Mithgar 18 - Drachenkrieg
auswärts, in einem sich ausweitenden Ring, der kleiner wurde, je weiter er strömte. Dennoch hätte er die Eroean beinahe zum Kentern gebracht. Sie schwamm vierhundert Seemeilen entfernt.
Doch das Nichts war verschwunden, Der Große Abgrund versiegelt, während sich die Wasser des Meeres immer noch über der Stelle drehten. Auch von dem Großen Mahlstrom war kaum noch etwas zu sehen, ebenso wenig von den Algen und den Wracks, und auch das prachtvolle Leichte Mädchen war untergegangen. Die Felseninsel, die sich einst dort aus dem Meer erhoben hatte, war verschwunden, wie auch die Kristallgrotte, und mit ihr Gyphon und Ydral, der eine von einem Silbernen Schwert getötet, der andere von einem Werwolf.
Woge um Woge rauschte über das Meer, als wäre ein ungeheurer Felsen ins Wasser geworfen worden. Jede Woge jedoch war kleiner als jene, die die Eroean beinahe zum Kentern gebracht hätte. Dem Langen Tom war es gelungen, die Kontrolle über das Schiff wiederzugewinnen, und er hatte den Bug so in die Wogen gedreht, dass er die folgenden Wellen gezielt ansegeln, auf ihnen hinaufreiten und am anderen Ende wieder heruntergleiten konnte. Als der Abend dämmerte, wurden die Wogen immer länger und niedriger, und auch wenn der Lange Tom Aravan, Bair und das Leichte Mädchen erst in einigen Tagen erwartete, hatte er die Schiffslaternen doch entzünden und an Deck bringen lassen, als Leuchtfeuer. Denn auch wenn der silberne Mond tief am östlichen Himmel stand, wollte er sicher gehen, dass sein Käpt’n und der Jüngling die Eroean finden konnten. Vorausgesetzt sie hatten die Katastrophe überlebt, die sich dort am Großen Mahlstrom ereignet haben musste.
Während sie langsam nach Westen kreuzten, hing Nikolai mit einem Lot an der Reling und meldete, dass das Wasser frei von Algen wäre. Doch dann rief ein Ausguck plötzlich: »Himmel, der Mond!« Tom drehte sich um, sah nach achtern und hinauf, aber der große Schatten, der über die silberne Scheibe geglitten war, war bereits verschwunden. Doch dann hörten die Männer ein Rauschen wie von gewaltigen Schwingen, und im nächsten Augenblick fegte ein riesiger dunkler Schatten in einem großen Bogen über dem Meer auf sie zu. In dem Geschrei und Lärm der Männer, von denen sich einige unter Deck flüchteten, etliche versuchten, die Speerschleudern in Stellung zu bringen, und andere auf die Knie fielen und beteten, setzte Raudhrskal unter dröhnendem Drachengelächter Aravan und Bair auf dem Achterdeck der Eroean ab, bevor er sich mit donnernden Schwingen erneut in die Luft erhob und davonflog.
34. Kapitel
HEIMKEHR
März bis Juni, 5E1010 (Gegenwart)
Mit dem Wind von achtern Steuerbord segelte die Eroean nach Süd-Südost. Aravan, Bair, der Lange Tom und Nikolai standen um den Kartentisch im Salon des Kapitäns herum, während der Elf einen Kurs auf einer Seekarte einzeichnete. Erneut servierte Noddy den Tee, während sich auf seiner Miene immer noch das ehrfürchtige Staunen darüber abzeichnete, dass Aravan und Bair von einem Drachen durch die Luft zurückgebracht worden waren.
»Ihr wollt das Schiff tatsächlich durch die Silberne Meerenge manövrieren?«, erkundigte sich Nikolai und blickte auf die markierte Route.
»Allerdings«, gab Aravan zurück. »Denn das ist der schnellste Weg, und wir müssen eilen, um dem Hochkönig zu Hilfe zu kommen.«
»Warum sollten wir ihm helfen?«, wollte Nikolai wissen.
»Aus dem Osten marschiert eine gewaltige Armee nach Westen, Nikolai. Sie haben einen Drachen in ihren Reihen.«
»Himmel, noch ein Drache?«, stieß Noddy hervor.
»Aye, Noddy, und zwar Ebonskaith. Und das ist noch nicht alles, denn die Rover von Kistan ziehen ebenfalls in den Krieg, wie auch die Fäuste von Rakka im Süden. Mich deucht, dass sie sich bereitmachen, ebenfalls in das Reich des Hochkönigs einzufallen. Im Westen herrscht Krieg, und wir müssen so schnell wie möglich zurückkehren.«
»Aber Kapitän«, wandte Nikolai ein. »Wie sollen wir einen Drachen bekämpfen?«
»Ich weiß nicht, was wir gegen einen Drachen auszurichten vermögen, aber ich weiß, wie wir den Rovern zusetzen können«, antwortete Aravan. »Falls wir nicht schon zu spät kommen.«
Der Lange Tom ballte eine Faust. »Ah, wir versenken diese verfluchten Piraten, jau, das verstehe ich!«
Noddy runzelte die Stirn. »Aber ich habe nichts Gutes von der Silbernen Meerenge gehört. Und das Wetter dort wird noch kälter. Ich meine, wir haben uns durch einen
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