Mittelalter, 100 Bilder - 100 Fakten
auseinandergetrieben
.
1066 griffen sie in Erbschaftsauseinandersetzungen in England ein; Herzog Wilhelm, genannt der Eroberer, überquerte mit einer Invasionsflotte den Ärmelkanal, besiegte den englischen König Harald Godwinsson in der Schlacht von Hastings und ließ sich in Westminster zum König von England krönen. Normannische Führungsschicht und unterlegene Angelsachsen fanden in der Folge zu einer Synthese zusammen, die dem englischen Nationalcharakter sein besonderes Gepräge gab.
Königreich Sizilien
Bereits 1016 ließen sich die ersten Normannen als Söldner von den süditalienischen Städten anheuern, die die Herrschaft der Byzantiner abschütteln wollten. Einmal angekommen, blieben sie dort und zogen weitere Landsleute nach. Mitglieder der Familie Hauteville, etwa Wilhelm Eisenarm († 1046), Robert Guiscard († 1085) und Roger I. († 1101), schufen sich aus Ländereien, die sie Byzantinern und Sarazenen abnahmen, eigene Herrschaften in Apulien, Kalabrien und auf Sizilien. Eine Generation später fasste Roger II. († 1154) die normannischen Grafschaften und Fürstentümer des Südens zum Königreich Sizilien zusammen.
Der Normannenstaat in Süditalien vereinigte westlich-lateinische, griechische und arabische Traditionen, er wurde zentralistisch gelenkt und von einem effektiven Beamtenapparat verwaltet. Diese „modernen“ Strukturen wurden von den Staufern übernommen, als sie sich, 1186 eingeleitet durch die Heirat des Kaisersohnes Heinrich VI. mit Konstanze, der letzten Erbin des Hauses Hauteville, in den Besitz des Königreichs Sizilien setzten.
Der Wandteppich von Bayeux erzählt in sorgfältig komponierten Bildern die Geschichte von der Überfahrt der Normannen nach England und ihrem Sieg in der Schlacht bei Hastings. Im Ausschnitt: König Harald wird von einem Pfeil tödlich getroffen
.
(c) dpa/Picture Alliance, Frankfurt am Main
Papst gegen König
Der Gang nach Canossa (1076/77)
1073 kam ein Mann auf den Stuhl Petri, der es mit dem päpstlichen Machtanspruch besonders ernst meinte. Gregor VII. (Hildebrand) hatte seine geistliche Ausbildung in Cluny oder einem anderen Kloster der Kluniazenser, damals Träger der Kirchenreform, bekommen. Im „Dictatus Papae“, einer programmatischen Schrift vom März 1075, legte Gregor VII. die Leitsätze seiner Kirchenpolitik nieder. Ausgehend vom Primat des Papsttums innerhalb der Kirche sowie von dessen Vorrangstellung gegenüber der weltlichen Gewalt forderte er die Unterordnung der Kaiser und Könige unter seine geistliche Herrschaft: „Des Papstes Füße allein haben alle Fürsten zu küssen.“ Neben dem Verbot der Priesterehe und der Simonie (des Ämterkaufs) trat der Kampf gegen die Laieninvestitur in den Vordergrund, da der Papst das alleinige Recht auf Ein- und Absetzung der Bischöfe beanspruchte.
Investiturstreit
Der unausweichliche Konflikt zwischen weltlicher und geistlicher Gewalt, der Investiturstreit, entzündete sich an der Besetzung des Erzbistums Mailand. Heinrich IV. gab 1075 das Amt an einen Mann seiner Wahl, den königlichen Kaplan Thedald, was heftigen Protest mit Bannandrohung durch Gregor VII. zur Folge hatte. Heinrich IV. sah darin wiederum einen Angriff auf die königliche Herrschaft. Er konnte sich auf eine romfeindliche Stimmung im deutschen Episkopat verlassen; auf der Wormser Reichsversammlung im Januar 1076 wurde der „falsche Mönch“ Gregor wegen ungültiger Wahl für abgesetzt erklärt. Dieser antwortete umgehend mit Exkommunikation und Absetzung des Königs und der Lösung aller Eide, die Heinrich geleistet worden waren.
Das Wormser Konkordat
Der Investiturstreit fand weder zu Papst Gregors VII. Lebzeiten noch zu denen seines Widersachers Heinrich IV. († 1106) einen Abschluss. Erst Heinrichs IV. Sohn, Kaiser Heinrich V. (1106–1125) konnte sich mit der Kirche in Rom auf einen Kompromiss verständigen: Das Wormser Konkordat von 1122 legte den Verzicht des Kaisers auf die Einsetzung der Bischöfe und Reichsäbte fest. Als Gegenleistung gestattete der Papst dem Kaiser, bei den Wahlen anwesend zu sein und die Lehenshuldigung des geistlichen Fürsten entgegenzunehmen. Das von den Ottonen im 10./11. Jahrhundert begründete Reichskirchensystem mit der vom König abhängigen hohen Geistlichkeit war damit aufgegeben
.
Oppositionelle Reichsfürsten beschlossen daraufhin auf einem Fürstentag in Tribur, Heinrich abzusetzen, falls er sich nicht binnen Jahresfrist vom Bann löste.
Mit dem Gang nach Canossa im
Weitere Kostenlose Bücher