Mithgar 18 - Drachenkrieg
schrecklichen Schneesturm gekämpft, um hierherzukommen, Käpt’n, warum segeln wir dann nicht auf demselben Weg zurück? Nur diesmal nicht durch das Polarmeer. Ich meine, wenn man auf die Karte blickt, dann scheint unser Hinweg kürzer als der Rückweg über die Silberne Meerenge zu sein.«
Aravan senkte zustimmend den Kopf. »Kürzer, was die Entfernung angeht, Noddy, aber er kostet mehr Zeit. Denn wenn wir Kurs auf die Meerenge nehmen, segeln wir mit dem Wind. Sollten wir aber zum Kap der Stürme fahren, dann haben wir den Wind gegen uns. Deshalb dauert das, was kürzer aussieht, in Wirklichkeit länger, weil wir kreuzen müssen.«
»Rualla«, murmelte Bair.
»Allerdings, Rualla«, antwortete Aravan.
Also ging die Eroean, während das Polarmeer noch mehr in der Kälte versank, obwohl der Frühling auf den Sommer zuging, auf einen weiten, kreisförmigen Kurs, mit dem Ziel, diese widrigen Gewässer zu durchqueren. Sie fuhr einer gefährlichen Meerenge entgegen, von der aus sie den West-onischen Ozean erreichen wollten.
Tag um Tag segelten sie nach Südosten. Der Wind wehte kräftig und schlug launisch um, während sie immer mehr nach Osten kamen. Sie verließen die Sindhu-See, durchquerten ein kurzes Stück des Hellen Meeres und segelten südlich an der Großen Insel vorbei ins Südliche Polarmeer. Jeden Tag ging die Sonne später auf und früher unter, denn der Sommer nahte, im Süden war das die kalte Jahreszeit, dort, im tiefen Süden, wo tagelang gar keine Sonne scheinen würde. In diese stürmische See fuhren sie hinein, und sie alle beteten darum, dass sie diesmal kein Schneesturm überraschen möge, vor allem, wenn sie sich in dem schmalen Kanal befanden. Doch je näher sie dem polaren Kontinent kamen, desto heftiger wurde das Wetter. Die Eroean kämpfte sich durch Schnee und Eis, den stürmischen, heulenden Wind, der manchmal von vorn, dann wieder von achtern kam, und manchmal sogar querab pfiff. Und jeder Tag war kürzer und dunkler als der vorherige, aber sie machten unter den drohenden, düsteren Wolken dennoch gute Fahrt.
Das Leben unter Deck ging derweil genauso weiter. Während das Schiff rollte und krängte, spielten die Männer Würfel und Karten oder sangen Lieder, begleitet von der keuchenden Quetschkommode des Fetten Jim.
Auch für Aravan und Bair gab es keine Veränderungen, und wenn sie nicht auf der kleinen, geschützten Brücke waren und das Schiff durch die dunklen Gewässer leiteten, am Eis vorbei, ihre Fortschritte maßen oder andere Pflichten erfüllten, dann saßen sie in ernste Gespräche vertieft, wie zum Beispiel an jenem Abend während des Essens im Salon des Kapitäns, als Bair sagte: »Ich habe an unsere Gespräche von vor etwa einem Jahr gedacht, kelan, als wir auf dem Weg nach Bharaq waren.«
Aravan hob eine Braue. »Auf dieser Reise haben wir über viele Dinge gesprochen, elar.«
»Ich meine unser Gespräch über das Wesen der Götter und den Großen Schöpfer, von den innewohnenden Kräften, der natürlichen Welt, dem Zufall und den Umständen.«
Aravan nickte und trank einen Schluck Tee.
Bair tunkte ein Stück Brot in die Brühe und schob sich das triefende Stück in den Mund. Er kaute und schluckte, während Aravan darauf wartete, dass der Jüngling weiterredete. »Damals fragte ich Euch Folgendes«, sagte Bair dann auch. »Sind nicht Adon und Elwydd, Garion, Fyrra, Raes, Theonor und die anderen, selbst Gyphon und Brell und Naxo und Ordo, sind sie keine Götter?
Ihr antwortetet: >Vielleicht<, und fuhrt dann fort, dass Adon Selbst sich nicht so nennt, sondern meint, dass auch Er von den Parzen gelenkt wird.«
Das Schiff ritt über eine Welle, und Bair hielt seine Teetasse fest, als sie über den Tisch glitt. Dann sah er seinen kelan an. »Vielleicht sind jene, die wir Götter nennen, Aravan, nur Wesen von großer Macht, denn dass ein sogenannter Gott getötet werden kann, scheint dies zu bestätigen.«
Aravan hob eine Hand. »Möglicherweise ist das so, elar, doch merke auf: Keiner weiß, wer das Silberne Schwert geschmiedet hat, jedenfalls niemand, mit dem ich sprach. Ob nun Zauberer oder gar Dwynfor, der größte der elfischen Waffenschmiede, oder jemand gänzlich anderes, ich weiß es nicht. Sollte jedoch ein Gott tatsächlich diese Klinge geschaffen haben, Adon, Garion, Theonor oder einer der anderen, die du erwähntest, dann scheint mir, dass ein Gott durchaus eine Waffe schmieden kann, die einen anderen Gott zu töten vermag.«
Verzweifelt schlug Bair
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