Mittagessen Nebensache
dazwischen. Als ob das im
Augenblick eine Rolle spielte!
»In Miss Adams Schlafzimmer.
Schrecklich, nicht war ? Aber wo sollte ich denn hin
mit dem Vieh, als ich ihn kommen sah?«
»Wen sahst du kommen? Herrgott,
kannst du dich denn nicht endlich vernünftig ausdrücken?« rief David unwirsch,
und in diesem Augenblick wurde mir klar, daß ihm Ruth ziemlich viel bedeuten
mußte. Männer haben bekanntlich eine seltsame Art, ihre Zuneigung einzugestehen
— in kritischen Situationen werden sie dem geliebten Wesen gegenüber grob.
»Mit dem Telefon hatte ich mich
geirrt, ich war lediglich sehr nervös heute abend .
Ich knipste kein Licht an, sondern nahm meine Taschenlampe, und gerade, als ich
wieder in mein Zimmer gehen wollte, hörte ich draußen ein Geräusch. Ich schaute
aus dem Fenster und sah einen Mann, der sich suchend umblickte. Quicky knurrte, und ich legte ihr schnell die Hand aufs
Maul, aber dann schob ich sie in Miss Adams Schlafzimmer. Ob sie mir das sehr
übel nehmen wird?«
»Jetzt rede endlich vernünftig
und im Zusammenhang«, bat David in mühsam bezwungener Ungeduld. »Wie kommt
Richards in dein Zimmer?«
»Nachdem ich Quicky versteckt hatte, beobachtete ich den Mann. Es war
tatsächlich Richards. Ich konnte mir auch denken, was er hier wollte — mich
beobachten, wie ich Quicky mit in mein Zimmer nahm,
mich dabei überraschen und dann Anzeige gegen mich erstatten. Ihr versteht doch
— mich des Diebstahls an seinem Hund bezichtigen.«
»Nette Situation«, brummte
David. »Dieser Dreckskerl! Aber weiter.«
»Schön! Ich öffnete also sehr
langsam die Haustür. Er stand jetzt vor meiner Tür und lauschte. Dann drehte er
vorsichtig den Türgriff um.«
»Gott, wie schaurig«, rief ich
entsetzt. »Wenn du nun im Bett gelegen hättest?«
»Nun ich lag ja nicht, und
außerdem war er hinter seinem Hund her und nicht hinter mir. Er starrte ins
Zimmer, und dann ging er auf Zehenspitzen über die Türschwelle. Und dann...
Tja, ich weiß auch nicht, was über mich gekommen ist, aber der Schlüssel
steckte von außen... Nun, kurz gesagt, ich war mit einem Schritt an der Tür und
versetzte ihm einen Stoß — und drin war er.«
»Was hast du getan...?« Ich
schnappte nach Luft.
»Tja, furchtbar, nicht wahr?
Ich bin ja ziemlich kräftig, er flog gleich bis zur Zimmermitte. Ehe er sich
hochrappeln konnte, hatte ich die Tür schon abgeschlossen. Gleich darauf rief
ich bei euch an — und das ist alles.«
»Alles...? Ich denke das reicht
auch«, tobte David. »Diesem dreckigen Kerl werde ich beibringen, daß man nachts
nicht bei wehrlosen Mädchen eindringt.« Damit stürmte er auch schon auf die Tür
zu.
Aber Ruth hatte jetzt wieder
ihren Verstand beisammen. Sie hielt ihn am Arm zurück. »Moment mal! Die
Eisenstäbe bekommt er nicht so schnell ab. Wir müssen jetzt rasch einmal
nachdenken.«
»Nachdenken? Worüber denn, zum
Teufel?«
»Wenn ich ihn nur hätte
davonjagen wollen, würde ich ganz einfach Mick zu Hilfe gerufen haben. Aber
jetzt, wo ihr hier seid... Begreift ihr denn nicht, welche Chance uns hier
geboten wird?«
»Eine Chance...?« Wie starrten
sie verständnislos an.
»Ich rief Susan an, weil ich
eine Zeugin brauchte«, begann Ruth mit leiser Stimme. »Dies hier ist eine
einmalige Gelegenheit, mit diesem widerlichen Menschen ein Exempel zu
statuieren. Stellt euch vor, wie die Leute darauf reagieren würden, wenn wir
diese Geschichte breittragen. Man wird sich kranklachen bei der Vorstellung,
wie ich den Kerl in mein Zimmer geschubst und eingesperrt habe. Er wäre
unrettbar der Lächerlichkeit preisgegeben, und zwar für alle Zeiten. Oder man
kann es auch anders herum machen. Was hat ein Mann zu nachtschlafender Zeit im
Zimmer eines Mädchens zu suchen? Wenn ich diese Angelegenheit vor Gericht
brächte, würde er eingesperrt. Versteht ihr, was ich meine? Wir müssen unsere Trümpfe
nur richtig ausspielen, dann gibt es für ihn nur eine Möglichkeit, sich aus der
Affäre zu ziehen — er muß seine Zelte hier abbrechen. Er muß aus unserem Bezirk
verschwinden.«
»Aber Ruth«, sagte ich
bedächtig, »das ist doch glatte Erpressung. Oder nicht?«
»Ach, zum Teufel mit
Erpressung«, rief Ruth mit blitzenden Augen. »Wer wird sich denn jetzt über
solche Spitzfindigkeiten den Kopf zerbrechen?«
Diesen Ausspruch hätte ebensogut Larry tun können. Sollte es möglich sein, daß
Paul doch recht hatte mit seiner Behauptung, Ruth sei von Larry bereits restlos
verdorben?
15
Es
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