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Mittagessen Nebensache

Mittagessen Nebensache

Titel: Mittagessen Nebensache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott
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wieder
nicht«, fuhr Ruth mit aufreizend sanfter Stimme fort. »Wenn Sie nämlich erst im
Gefängnis sitzen, haben Sie keine Möglichkeit mehr, Ihre Farm an den Mann zu
bringen. Und es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis Sie erwischt werden, das
sollten Sie selbst wissen. Inzwischen sind nämlich alle auf Sie aufmerksam
geworden. Sie werden ständig beobachtet, und drei oder vier Mann sehen mehr als
einer.«
    Er wurde leichenblaß .
»Gefängnis!« stieß er wütend aus. »Wer spricht hier vom Gefängnis!«
    »Ich! Soviel ich weiß, steht
auf Schafdiebstahl eine Gefängnisstrafe — und zwar eine ziemlich lange. Lieber
Mr. Richards, an Ihrer Stelle würde ich verkaufen. Gewiß ist es doch überall
schöner als im Gefängnis?«
    »Lassen Sie es sich gesagt sein
— das ist Verleumdung!«
    »Und Ihre Zeugen?« fragte Ruth
sehr beherrscht.
    Er blickte von Ruth zu David,
von David zu mir, und wußte, daß er verloren hatte. »Für Ihre Frau und die
Kinder wäre es gewiß hart, wenn man Sie einsperrte«, fuhr Ruth mit bezwingender
Eindringlichkeit fort. »Schließlich ist es eine furchtbare Schande, wenn jemand
aus der Familie im Gefängnis sitzt. Dabei könnten Sie doch auch ohne die
Diebereien gut leben, finden Sie nicht auch? Jeder gute Farmer kann das. Also,
geben Sie es lieber auf, ehe es zu spät ist.«
    Ich unterdrückte nur mit Mühe
einen Lachanfall. Wenn das doch Larry miterleben könnte! Ruth wirkte so
gelassen, ganz wie eine Lehrerin aus der Sonntagsschule, aber in einem
unmöglichen Aufzug.
    Schließlich gab er bei, nicht
ohne noch boshaft zu erklären, daß er froh sei, endlich von diesem Pack
wegzukommen. Aus dieser Gegend, wo man keinem Menschen trauen könne. Diese
Definition unserer Charaktere ertrugen wir mit Gelassenheit.
    »Und was ist mit dem Hund?«
fragte David scharf. »Sie können ihn nicht einfach mitnehmen, um ihn in einer
anderen Gegend erheut für ihre Diebereien zu mißbrauchen . Der Hund ist eine größere Gefahr als Sie, denn
er hat Verstand. Bei einem ehrlichen Menschen ist ein solches Tier geradezu ein
Segen, in der Hand eines Diebes aber ein fortwährender Schrecken für seine
Umgebung.«
    »Wer soll hier der Dieb sein? Quicky ist mein Hund. Ich habe jedes Recht über ihn.«
    »Selbstverständlich. Und wir
haben jedes Recht, Ihre nächtliche Eskapade an die große Glocke zu hängen. Nun
wählen Sie selbst.«
    Er zögerte. »Ich habe sechzig
Pfund für das Tier bezahlt.«
    »Dann gebe ich ihnen achtzig«,
sagte David prompt. »Damit haben Sie weder bei dem Hund noch bei Ihrer Farm
einen Verlust — ganz zu schweigen von dem Gewinn, den Sie aus den gestohlenen
Schafen gezogen haben.«
    Mit einem letzten haßerfüllten Blick auf Ruth verschwand Jock Richards aus unser aller Leben. Innerhalb von zwei Wochen hatte er die Farm
verkauft und brüstete sich damit, welch guten Preis er erzielt habe. »Bin
heilfroh, aus dieser üblen Gegend wegzukommen«, posaunte er laut. »Diese Leute
hier...!«
    Sobald wir allein waren,
prustete ich los, und Ruth stimmte in mein Gelächter ein. »So, das wäre
erledigt«, sagte sie schließlich. »Und nun will ich endlich diesen
schrecklichen Mantel ausziehen und ins Bett gehen. Ich danke euch vielmals.«
    »Du und uns danken? Ich bitte
dich! Du hast uns von einer Pest befreit, wir werden jetzt jedes Jahr eine
beträchtliche Summe sparen. Das war wirklich ein wundervoller Abend! Larry wird
sich ärgern, daß sie das versäumt hat. Du bist jedenfalls das schneidigste
Mädchen, das ich je kennengelernt habe, Ruth.«
    »Aber wieso nur? Dieser kleine
Mann hatte doch wirklich nichts Furchteinflößendes an sich. Larry wird sich
halb totlachen, wenn sie diese Geschichte hört.«
    Aber den letzten Teil dieser
>Geschichte< erfuhr Larry nie. Als ich bereits zum Wagen gegangen war,
schloß David noch den Laden ab. »Nein, ich nehme Quicky nicht mit«, hörte ich ihn sagen. »Ich will sie ja gar nicht. Sie gehört dir.
Ich habe sie nur für dich gekauft.«
    »Aber das kann ich nicht
annehmen, David«, protestierte Ruth. »Ein solch prächtiges Tier nur im Haus zu
halten, das wäre doch die reinste Vergeudung. Quicky würde bestimmt auch sehr unglücklich werden, wenn sie nichts mehr zu tun hat.«
    »Dann bringe sie mit, Ruth. Mit
auf meine Farm, meine ich. Du mußt mich dann eben heiraten. Daß ich dich liebe,
weißt du. Du bist das tapferste Mädel, das ich je kennengelernt habe, und — und
du bist so anders als alle andern... «
    Darauf Ruth, sehr ruhig,

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