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Mittagessen Nebensache

Mittagessen Nebensache

Titel: Mittagessen Nebensache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott
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ging alles unwahrscheinlich
einfach. Nachdem Richards weitere zehn Minuten an den Eisenstangen gearbeitet
hatte — allerdings nur sehr zaghaft, aus Furcht, von den O’Connors gehört zu werden
—, war er direkt dankbar, als ihn David reichlich unzeremoniell aus seinem
Gefängnis befreite und zu uns ins Zimmer holte. Er blickte ängstlich von einem
zum anderen und wirkte wie ein in die Falle gegangenes Wiesel.
    Ich bezweifle, daß das nun
folgende inquisitorische Verhör jemandem Freude bereitete — ausgenommen David.
Er hätte einen perfekten Erpresser abgegeben. Seine Fragen prasselten mit
unerbittlicher Strenge auf den kleinen Mann nieder. Lege Mr. Richards Wert darauf,
daß seine Frau erführe, er habe sich zu nachtschlafender Stunde in Miss Waynes
Schlafzimmer aufgehalten? Sei er damit einverstanden, daß diese nächtliche
Exkursion zum Hauptgesprächsthema in Tiri würde?
    Die Antworten mußten naturgemäß
verneinend ausfallen.
    »Aber ich habe doch nur meinen
Hund gesucht«, beteuerte Richards. »Bestimmt, ich wollte nur nach Quicky sehen«, wiederholte er immer wieder aufs neue . David stieß ein melodramatisches Lachen aus.
    »Versuchen sie nur, anderen
diese Geschichte zu erzählen. Erzählen Sie das nur Ihrer Frau. Immerhin, nicht
schlecht erfunden. In der ersten Nacht, in der Miss Adams abwesend ist, tauchen
Sie hier auf und wollen uns dann weismachen, Sie hätten nur nach dem Hund
geschaut!«
    Ich konnte mir nicht helfen,
aber ich fand dieses Spiel reichlich grausam. Ruth ging es nicht anders. »Sehen
Sie Mr. Richards, es handelt sich ja nicht allein darum, daß man Sie in meinem
Zimmer gefunden hat«, warf sie mit ruhiger Stimme dazwischen. »Ich persönlich
glaube Ihnen gern, daß Sie nur nach Quicky gesucht
haben, aber ich bezweifle, daß jemand anderes Ihnen diese Geschichte abnehmen
wird. Und von mir können Sie unmöglich verlangen, daß ich mich in der
Öffentlichkeit zu Ihrem Fürsprecher mache. Im übrigen haben Sie sich ja selbst überzeugen können, daß Quicky sich nicht in meinem Zimmer befand.«
    »Diesmal nicht. Aber ich möchte
wetten, daß sie viele Nächte hier war. Immer dann, wenn ich sie vermißt habe.«
    »Viele Nächte«, wiederholte
Ruth bedächtig. »Damit sind wir ja schon beim springenden Punkt angelangt. Das
wollte ich von Ihnen hören. Warum vermißten Sie Quicky eigentlich gerade immer nachts? Zu welcher Arbeit
benötigen Sie zu so ungewöhnlicher Zeit den Hund? Und können Sie mir vielleicht
verraten, warum Ihren Nachbarn ständig Schafe abhanden
kommen ? Zwar immer nur ein paar, aber am Ende des Jahres kommt doch eine
stattliche Anzahl zusammen.«
    Es sei doch nicht seine Schuld,
wenn manchen Leuten die Schafe wegstürben, brummte Richards.
    »Aber sie sterben doch gar
nicht«, erwiderte Ruth nachsichtig. »Es sind gute kräftige Tiere, die auf sehr
geheimnisvolle Weise verschwinden. Mrs. Lees
Lieblingsschaf zum Beispiel war sehr lebendig, als Sie es in Ihren Pferch
hinübermanipulierten. Sie wollten es doch in die Fleischfabrik schicken, nicht
wahr?«
    Er starrte Ruth aus großen
Augen an. Also dieses Mädchen steckte hinter der ganzen Geschichte, schien er
zu denken. In diesem Augenblick mochte ihm blitzartig klargeworden sein, daß
David zwar den bösen Mann markieren konnte, Ruth aber die gefährlichere Feindin
war.
    Ruth nickte. »Ganz recht, ich
war es, die Mrs. Lees Schaf aus Ihrem Pferch wieder
herausgeholt hat. Das wußten Sie ja auch ohnehin, nicht wahr? Aber stellen Sie
sich einmal vor, was die Leute nun denken werden, wenn sie erfahren, daß Sie
nachts in mein Schlafzimmer eingedrungen sind? Ganz bestimmt wird niemand
glauben, daß Sie mich lediglich — nun sagen wir einmal — erschrecken wollten.
Man wird vielmehr annehmen, daß Sie etwas viel Schlimmeres im Schilde führten.
Eine sehr üble Geschichte für Sie, Mr. Richards, finden Sie nicht auch?«
    Er knurrte, daß er sich den
Teufel um das Gerede der Leute schere. Es sei sowieso nur lausiges Pack, das
hier im Bezirk beheimatet sei.
    »Aber was tun Sie unter all dem
lausigen Pack«, konterte Ruth sofort. »Sie mögen uns nicht, und wir mögen Sie
nicht. Ich nehme an, daß Sie schon morgen Ihre Farm verkaufen könnten?«
    Er erwiderte aufgeblasen, daß
ihm erst in der vergangenen Woche ein außerordentlich gutes Angebot gemacht
worden sei.
    »Aber ich verkauf, wann es mir paßt«,fügte er störrisch hinzu, »und nicht, um anderen
Leuten damit einen Gefallen zu tun.«
    »Das glaube ich nun doch

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