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Mithgar 18 - Drachenkrieg

Mithgar 18 - Drachenkrieg

Titel: Mithgar 18 - Drachenkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dennis L. McKiernan
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befahl er dem Toten zu hören.
    Er tauchte seine langen, gekrümmten Finger in das Blut, schmeckte es, genoss den kupfernen Geschmack und rief: »Peiso moi!« Damit befahl er dem Toten zu gehorchen.
    Danach ließ Ydral das Blut auf die durchbohrten Augen des Kadavers fallen, und zischte: »Idoü tois ophtalmois tois toü nekroü!«, womit er dem Toten befahl zu sehen, was nur die Toten sehen können, Visionen jenseits von Raum und Zeit.
    Ydral leitete die Energie, die er dem Mann und dem Mädchen gestohlen hatte, wieder in die Leiche hinein, während er den nächsten Befehl aussprach: »Idoü toüs polemious toüs emoüs toüs me nun dioköntous!« Er befahl dem Toten, durch den Raum hindurch den Feind zu suchen, der ihn vielleicht verfolgte.
    Als das gestohlene Feuer aus ihm herausrann, flüsterte er: »Heure autoüs!« - und befahl dem Kadaver damit, den Feind zu suchen.
    Ydral knirschte mit den Zähnen, als er noch mehr von dem, was er geraubt hatte, verbrauchte, und stieß die zwingenden Worte: »Tön päton tön autön heure!« aus. Damit befahl er dem Kadaver, den Weg des Feindes zu finden.
    Dann befahl er: »Eipe moi hö horäei!« Das zwang den Toten, zu enthüllen, was er sah.
    Jetzt zitterte Ydral am ganzen Körper, als er den Rest seines geraubten Feuers anzapfte und sang: »Ana kai lekse!« Es war der Befehl an den Leichnam, sich zu erheben und zu sprechen.
    Und den Rest des Feuers verbrauchte er, als er das endgültige Wort sprach: »Egö gär ho Ydrälos de keleuno se!« Damit rief er seinen Namen an als den, der über die Toten gebot.
    Wie eine Legion von Stimmen, die sich in ferner Qual erhoben, füllte sich der Pavillon mit zahllos wisperndem Stöhnen, während sich der Kadaver bewegte. Die Leibgarde zuckte vor Entsetzen zurück, bis zum Rand des Pavillons, so weit weg, wie sie es nur wagten, als wollten sie fliehen. Doch das trauten sie sich nicht. Ydral, dessen gelbe Augen in einem geisterhaften Licht glühten, rief erneut: »Ana kai lekse; egö gär ho Ydrälos de keleuno se!«
    Eine nasse, blutglänzende Hand erhob sich, als versuchte sie, die Luft zu packen, während das Blut über jeden freigelegten Muskel rann. Langsam, qualvoll langsam, drehte sich der Kadaver auf die linke Seite. Sein enthäuteter Torso hob sich, die Haut fiel ab wie ein Gewand, das sich gelöst hatte. Die rohen Finger, deren Knochen gebrochen waren, packten rechts und links den Rand des Altars, und der Leichnam stützte sich auf seine vor Blut triefenden Arme. Erneut drang das Stöhnen unzähliger Stimmen aus einem schlaffen, lippenlosen Mund, und blutnasse Muskeln zogen sich zusammen, erschlafften und arbeiteten, als der Kadaver seinen enthäuteten Schädel zu Ydral wendete. Die durchbohrten Augen in dem hautlosen Gesicht starrten den an, der ihn gerufen hatte. Ein grauenvoller Chor aus wispernden Stimmen, die wie eine einzige sprachen, erfüllte die Kammer des Pavillons. Die Wachen jaulten bei diesem hohlen Klang vor Entsetzen auf, sahen sich nach einem Versteck um, einer Fluchtmöglichkeit. Aber sie wagten es nicht. Die Stimmen sprachen in einer Zunge, die die Wachen nicht verstanden.
    Varför ni… Warum … warum … warum hast du mich gerufen … mich gerufen … mich gerufen … mich gerufen … echote der geisterhaft Chor aus Murmeln, Wispern und Zischen. Einzelne Stimmen traten hervor, verklangen wieder, wurden überlagert, wurden kräftiger, schwächer, erhoben sich, sanken herab, Murmeln über Murmeln über Murmeln, und alle fragten … fragten … fragten …
    Ydral antwortete in derselben Sprache, der Sprache der Dorfbewohner. Denn jene, welche sich in der verbotenen Wissenschaft der Psukhomanteia übten, der Schwarzkunst, mussten viele Sprachen beherrschen, denn das war gelegentlich … nützlich. »Versuch nicht, noch mehr auszuweichen, Toter. Stattdessen tu, wie jai befohlen habe! Wo ist der Feind, der mehr folgte? Der Elf, der den Speer mit der Kristallspitze trägt?«
    Immer noch starrten die durchlöcherten Augen Ydral an, aber dessen gelber Blick wankte nicht. Schließlich, in dem saugenden Geräusch blutender, roher Muskeln, drehte der Leichnam erneut den Kopf. Er suchte, blickte nach Südosten und etwas hinab. Myriaden von Stimmen wisperten, murmelten, und gleichzeitig hallten ebenso gequälte Echos mit, wisperten, raschelten, als würden zahllose Stimmen gleichzeitig wispern, sprechen und alle sich Gehör verschaffen wollen. Das Murmeln schwoll an und verebbte, viele Stimmen sprachen gleichzeitig

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