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Mittelalter, 100 Bilder - 100 Fakten

Mittelalter, 100 Bilder - 100 Fakten

Titel: Mittelalter, 100 Bilder - 100 Fakten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reinhard Barth
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historischen Schriften auch bedeutende naturkundliche und medizinische Werke
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    (c) dpa/Picture Alliance, Frankfurt am Main

„Illuminierte“ Handschriften
Buchmalerei
    Früh schon entstand im Christentum das Bedürfnis, die Abschriften des Alten und Neuen Testaments und die Werke der Kirchenväter mit Bildschmuck zu versehen. Illuminationen nennt man die Bilder und Ornamente, die den Handschriften beigegeben wurden. Anfangsbuchstaben (Initiale), Zeilenausgänge, Blattränder oder ganze Seiten erhielten Verzierungen bis hin zu Bildfolgen, die sich über mehrere Seiten erstreckten. An Techniken hat die Buchmalerei die Federzeichnung, die aquarellierende Tönung, die Grisaille und die Deckfarbenmalerei hervorgebracht. Bei letzterer ist bis ins 14. Jahrhundert ein Goldgrund charakteristisch. Die Federzeichnungen waren meist skizzenhaft, Deckfarbenbilder entstanden in einem vielschichtigen Arbeitsvorgang, unter Beteiligung mehrerer Maler, meist als Ergebnis aus den Kloster-Schreibstuben.
Malschulen
    Die Buchmalerei des Mittelalters entwickelte sich zunehmend auf der Basis von Aufträgen der Kaiser und Bischöfe, was eine hohe künstlerische Ausprägung förderte. Für die Illuminierung vor allem liturgischer Texte, also der Evangeliare, der Missale und Psalter, entstanden bedeutende Malschulen, z.B. unter Karl dem Großen in Aachen, Metz, Tours, Reims. Die Malschulen in Trier-Echternach, Hildesheim, Regensburg, Salzburg, Fulda, Köln und auf der Insel Reichenau sind auf die sächsischen Kaiser (Ottonen) zurückzuführen. Auf der Reichenau entstand ein ganz eigenständiger Stil. Man verzichtete auf einen Schauplatz, ließ die Figuren mehr expressiv in Beziehung treten. Das Ergebnis ist die Vernachlässigung der Realität zugunsten des geistigen Inhalts.
    Evangeliare
    Zu den eindrucksvollsten Werken mittelalterlicher Buchkunst gehören die lateinischen „Lesungsbücher“ mit den Abschnitten aus den vier Evangelien für den Gottesdienst, die Evangeliare. Vor allem aus staufischer Zeit gibt es prächtige Exemplare mit silberner oder goldener Schrift auf purpurnem Grund, aufwendig geschmückt durch Illustrationen auf kostbarem Pergament und gebunden in edelsteinbesetzte und in Elfenbein gefasste Einbände. Man verwahrte die heiligen Texte in reich verzierten Kästen und legte die Bücher bei Hochämtern zum Zeichen der Anwesenheit Christi offen auf den Altar. In Prozessionen wurden sie mitgeführt, Kranken versuchte man durch Auflegen des Evangeliars Linderung zu verschaffen, bei Bischofsweihen berührte der Weihende den Kandidaten damit an Nacken und Schultern, um ihn in den Dienst Jesu zu nehmen, besonders feierliche Eide gewannen an Wirkung, wurden sie über einem solchen Buch geschworen
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    Eine danach häufiger aufkommende Aufnahme byzantinischer Einflüsse (über Italien) ist in allen europäischen Ländern zu verfolgen. Am Ende des 13. Jahrhunderts waren die Stilelemente der Gotik in die Buchmalerei fast aller westeuropäischen Länder vorgedrungen. Das Hauptelement spielt dabei eine realistische Darstellungsweise, die Wiedergabe von Perspektive, Landschaft, Stofflichkeit sowie reale Proportionen von Körperfigur und Raum. In der Gotik kamen auch weltliche Themen vor, etwa in der Großen Heidelberger („Manessischen“) Liederhandschrift des frühen 14. Jahrhunderts mit ihren Turnierszenen und Porträts von Minnesängern. Die Höfe von Bourges, Dijon und Paris entwickelten sich um 1400 zu künstlerischen Hochburgen der Buchmalerei. Die Brüder von Limburg mit ihrem verfeinerten Stil und ihrer Realitätsnähe in der Darstellung von Landschaften und Bauten wirkten auf die Tafelmalerei. Mit dem Aufkommen des Buchdrucks und der Holzschnittillustrationen wurde die Buchmalerei dann allerdings zu teuer und unrentabel.

Der Evangelist Lukas. Eine Abbildung aus dem Evangeliar von Saint-Laurent in Lüttich, 11. Jahrhundert. Evangeliare, Bücher mit einzelnen Bibelabschnitten für den Gebrauch im Gottesdienst, wurden in den Kirchen des Mittelalters wie Heiligtümer verwahrt
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    (c) dpa/Picture Alliance, Frankfurt am Main

Gott will es!
Der Aufruf zum Ersten Kreuzzug (1095)
    In der zweiten Hälfte des 11. Jahrhunderts musste sich das Oströmische Reich schwerer Angriffe von Seiten der türkischen Seldschuken erwehren, die nach Kleinasien vordrangen. Wiederholt ergingen Hilferufe an die Christenheit im Westen. Papst Urban II. (1088–1099) nahm schließlich das Gesuch auf. Er dachte allerdings weiter als die Herrscher

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