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Mithgar 18 - Drachenkrieg

Mithgar 18 - Drachenkrieg

Titel: Mithgar 18 - Drachenkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dennis L. McKiernan
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Armlänge von ihm entfernt wütete.
    Ala nickte, wischte sich die Tränen ab und versank ebenfalls in Meditation.
    »Jetzt, Gestaltwandler, borge mir erneut deinen Geist«, murmelte der Alte.
    Bair erreichte wieder die Schwelle zwischen Wandlung und Sein, ging nicht weiter und fiel auch nicht zurück.
    »Flieger, zieh deinen Geist zurück«, murmelte der Hüter.
    Langsam faltete Ala seine Flügel.
    »Aravan«, wisperte der Hüter, sprach Aravans richtigen Namen aus, doch es vollzog sich keine Verwandlung. Erneut drehte sich der Greis zu dem Phael um. »Zieh dich zurück!«
    »Es ist schwierig, nicht ans Fliegen zu denken«, erwiderte Ala, der aus seiner Meditation gerissen wurde. »Dennoch…«
    Erneut meditierte der Phael, entfaltete seine Schwingen und faltete sie wieder.
    »Aravan«, wisperte der Hüter.
    Auch diesmal scheiterte der Versuch, und der schwarze Falke suchte mit unverminderter Wut einen Weg aus seinem Gefängnis.
    Jetzt kam auch Bair aus seinem meditativen Zustand zurück. »Wir können ihn nicht so lassen«, meinte er. »Wir müssen einen Weg finden, ihn erneut zu verwandeln, sonst wird er immer ein Falke bleiben.«
    »Du musst ihn beruhigen, Gestaltwandler.«
    »Aber wie?«
    »Das weiß ich nicht«, gab der Hüter zu. »Denn dazu kenne ich ihn nicht gut genug. Aber er muss beruhigt werden.«
    Bair runzelte bestürzt die Stirn, als er überlegte, was den Geist eines wilden Falken wohl beruhigen könnte. Aber es war Ala, der schließlich sagte: »Ich werde ihn besänftigen.«
    Der Phael sprach mit vielen Zirp- und Pfeiflauten mit dem Terzel, und plötzlich hörte der Vogel auf, herumzuhüpfen und zu kreischen. Er wandte den wilden Blick seiner blauen Augen auf den Phael.
    »Jetzt, Gestaltwandler«, zischte der Greis.
    Bair glitt in den Zustand leichter Meditation und trat an den Rand der Wandlung.
    »Jetzt, Flieger, zieh dich zurück.«
    Ala spreizte erneut seine Flügel, träumte vom Fliegen, dachte dann ans Nicht-Fliegen, daran, auf dem Boden zu stehen, und zog die Flügel ein.
    »Aravan«, flüsterte der Mentor.
    Erneut gab es einen platinsilbernen Blitz, und wieder saß Aravan in dem Kreidedreieck. Der Alor sah sich mit einem wilden Blick um, doch sofort nahmen seine blauen Augen einen ruhigen, vernünftigen Ausdruck an.
     
    Ein Monat verstrich, dann noch ein weiterer, und in dieser Zeit wandelte sich Aravan immer wieder in die Gestalt eines Falken. Er übte nicht nur, seine Gestalt zu wandeln, sondern auch, den Terzel an Jäger zu binden, wie auch an Bair, denn, wie der Hüter gesagt hatte: »Es ist so, dass der Terzel loyal sein muss, sonst sind all unsere Mühen umsonst.« Und nach und nach erreichten sie, dass nur der Wolf und der Jüngling den Falken füttern durften.
    Dabei war Ala von größter Bedeutung, denn der Phael konnte den wilden Vogel bändigen und ihn außerdem davon überzeugen, dass weder Bair noch Jäger eine Gefahr bedeuteten. Langsam, nach und nach, lernte der Vogel Valke, dem Jungen und dem Wolf zu vertrauen.
    Im selben Maß verlangte der Hüter auch immer weniger von Bairs und Alas Feuer, und verringerte so allmählich ihre Beteiligung an dem Prozess, bis sich Aravan am Ende allein verwandelte, obwohl er diese Gabe nicht durch Geburt besaß. Er verwandelte sich vom Elf in den Falken und vom Falken zum Elf, ohne jede Hilfe - bis auf die eines klaren Kristalls, in den vor mehr als zwanzig Jahren das Bild eines Falken eingraviert worden war.
    Trotzdem war Valke ein Geschöpf der Wildnis, eine ungezähmte Kreatur, die kaum Vernunft besaß, denn der Falke wurde von anderen Trieben geleitet als der Elf. Und jetzt, in Umkehrung des alten Lehrer-Schüler Prinzips, war es Bair, der Aravan unterwies, auch wenn sich beide ein wenig unwohl dabei fühlten, weil der Mentor zum Protege geworden war und umgekehrt. Bair unterwies Aravan in den Wegen und Gefahren des Gestaltwandeins, erinnerte sich an das, was er selbst einst gelernt hatte, und betonte immer wieder, dass der Falke, zu dem Aravan wurde, ein Wesen der Wildnis war, kein Elf in Gestalt eines Falken, sondern ein Falke, der nur weit klüger war als alle anderen, ein Falke, der von Zeit zu Zeit höchst merkwürdige und für Falken ungewöhnliche Bedürfnisse haben würde, die denen der Elfen glichen, vielleicht sogar denen eines bestimmten Elfs, eines Elfs namens Aravan. Dennoch, der Terzel, zu dem Aravan wurde, würde nur selten so denken, und das auch nur, wenn Aravan einen klaren Gedanken fasste, bevor er sich wandelte.

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