acht, elar, denn das Bier aus Vornholt ist recht stark. Ich rate dir, vorsichtig zu trinken.«
»Vorsichtig, kelan? Ich muss Euch mitteilen, dass ich mit jedem mithalten kann! Hoy, Langer Tom, kommt und setzt Euch zu uns.«
Aravan quittierte diese Unvernunft der Jugend mit einem Kopfschütteln, als Tom an ihren Tisch trat, eine kleine Rothaarige am Arm. »Käpt’n, Meister Bair, ich möchte Euch gern Larissa vorstellen, jau. Sie hat eingewilligt, mein Eheweib zu werden.«
»Hai!«, rief Bair und hob den Krug. »Wenn das nicht nach einem Toast schreit, meint ihr nicht auch?« Die Feier dauerte bis spät in die Nacht.
Am nächsten Morgen taumelte ein bleicher, zitternder Bair in den Schankraum. Seine Kleidung saß schief, er hatte einen Stiefel in der Hand, den anderen am falschen Fuß. Er schlurfte an den Tisch heran, an dem Aravan frühstückte. »Kelan, kelan, ich glaube, ich habe mit einer dunkeläugigen Schönheit geschlafen, aber ich kann mich an nichts erinnern. Ich meine, als ich aufwachte, lag sie in meinem Bett, oder ich in ihrem, ich weiß wirklich nicht, wie es war. Was soll ich jetzt tun?«
Aravan lachte schallend.
Gerade jetzt blickte Bair auf den Schinken, der auf Aravans Brett lag, neben vier Spiegeleiern. Er würgte, schlug sich die Hand vor den Mund und stürmte zur Tür. Aber noch bevor er sie erreichte, sah er sich verzweifelt um, fand jedoch nicht, was er suchte, und erbrach sich in seinen eigenen Stiefel.
Deshalb blieben sie noch einen Tag länger, damit Bair sich erholen konnte. Und wann immer eine gewisse dunkeläugige junge Schönheit ihm zulächelte, errötete er bis unter die Haarwurzeln.
Und trank keinen Schluck mehr von diesem Bier aus dem Vornholt.
An dem Tag sprach Aravan auch mit dem Langen Tom. »Wir segeln morgen nach Händlermark, wo ich die Eroean in Eure Obhut übergebe, Tom, denn ich werde eine Weile fort sein.«
»Wie lange, Käpt’n?«
»Ein oder zwei Monate.«
»Wäre es dann in Ordnung, Käpt’n, wenn ich mit ihr hierher zurücksegle? Ich meine, also … etliche von der Mannschaft, na ja, sie würden gern helfen, die Stadt wieder aufzubauen, und wir könnten abwechselnd Schicht tun, wenn das Schiff hier im Hafen liegt, damit die Eroean jederzeit in See
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