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Mithgar 18 - Drachenkrieg

Mithgar 18 - Drachenkrieg

Titel: Mithgar 18 - Drachenkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dennis L. McKiernan
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durch diesen schlaffen, reglosen Mund, und jedes Wispern kündete von einem anderen Ereignis; ein Wirrwarr aus zischendem Geraune.
    … Zauberer versammeln sich … zwei folgen … viele marschieren … schwarz geßügelte Flieger … der König ruft … Tempel… Dämon …
    Doch Ydral lauschte auf die stärksten Stimmen, deren Wispern nicht leicht von der Vielzahl zu unterscheiden war, denn wie er einem seiner Söhne, einer der vielen Früchte seiner Lenden, einst gesagt hatte, einem Sohn, den er in Baroness Leva Stoke eingepflanzt hatte, auf besonderen Wunsch ihrer Mutter nämlich, Madam Koska Orso, die Ydral für genau diese Aufgabe gerufen hatte. Das war ein Sohn, der vor nicht ganz zwanzig Jahren von eben diesem Speer tragenden Elf und vier weiteren ermordet worden war. Er hatte also diesem Sohn Bela gesagt: »Vertrau dem Wort ahntoter Seele nur wenig, denn für den Toten hat die Zeit nur wenig Bedeutung. Sie sehen die Vergangenheit und die Gegenwart und die Zukunft gleichzeitig, und für sie ist es alles dasselbe. Wenn der Psukhömantis, der Schwarzkünstler nicht den Willen, die Kraft und die Ausdauer besitzt, die Macht, ihm einen Fokus zu geben, dann werden die Stimmen der Toten Worte hervorbringen, die dem Rufenden nur wenig von Nutzen sein können, denn sie können ahn Botschaft bringen, die für jemand ganz anderen gedacht ist. Tji musst sehr genau hinhören, um den Wahrsprecher zu hören, der fiir tji wichtig ist. Wenn tji diese Stimme aussondern kannst, dann können Worte von Wert kommen, so wie sie kamen, als jai herausfand, dass einer, durch dessen Adern Elfenblut fließt, mein Untergang sein wird. Konzentriere dich, beherrsche, sonst wird das, was tji erfährst, ins Desaster führen.«
    Und so, seinen eigenen Worten eingedenk, lauschte Ydral sehr sorgfältig, versuchte, aus den Myriaden von gequält flüsternden Stimmen diejenige auszusondern, die eine Stimme des Wahrsprechers, die seine Frage beantwortete. Und aus dem schlaffen, blutigen Mund des Toten drang Gemurmel, Gezischel, ein Wispern, das den Pavillon erfüllte.
    Doch unter diesen wispernden Stimmen war eine stärkere, denn das Opfer auf dem Altar war frisch geschlachtet worden, und Ydral vermutete, dass diese Stimme diesem Leichnam zuzuordnen war. Speer getragen von … Grüne Kräuter… Jordier … Zwerge stehen … drei kleine … Silberwolf … an die Wand gefesselt … gehäutet … laufen unter … die Brücke stürzt ein … Falke in der Nacht… schwarze Rüstung wiedergeholt … das Schiff… sie kommen …
    Ydrals Augen weiteten sich. »Der Speer wird von einem Silberwolf getragen? Kommt Dalavar Wolfmagier?«
    Während das Stöhnen aus zahllosen Kehlen aus dem schlaffen Mund des Leichnams drang, drehte der Tote seinen Schädel, und die blutigen Muskeln glitten übereinander, Knorpel knackten und Knochen schabte auf Knochen. Aus den durchbohrten Augen quoll Blut, als sie durch die Winternacht zu starren schienen, in die Ferne blickten. Und als der verstümmelte Blick über sie glitt, zuckten die Wachen vor Entsetzen noch weiter zurück, drückten sich an die Pfeiler des Pavillons, machten Gesten gegen das Böse, andere traten von der Plattform hinab in den Schnee, wollten fliehen, und waren doch außerstande, die Folgen eines solchen Tuns zu tragen.
    Schließlich sprach die stärkste der Stimmen unter dem Gezischel zahlloser anderer von dem Wolfmagier in Valon, der mit sechs Silberwölfen unterwegs war, von denen jedoch keiner einen Speer trug.
    Ydral runzelte verwirrt die Stirn, denn er kannte keine anderen Silberwölfe als die, mit denen Dalavar unterwegs war. Er starrte den Leichnam an. »Wie nah sind der Speer und der Draega?«
    Zahlloses schluchzendes Stöhnen drang aus dem klaffenden Mund, aber keine Antwort kam.
    Jetzt wechselte Ydral in die Sprache der Psukhomanteia, der Schwarzkunst, und befahl den Toten, den Aufenthaltsort des Speers zu enthüllen. »Tön pdton tön autön heure!«
    Langsam erstarb der Chor jammernder Stimmen. Schließlich, als würde er suchen, erneut suchen, drehte der Leichnam den Kopf, die Muskel glitten schmatzend übereinander, und blickte wieder nach Südosten. Als er das tat, spannten sich die blutigen Sehnen und Muskeln an, der Kiefer klappte zu und ein grauenvoll lippenloses Grinsen überzog das hautlose Gesicht. Im selben Augenblick ertönte ein Hornsignal von den Wächtern am Rand des Dorfes, dann ein anderes Hornsignal, und noch eines. Irgendwo blitzte es auf, ein lärmender Tumult folgte,

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