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Mittelalter, 100 Bilder - 100 Fakten

Mittelalter, 100 Bilder - 100 Fakten

Titel: Mittelalter, 100 Bilder - 100 Fakten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reinhard Barth
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Januar 1077 – Heinrich erschien auf der Burg der Markgräfin Mathilde von Tuszien als Büßer vor dem Papst – konnte der König die Lösung vom Bann erreichen. „Canossa“ gilt seitdem als Symbol für die äußerste Demütigung, die einem Politiker passieren kann.
Ende Gregors VII.
    Der Bußgang Heinrichs IV. hinderte die deutschen Fürsten nicht daran, Rudolf von Schwaben zum Gegenkönig zu wählen. Doch Heinrich triumphierte militärisch über seinen Widersacher und konnte auch eine Anfang 1084 einsetzende Abfallbewegung in Rom (13 Kardinäle sagten sich von Gregor los) ausnutzen, um in die Stadt einzuziehen und sich von dem als Gegenpapst gewählten Klemens III. (Wibert) zum Kaiser krönen zu lassen. Gregor hatte sich in der Engelsburg verschanzt, sein Vasall, der Normannenherzog Robert Guiscard, befreite ihn, konnte sich aber in der Stadt nicht halten und nahm den Papst mit auf seinem Rückzug in den Süden. Gregor starb im Exil in Salerno am 25. Mai 1085.

König Heinrich barfuß im Schnee vor dem verschlossenen Burgtor – die Canossa-Szene wurde von den Künstlern des 19. Jahrhunderts dramatisch ausgestaltet, hier auf einem Holzstich nach einer Zeichnung von Hubert von Heyden, 1878
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    (c) akg, Berlin

Christliches Roll-back
Die Reconquista (seit Anfang des 11. Jh.)
    Die muslimische Herrschaft über die Iberische Halbinsel (seit 711) war nie ganz vollständig. Im Norden, in Asturien und Kantabrien, hielten sich christliche Herrschaften, von denen aus die Rückeroberung (spanisch „Reconquista“) ins Werk gesetzt wurde. Zunächst mit Raubzügen ins muslimische Gebiet, aber schon unter König Alfons II. von Asturien (791–842) kam es zu den ersten regelrechten Feldschlachten zwischen christlichen und muslimischen Heeren. Ihre eigentliche Dynamik erhielt die Bewegung Anfang des 11. Jahrhunderts unter Sancho III. von Navarra. Er versuchte eine Liga der christlichen Fürsten Spaniens zusammenzubringen, was allerdings nicht glückte.
    Historisch bedeutsamer wurde Sanchos Verbindung mit den Kluniazensern, die künftig die Pilgerfahrten zum berühmten Wallfahrtsort Santiago de Compostela in Galicien organisierten und in ihren europäischen Zweigstellen Freiwillige für den Kampf gegen die Muslime warben. Spaniens Kirche geriet so in den Einflussbereich der Kluniazensischen Reform. Der Tod des Königs Ramiro I. von Aragón 1064 im Kampf um die maurische Festung Graus wirkte als Fanal im Abendland. Papst Alexander II. rief zu einem Heiligen Krieg gegen die Ungläubigen auf. Ritterheere aus Nordfrankreich, Norditalien und aus Aquitanien zogen nach Spanien. Sie eroberten dort die Stadt Barbastro (nordöstlich von Zaragoza), die aber bald wieder verloren ging.
Versuchsfeld der Kreuzzugbewegung
    Wichtiger als das militärische Ergebnis der Aktion war der propagandistische Erfolg. Den Teilnehmern an dem Kriegszug wurde Vergebung ihrer Sünden versprochen und materieller Gewinn: Was sie den Muslimen abnahmen, durften sie behalten. Bedeutsam auch die Rückwirkung auf die Kirche: Das Papsttum hatte sich als kriegführende Macht etabliert. Insofern war die Reconquista Keimzelle und erstes Versuchsfeld der Kreuzzugbewegung.
    Der Kampf gegen die Mauren auf der Iberischen Halbinsel ging während der eigentlichen Kreuzzugepoche und danach unentwegt weiter. 1212 wurden die Muslime in der Schlacht von Navas de Tolosa entscheidend geschlagen. 1236 fiel Córdoba, 1262 Cadiz und 1268 Sevilla an die Christen. Die Reconquista fand ihren Abschluss mit der Einnahme Granadas, der letzten muslimischen Bastion, im Jahre 1492.
    El Cid
    Eigentlich hieß er Rodrigo Diaz de Vivar. Seine muslimischen Gegner nannten ihn „saijid“ (Herr), daraus wurde im Spanischen „Cid“. Er ist die Symbolfigur der Reconquista und wird in Spanien als Nationalheld verehrt, obwohl sein verschlungener Lebensweg (1043–1099) ihn auch auf einige Abwege führte. Aus niederem Adel stammend, diente er König Sancho II. von Kastilien als Heerführer in den Kriegen mit den christlichen Nachbarn und nach Sanchos Ermordung (1072) dem Nachfolger, Alfons VI. von León, nicht ohne diesem zuvor einen Eid abgenötigt zu haben, dass er keinen Anteil an der Mordtat habe. Auch weiterhin blieb er ein unbequemer, kantiger Untergebener, der mehrfach in Ungnade fiel und zeitweilig sogar auf die Seite der Muslime wechselte. Erst die Eroberung Valencias, die ihm 1094 – nun wieder Vasall König Alfons – glückte, begründete seinen Ruhm als „Campeador“, als Vorkämpfer

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