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Mitteilungsheft - Leider hat Lukas

Mitteilungsheft - Leider hat Lukas

Titel: Mitteilungsheft - Leider hat Lukas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Niki Glattauer
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paar der Buben dafür begeistern, die Cheerleader-Truppe zu verstärken. In Amerika ist Cheerleadern ja der DER Trend. Leider gibt es bei den Proben natürlich viel Körperkon…
    –  In den USA.
    –  Wie?
    –  Nichts, nichts.
    –  … viel Körperkontakt. Tja, und Lukas weigert sich hartnäckig, für die Proben sein Nasenpiercing abzustecken.
    –  DER Trend? Ehrlich?
    –  Sagt jedenfalls Frau Professor Sibera. (Lachen) Und ihr müssen wir glauben. Sie ist die Turnerin. Sie war früher Profisportlerin. Tennis, glaube ich, oder Tischtennis. (Halblautes Auflachen) Was Sport betrifft, halte ich es mehr mit Churchill.
    –  No Sports.
    –  Richtig.
    Lachen von beiden Seiten.
    –  Ich ehrlich gestanden auch. Sport ist Mord, wenn Sie mich fragen.
    Irgendwann hat sie mir ohne viele Worte Lukas’ Smart-Trottel zugesteckt. Und ich habe ihn ohne viele Worte genommen. Und dann hat sie mich ohne viele Worte in Lukas’ Klasse geführt. Zum Kuckuck, habe ich mir gedacht, das muss genau die Klasse sein, die ich vor fast 30 Jahren als Maturant verlassen habe. Sogar den Tafelschwamm, mit dem der Karli immer auf jeden Lehrer geschossen hat, der ihm den Rücken zuwandte, haben sie unter dem hölzernen Lehrertisch liegen gelassen.



8
C:\Users\Walter\Dokumente\LukasSchule\TagebuchadMitteilungsheft
Samstag, 23. 10.
    Gestern wieder einmal Bettgespräch zum Thema.
    –  Du weißt aber schon, dass das eine ziemlich aufgeschlossene Frau ist.
    –  Die Söllner? Aufgeschlossen? Du meinst, weil sie deinen Hang zur Unsportlichkeit teilt?
    –  Warum zielst du schon wieder unter die Gürtellinie?
    –  Entschuldige, das war gemein. Ich nehm’s zurück.
Also warum ist sie aufgeschlossen?
    –  Ihr geht es wirklich um Lukas. Ich meine, um das Kind. Um den Schüler.
    –  Das ist ihr Job, würde ich sagen.
    –  Aber das ist nicht selbstverständlich. Viele Lehrer unterrichten immer noch Gegenstände, nicht Kinder.
    –  Lehrerinnen.
    –  Ja, Lehrerinnen von mir aus.
Ich meine, sie ist gar nicht so, wie ich geglaubt habe, dass sie ist, nachdem ich sie bis jetzt nur durch deine Brille gesehen habe. Du solltest ihr eine zweite Chance geben. Sie ist … ich meine, so übel ist sie gar nicht.
    –  Wawa! Bitte! Hör mir auf! Was weißt du über diese Frau! Sie behandelt einen von oben herab. Sie ist rechthaberisch. Sie verwendet Worte wie …
    –  Wie „hör mir auf“? Dieses „mir“, Bine, das du neuerdings verwendest … hörst du dir eigentlich manchmal beim Reden zu? Solltest du nämlich. Wenn du sagen würdest: „Hör auf“, okay. Aber „hör mir auf“. Das nenne ich von oben herab.
    –  ---
    –  ---
    –  Wawa! Sie legt es darauf an, Lukas sitzenbleiben zu lassen. Glaub mir. Du wirst sehen. Sie verwendet Formulierungen wie „den Ernst der Lage klarmachen“ und „hiermit festhalten“. Sie will, dass Eltern bei ihr erscheinen. Erscheinen, Wawa! Sie ist eine typische Lehrerin aus Großvaters Zeit mit dem für Lehrerinnen aus Großvaters Zeit typischen Vokabular. Und jetzt hat sie es plötzlich mit Kindern mit Nasenpiercings und Google-Apps zu tun. Da gibt es Kollateralschäden, Wawa, das ist ein Krieg der Generationen.
    –  Mit genau einem Kind mit Nasenpiercing hat sie es zu tun, und dabei handelt es sich leider um unser Kind.
Bine. Auch wenn du es nicht hören willst: Die Söllner ist eine freundliche, gut aus… also auf… aufgeschlossene Frau, ich habe sie kennengelernt. Mir gegenüber hat sie nicht Großvaters Vokabular verwendet. Sie sagt zum Beispiel Performance. Sie ist …
    –  Weil sie Performance sagt? Um Gottes Willen! Das meinst du jetzt aber nicht ernst!
    –  Fuck! Sabine! Nicht weil sie Perf…
    – ICH HAB’S GEHÖRT, PAPI, DU HAST FUCK GESAGT!
    – ICH HAB’S AUCH GEHÖRT. 5 EURO!
    –  Okay, 5 Euro. Und ihr sollt schlafen und nicht zuhören, wenn wir miteinander diskutieren.
    – Ihr diskutiert nicht, ihr streitet schon wieder.
    –  Siehst du, die Kinder hören uns wieder einmal nur streiten. Eine super Kindheit, die du unseren Kindern in letzter Zeit bietest.
    –  ---
    –  ---
    –  Von mir aus müssen wir nicht streiten. Schon gar nicht im Bett.
    –  ---
    –  Wir könnten auch ruhig wieder einmal ein bisschen … lieb sein.
    –  Du meinst … lieb?
KINDER, LICHT AUS. ZEIT FÜR SCHLAFEN!
    Womit wir den Schnitt unserer sexuellen Aktivitäten überraschend und radikal auf drei Mal hinaufgeschraubt haben. Auf drei Mal im Jahr. Heute früh naturgemäß alles

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