Mittagessen Nebensache
weil ja das Vieh versorgt werden
muß, aber schließlich ist alles nur eine Frage der Einteilung. Was sagtest
du...? Worüber lachst du eigentlich?«
Doch gleich darauf lachte er selbst.
»Nun ja, wenn du unbedingt darauf bestehst... Aber ich weiß nicht, was Susan
davon hält?«
Er kam in mein Zimmer und sah
mich mit einem geradezu blöden Ausdruck an. »Anne möchte so schrecklich gern
unsere Kinder haben. Ja, alle beide. Sam übergibt ihr seinen Schatz anscheinend
ohne Bedenken.« Damit hatte er sich auch schon einen Koffer geschnappt, und
begann, die Sachen unseres Lieblings hineinzustopfen.
»Aber sie wird eine ganz schöne
Arbeit mit den beiden haben. Können wir ihr das denn antun?«
»Sie will es doch unbedingt.
Sie meint, auf die Art könne sie schon für später trainieren. Wir können ihr
diese Bitte unmöglich abschlagen. Bin nur mal gespannt, was der Panjandrum dazu sagen wird.«
Was er auch immer gedacht haben
mag — gesagt hat er jedenfalls nichts. Wahrscheinlich hatte er inzwischen
gelernt, mit seiner empfindlichen Tochter etwas behutsamer umzugehen. Eine
halbe Stunde später war Anne bereits vor unserer Tür, lachend und aufgeregt,
die zappelnde Christina neben sich im Wagen.
»Selbstverständlich muß ich
beide haben. Das ist doch viel einfacher, dann können sie wenigstens schön
miteinander spielen«, hörte ich ihre fröhliche Stimme. Ich dachte im stillen,
daß unsere Sprößlinge zweifellos miteinander spielen,
diese Tatsache die Situation für Anne aber keineswegs vereinfachen würde. Sie
steckte noch schnell den Kopf zur Tür herein, bevor sie wieder abbrauste.
»Arme Susan, du siehst ja ganz
mitgenommen aus. Entschuldige, wenn ich nicht hereinkomme, aber ich habe das
diesen dummen Männern versprechen müssen. Ach, meine Liebe, ist das ein
Durcheinander! Die arme Mrs. Hill und die arme Dawn —
und du und Larry krank ...«
Krächzend erwiderte ich, es sei
wirklich ausgesprochenes Pech, aber in wenigen Tagen würde ich wieder auf den
Beinen sein, und ob diese Kinder sie nicht doch zu sehr anstrengen würden?
»Aber nein! Mir geht es
ausgezeichnet, und... «
Sie brach plötzlich ab. »Oh,
Susan, warum mußt du nur diesen scheußlich großen Spiegel ausgerechnet
gegenüber der Tür hängen haben! Meine Spiegel sind schon seit Monaten
abmontiert. Mein Gott, ich hätte nie geglaubt, daß man so aussehen kann. Bei
dir und bei Larry fiel es weiter gar nicht auf.«
»Ich habe keine Ahnung, wie ich
damals ausgesehen habe, diesen Spiegel hier hatte ich nämlich mit einem Tuch
verhängt. Und Larry ist groß, bei ihr fiel es natürlich nicht weiter auf. Aber
was spielt das schließlich für eine Rolle? Die Hauptsache ist, daß du gesund
bist. Bitte Anne, sei vorsichtig. Wirst du diese schrecklichen Kinder nicht gar
zu sehr verwildern lassen?«
»Ach, keine Sorge. Sie werden
es wundervoll haben, und ich ebenfalls. Und außerdem — was sollte ich denn mit
nur einem anfangen? Da Papa so verrückt nach einem Jungen ist, kann er
Christopher übernehmen. Und Tim will ja unbedingt ein Mädchen, also hat er Christina.
Ich werde den beiden Männern zuschauen und mich amüsieren.« Sie verabschiedete
sich lachend. Christopher schien der Abschied von seiner leidenden Mutter
enttäuschend wenig auszumachen.
Es war tatsächlich eine
ungeheure Erleichterung, das Haus für uns allein zu haben. Wenn wir auch nicht
gerade die zweiten Flitterwochen verlebten — wie Paul es ausdrückte — , so
herrschte doch ungetrübter Frieden.
Falls der Colonel oder Tim
vielleicht eine Schattenseite an den lieben Kinderchen entdeckt haben sollten,
die sie so heftig begehrt hatten, so drang doch kein Wort davon jemals bis zu
Larry oder zu mir. Bereits nach zwei Tagen konnte ich wieder aufstehen und,
wenn auch reichlich wackelig auf den Beinen, wieder etwas im Haus
umherkriechen. Am nächsten Tag rief ich Larry an.
»Ja, diesmal liege ich nicht im
Sterben, ich bin wieder auf dem Posten. Das ist Sams Werk.«
»Hat er dich so gut gepflegt?«
fragte ich neiderfüllt, denn ich hatte unter Pauls gutgemeinten Ratschlägen und
Taten ziemlich zu leiden gehabt.
«Doch, auf seine Art sogar
ausgezeichnet. Man wird enorm schnell gesund, weil man seine Pflege einfach
nicht lange ertragen kann. Oh, Susan, du hast noch nie so eine fürchterliche
Krankenkost gesehen — Brot und Milch, und die Suppe war wie Spülwasser. Wie hat
Paul dich denn ernährt?«
»Nach dem gleichen Rezept. Ich
hörte übrigens, wie er sich mit Sam über
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