Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mittelalter, 100 Bilder - 100 Fakten

Mittelalter, 100 Bilder - 100 Fakten

Titel: Mittelalter, 100 Bilder - 100 Fakten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reinhard Barth
Vom Netzwerk:
Handelsverbindungen mit dem Osten gegeben. In der Wikingerzeit (ca. 800–1050) wurden sie intensiviert und ausgebaut. Um die Mitte des 9. Jahrhunderts erreichten die Skandinavier über den Finnischen Meerbusen und die Newa den Ladoga-See, an dessen Südufer sie den Handelsplatz Aldjuborg (heute Staraja Ladoga) gründeten. Er wurde zum Ausgangsort der weiteren Erschließung: Die Händler zogen über die großen Flusssysteme Russlands bis zum Kaspischen Meer, wo es Anschlussmöglichkeiten an die innerasiatischen Handelsstraßen und die Route nach Bagdad gab, und bis ans Schwarze Meer, an dessen Küste sie Verkehr mit Konstantinopel, der Metropole des Byzantinischen Reiches, aufnahmen.
Aktionen gegen Konstantinopel
    Entlang den Wasserstraßen schufen sich die Waräger Stützpunkte unter anderem in Nowgorod, in Kiew und auf der Insel Berezanji im Dnjepr-Delta. Ausgedehntere Landnahme fand nicht statt, die Waräger waren auch nicht so sehr an Unterwerfung oder Verdrängung der Einheimischen interessiert, sondern eher am friedlichen Handel. Dennoch blieben Kampfhandlungen nicht aus, am Unterlauf des Dnjepr zum Beispiel mussten sich Händler regelmäßig gegen Überfälle der dort ansässigen Petschenegen wehren, und mit Byzanz stand das Handelsimperium von Kiew häufiger auf dem Kriegsfuß; es kam zu Flottenaktionen der Waräger gegen Konstantinopel, und sogar zu Versuchen, die Stadt zu stürmen (so im Jahr 860).
Das Reich von Kiew
    Über die Rolle der Waräger als Staatengründer ist lange debattiert worden. Vor allem in der Sowjetunion wollte man lange Zeit nicht zugestehen, dass Ausländer an der Entstehung des russischen Staates beteiligt gewesen sein könnten. Ausgrabungen der jüngsten Zeit haben allerdings genügend Nachweise über Ausdehnung und Bedeutung der Warägersiedlungen in Russland erbracht, so dass zumindest eine Mitwirkung der handeltreibenden skandinavischen Oberschicht an den Staatsbildungsprozessen angenommen werden kann. Das gilt für die Herrschaft der Rurikiden (Nachkommen des legendären Gründers Rurik) in Nowgorod wie für das Reich von Kiew, in dem sich die erste Territorialherrschaft auf russischem Boden entwickelte und das als Keimzelle des heutigen Russland angesehen wird.

Russische Krieger zu Schiff in einer Darstellung des 10. Jahrhunderts. Der Verkehr auf den Flüssen und Strömen war die Grundlage für die Entwicklung von Staaten in den Weiten Russlands
.
    (c) Interfoto, München

Wikinger werden sesshaft
Die Normannen (10.-12. Jh.)
    „Nordmanni“ nannten die fränkischen Chronisten die rauen Männer aus dem Norden, die seit dem Ende des 8. Jahrhunderts an den Küsten Westeuropas erschienen. Die Bezeichnung blieb über die eigentliche Wikingerzeit an einer bestimmten Gruppe haften, nämlich denjenigen Wikingern aus Dänemark und Norwegen, die sich um 900 an der Seinemündung niederließen. Ihr Führer Rollo schloss 911 einen Vertrag mit dem westfränkischen König Karl III. dem Einfältigen, der ihm die Grafschaften Rouen, Evreux, Lisieux sowie einige angrenzende Gebiete übertrug – das künftige Herzogtum Normandie. Rollo wurde Gefolgsmann des Königs und ließ sich taufen. Ein Prozess der Romanisierung setzte ein, die Normannen vertauschten ihr hergebrachtes Recht mit dem fränkischen und nahmen die französische Sprache an.
    Die Schlacht von Hastings
    Die Heere, die am 14. Oktober 1066 bei Hastings in der Grafschaft East Sussex aufeinandertrafen, waren etwa gleich groß, jeweils 8000 Mann, aber ungleich gegliedert. Bei den Normannen unter Herzog Wilhelm gab es neben der Infanterie noch starke Kontingente von Bogenschützen und vor allem eine Reitertruppe von etwa 2000 Mann. Die Mannschaft der Angelsachsen unter König Harald Godwinsson dagegen bestand aus Fußkämpfern und einer Handvoll Bogenschützen, Kavallerie fehlte völlig. Dennoch sah es lange so aus, als sollte die Normanneninvasion an diesem Tag ihr Ende finden. Alle Angriffe, ob von Reitern oder Infanteristen vorgetragen, prallten an dem Schild-wall der Angelsachsen, die sich auf eine Hügelstellung zurückgezogen hatten, ab. Erst als diese anfingen, ihrerseits den vermeintlich geschwächten Gegner anzugreifen, wendete sich das Blatt. Einzeln vorgeprellte angelsächsische Trupps wurden umzingelt und niedergemacht. Dann erfolgte, nachdem der Kampf schon acht Stunden gedauert hatte, ein letzter Generalangriff der Normannen. Er brachte den Einbruch in die Front der Verteidiger. König Harald fiel, sein Heer wurde

Weitere Kostenlose Bücher